Was ist eine Blockchain? (für Nicht-IT’ler)

Wie funktioniert das eigentlich mit einer Kryptowährung wie z.B. Bitcoin. Aha, die basiert auf einer Blockchain-Technologie. Ja, das hilft mir jetzt auch nicht richtig weiter. Wenn Du hier zustimmen kannst, bist Du beim nachfolgenden Artikel gut aufgehoben.

Blockchain ist eine Technologie, Bitcoin ist die Nutzung dieser Technologie

Die Blockchain ist zunächst einmal nicht einfach ein “Stück Technik” (also Hard- oder Software), sondern eine Technologie. Eine Technologie beschäftigt sich per Definition auch mit dem Wissen, aus dem der Prozess und das Ergebnis hervorgehen. Dies können auch wirtschaftliche, rechtliche, soziale und andere Aspekte sein.

Auf Basis der Technologie “Blockchain” kann beispielsweise ein Anwendungsgebiet “Kryptowährung” betrieben werden. Bitcoin oder Eterum sind konkrete Beispiele für Kryptowährungen.

Es lassen sich darüber hinaus viele andere Anwendungsmöglichkeiten auf Basis der Technologie Blockchain finden, die zunächst nichts mit einer Währung zu tun haben.

Warum überhaupt eine Blockchain?

Fast logisch, aber sicherheitshalber erwähnt: Die Blockchain basiert auf dem Einsatz von IT. “Die Blockchain” ist im Endeffekt eine Datenbank. Also etwas für die IT ganz Alltägliches: eine Kombination aus Hard- und Software, auf der Daten abgespeichert werden. Die Blockchain ist kein Produkt eines konkreten Herstellers.

Der Grundgedanke der Blockchain-Technologie ist die “Transaktion”. Eine Transaktion findet in der Wirtschaft dann statt, wenn ein Gut oder eine Dienstleistung über eine Schnittstelle transferiert wird.

Eigentlich basiert fast unsere gesamte Wirtschaft auf Transaktionen. Im Finanzsektor gibt es Finanztransaktionen (z.B. eine Überweisung, ein Aktienhandel). Im Handel besteht eine Lieferkette aus Transaktionen. Auch die Zulassung eines PKW’s oder die Eintragung einer Immobilie im Grundbuch sind Transaktionen. Im Gesundheitswesen bestehen Krankenakten und Behandlungsprotokolle aus Transaktionen. Diese Liste ließe sich beliebig fortführen.

Nun kann man sich fragen, warum man die relativ neue Technologie der Blockchain nutzen sollte? Schließlich verarbeiten IT-Systeme in allen Branchen seit Jahrzehnten Transaktionsdaten zuverlässig. Diese Frage ist vollkommen berechtigt.

Ein wesentlicher Bestandteil jedes professionellen IT-Systems ist die sogenannte “Transaktionssicherheit”. Je wichtiger ein System ist, desto mehr Aufwand (=Kosten) wird hierfür geleistet. Es spielen dabei mehrere Faktoren eine Rolle: so ist zu vermeiden, dass Transaktionen verloren gehen können oder fehlerhaft bzw. unvollständig sind (z.B. durch Fehler im System oder Ausfälle). Darüber hinaus muss man sicherstellen, dass Transaktionen nicht nachträglich verändert werden können.

Beispielsweise ist es bei einer Banküberweisung vollkommen undenkbar, dass der Auftrag durch einen Systemausfall “einfach weg” ist oder nachträglich manipuliert wird.

Datenbanken sind zunächst aber von Natur aus zunächst unsicher – sie speichern einfach nur Daten. Also versucht man durch umfangreiche Softwareprogramme und Prozesse sicherzustellen, dass die gespeicherten Daten sicher sind und nichts verloren gehen kann. Das kostet viel Aufwand, bedarf hoher Qualitätssicherungsmaßnahmen und es werden Redundanzen aufgebaut.

Man kann es sich vielleicht am besten anhand einer Excel-Tabelle vorstellen, bei der jede Zeile eine Transaktion darstellt. Ohne Sicherungsmaßnahmen kann kein Anwender gewährleisten, dass nicht jemand anders die Daten verändert hat. So können z.B. ganze Zeilen gelöscht sein (=Transaktion entfernt) oder einzelne Zellen verändert worden sein (=Transaktion manipuliert). Im Extremfall ist die ganze Datei kaputt (=Alle Transaktionen verloren). Also fängt man an, die Probleme durch entsprechende Gegenmaßnahmen zu reduzieren: Zellen mit einem Kennwort schützen, die Daten regelmäßig sichern usw.

Zurück zur Blockchain: die Technologie ist deswegen so interessant, weil sie die Absicherung von Transaktionen mitbringt. Die Stärke der Technologie ist die Transaktionssicherheit. Damit entfällt ein großer Aufwand bei der Entwicklung der Systeme und Prozesse. Natürlich hat sie – wie jede Technologie – dafür bei anderen Aspekten wiederum Nachteile. Doch dazu später mehr.

Wie funktioniert nun eine Blockchain?

Der Begriff “Blockchain” setzt sich aus den zwei wesentlichen Komponenten dieser Technologie zusammen: dem Block und der Kette (engl. “chain”).

Im “Block” werden die einzelnen Transaktionen hintereinander gespeichert. Ein Block wird nach einer bestimmten Anzahl von Transaktionen abgeschlossen und es wird der nächste Block erzeugt. Dieser wird quasi an den vorherigen angehängt – und es ergibt sich die Kette. Diese Kette wächst mit jedem Block weiter – vom allerersten Block (“Genesis”) bis zum aktuellen letzten Block.

Beim Abschließen eines Blocks greifen Mechanismen, die für eine Verschlüsselung sorgen, einen Zeitstempel einarbeiten und einen sogenannten Hash-Wert erzeugen. Dies ist eine Art Prüfsumme, die aus allen Inhalten des Blocks errechnet wird. Die einzelnen Blöcke werden aneinander gekettet und der Folgeblock kennt den Hash-Wert des vorherigen Blocks. Das fertige Erzeugen eines Blocks wird als das “Schürfen” (engl. mining) bezeichnet.

Neu hinzukommende Transaktion werden zunächst darauf geprüft, ob der Einreicher überhaupt zur Einreichung berechtigt ist. Anschließend werden die Transaktionen in eine Warteschlange gestellt. Sind genügend Transaktionen vorhanden, geht das Spiel wieder von vorne los.

Der dezentrale Ansatz

In einer sogenannten öffentlichen Blockchain gibt es nicht den einen zentralen Server, auf dem die Datenbank liegt. Es können beliebig viele Rechner zusammengeschaltet sein (man spricht hier von einem Peer-2-Peer-Netzwerk). Alle Rechner sind gleichwertig – es gibt keinen “Chef”. Diese Rechner werden “Knoten” genannt. Alle Knoten synchronisieren sich untereinander und alle validieren die Gültigkeit eines neuen Blocks. Erst wenn eine Mehrzahl der Knoten die Validieren vorgenommen hat, ist der Block gültig und wird in die Blockchain aufgenommen.

Diese dezentrale Verteilung bringt einen insgesamt höheren Ressourceneinsatz (=viele Rechner) mit sich als ein zentrales System und ist auch deutlich langsamer (=die Verteilung der Daten dauert).

Unternehmen können die Blockchaintechnologie daher auch in ihrem geschlossenem IT-Umfeld betreiben (private Blockchain). Dies reduziert den Ressourceneinsatz, verringert aber natürlich auch die Ausfallsicherheit. Auch hybride Ansätze zwischen öffentlicher und privater Blockchain sind möglich. Diese Unterschiede würden hier aber zu weit gehen.

Manipulation und Ausfallsicherheit

Eine nachträgliche Veränderung einer Transaktion in einem abgeschlossenen Block würde bedingen, dass der erzeugte Hash-Wert (=also die Prüfsumme) geändert wird. Da dieser Hash-Wert auch im Folgeblock hinterlegt ist, müsste auch dieser angefasst werden – und so weiter bis zum aktuellen Ende der Kette. Eine Manipulation bedürfte also eines sehr großen Rechenaufwandes und wäre somit extrem teuer.

Durch den dezentralen Ansatz und die Synchronisation der einzelnen Knoten untereinander würden die anderen Knoten die Manipulation sofort bemerken und die fehlerhaften Blöcke ablehnen. Ein Angreifer müsste tatsächlich mindestens 51% aller Knoten gleichzeitig manipulieren, damit keine Ablehnung erfolgt.

Durch die Synchronisation auf viele Rechner wird der Ausfall eines Systems vollkommen irrelevant, da eine Kopie auf vielen anderen Rechnern existiert. Wird der ausgefallene Rechner wieder in Betrieb genommen, synchronisiert er sich erneut. Je mehr Knoten in der Blockchain betrieben werden, desto mehr erhöht sich die Ausfallsicherheit.

Bitcoin als Anwendung der Blockchain

Bitcoin (stellvertretend für “Kyptowährungen”) basieren auf der Technologie der Blockchain. Es gilt der oben beschriebene Prozess – die Transaktionen sind die einzelnen Zahlungsvorgänge in Bitcoin.

Um Benutzer dazu zu animieren, das “Schürfen” (also das Erzeugen der Blöcke) zu übernehmen, bedarf es eines Anreizes. Konkret werden sie in der geschürften Währung, also in Bitcoin bezahlt.

Alle 10 Minuten wird die Bitcoin-Blockchain um einen neuen Datenblock erweitert. Dazu wird allen Minern (=Schürfern) eine komplexe mathematische Aufgabe gestellt. Es gilt das Windhund-Prinzip: wer die Aufgabe als erster korrekt löst, darf den Block erstellen und bekommt dafür die definierte Anzahl von Bitcoins gutgeschrieben. Alle anderen Miner gehen leer aus. Somit wird die Gesamtsumme der sich im Umlauf befindlichen Währung genau um diesen Betrag höher. Aktuell erhält ein erfolgreicher Miner 6,25 Bitcoin zzgl. der im Block eingenommenen Transaktionsgebühren. Da sind beim Kurswert vom 20.11.2020 immerhin rund 96.000€. Das Ganze ist allerdings bei weitem nicht so trivial, wie es sich hier stark vereinfacht darstellt und benötigt immense Rechenleistung. Oft schließen sich mehrere Miner zu einem Pool zusammen.

Grundsätzlich kann jeder einen solchen Knoten in das Netzwerk integrieren und Bitcoins “schürfen” (daher kommt auch der Begriff für diesen Vorgang). Der Download einer Software auf den eigenen Rechner reicht (eine Websuche nach “bitcoin mining software” fördert diverse Produkte). Tatsächlich ist aber eine hohe Rechenleistung für das Schürfen und das Lösen der Aufgaben nötig – für den Einzelnutzer lohnt sich das kaum.

Eine hohe Rechenleistung und damit eine gute Erfolgsquote bedingt auch einen hohen Stromverbrauch für Rechner und Klimatisierung. So kommen inzwischen viele sogenannte “Miner” (Schürfer) aus China – über 60% der ins Netzwerk gespeisten Rechenleistung kommt aus dem Reich der Mitte. Ein Abwanderung in kältere Regionen mit günstigeren Strompreisen steht immer wieder im Raum. Derzeit entwickelt sich Kasachstan zu einem neuen “Mining-Paradies”.

Vor- und Nachteile

Die Blockchain-Technologie bietet eine ausfallsichere und manipulationssichere Datenbanktechnologie. Daten können somit dauerhaft und revisionssicher gespeichert werden. Die Blockchain kann mit auch mit kleiner Infrastruktur dezentral, z.B. in Schwellenländern, eingesetzt werden.

Auf der anderen Seite hat sie Nachteile, wenn das System wachsen soll (=Skalierbarkeit), viele Daten (=Datenmenge) schnell transportiert (=Datendurchsatz) oder komplexe Berechtigungen vergeben werden müssen.

Die Blockchain lässt sich sicherlich in vielen Bereichen der Wirtschaft einsetzen, da ein Großteil der Prozesse transaktionsbasiert erfolgt. Sie ist aber kein Allheilmittel oder eine Nachfolgetechnologie. Ausfallsicherheit und Manipulationssicherheit können auch mit “klassischer” IT erreicht werden – oft dann aber mit einem deutlich höheren Aufwand. Dafür dann aber auch mit anderen Vorteilen.

Zusammenfassung

Wie bei allen Technologien sind zunächst die Vorteile und Nachteile abzuwägen.

Bevor man dies tut, gilt es aber erst einmal zu überprüfen, was die zu erreichenden Ziele sind. So banal das klingt, so wichtig ist es. Eine Technologie muss der Erreichung des Ziels bestmöglich dienen – ganz oft wird es leider umgekehrt entschieden.

Pleo

Pleo: Kreditkarte mit eingebauter Spesenabrechnung

Anbieter für Konten und Kreditkarten gibt es wie Sand am Meer. Egal ob “klassische Banken” oder Fintechs – die Differenzierung ist teilweise minimal und höchstens über die Kosten wahrnehmbar. Umso interessanter sind Modelle, die auf eine konkrete Zielgruppe ausgerichtet sind und einen Mehrwert durch Zusatznutzen und eine entsprechende Integration bieten.

Über Beispiele für solche Mehrwertangebote habe ich in der Vergangenheit schon öfter berichtet: Holvi bietet eine Integration aus Online-Shop, Girokonto und Buchhaltung an. Penta bringt das Konto für Firmen mit der Buchhaltung enger zusammen. Kontist hat die Selbständigen und Freelancer als Zielgruppe ausgemacht und legt beispielsweise automatisch zu zahlende Steuern auf einem Unterkonto zur Seite.

Nun hat Pleo seine Plattform für den deutschen Markt gelauncht und eine eigene Niederlassung in Berlin eröffnet. Pleo bietet eine Lösung für einen Prozess, der in vielen Unternehmen noch sehr aufwändig ist: die Abrechnung der Reisekosten. Mehr oder weniger umständliche Excel-Tabellen, eine manuelle Weiterleitung der Belege und ein Auslegen und anschließendes Warten des Mitarbeiters auf die Gesamtsumme sind leider oft noch Standard.

Pleo ist eigentlich ganz einfach erklärt: jeder Mitarbeiter erhält eine (Mastercard Prepaid-) Kreditkarte, mit der die dienstlichen Ausgaben getätigt werden. Über die zugehörige App werden die Belege gleich direkt gescannt. Das Unternehmen kann quasi “live” verfolgen, welche Ausgabe getätigt werden. Eine mühsame monatliche Reisekostenabrechnung entfällt mehr oder weniger. Je nach dem gewählten Preismodell stehen auch Limitverwaltungen je Team und detaillierte Analysen zur Verfügung. Der monatliche Preis startet bei 5€ je Nutzer und beinhaltet sowohl eine physische Kreditkarte als auch virtuelle, z.B. für Online-Einkäufe.

Auch eine Verbindung zum Buchhaltungssystem ist möglich. Nach eigenen Aussagen arbeitet Pleo bereits an einer Datev-Anbindung, für deutsche Unternehmen sicherlich oft ein “must-have”.

Pleo wurde 2015 in Kopenhagen gegründet und operiert in vier Ländern. Größter Markt ist derzeit Großbritannien. 5000 Unternehmen sind bereits Kunden und man bezeichnet sich als einer der größten Firmenkartenanbieter der nordischen Länder.

Callcenter

N26 Service: Der Mobilfunkanbieter unter Banken?

Mobilfunkanbieter haben im Service ein Image-Problem: Hat man ein Problem, hängt man in einer “Service-Schleife” fest, wenn man überhaupt Antworten erhält. Probleme schnell zu lösen ist fast unmöglich. Der Kontakt zum Kunden in Form eines Call-Centers hat eh keine Kompetenz, etwas zu entscheiden. N26 scheint dem nachzueifern.

Vermehrt kann man es nachlesen:

  • 80.000€ vom Konto verschwunden, wochenlang keine Reaktion (Link)
  • Der CFO von Grover, Thomas Antonioli bezichtigt N26 auf LinkedIn des Diebstahls (Link)
  • Polizeieinsatz, weil sich ein Kunde nicht mehr anders zu helfen weiß, als vor Ort zu erscheinen (Link)

Die Liste ließe sich beliebig verlängern, wenn man in den sozialen Netzwerken schaut. Oder auch eigener Blogbeitrag aus 2017.

Was bedeutet “Service” bei N26? Ein eigenes Beispiel: als Geschädigter beim Mastercard-Priceless-Datenschutzproblem hat mich N26 angeschrieben, dass die Karte getauscht werden muss. Ungewöhnlich: ich müsste die neue Karte bestellen, die Kosten würden erstattet. Ich könne mich per E-Mail oder Chat an N26 wenden.

Hürde 1: es gibt keine E-Mail-Adresse! Auf allen Support-Seiten wird nur auf den Chat verwiesen. Lediglich auf der Seite für Kündigungen findet man noch eine E-Mail-Adresse.

Hürde 2: Im Chat hänge ich gut eine halbe Stunde, bis sich jemand meldet. Und dann werde ich rausgeworfen.

Also lasse ich das mit der Karte erst einmal. Ein paar Tage später kommt eine weitere Mail mit dem Hinweis, dass ich die Karte direkt in der App beantragen könne. Die Kosten würden automatisch erstattet. So funktioniert es dann auch. Die Karte kommt ein paar Tage später und lässt sich problemlos aktivieren. Nur die Gebühren sind noch nicht erstattet. Aber es gibt ja den Chat. Diesmal dauert die Wartezeit “nur” 5 Minuten. Nach der Wartezeit werde ich von der Mitarbeiterin (auf Deutsch) gefragt, wie sie mir helfen kann. Ich formuliere meinen Satz und schicke ihn ab. Zwei Minuten später die automatisierte Nachricht, dass es nach 23.00 Uhr ist und der Support nur auf englisch zu Verfügung steht. Würde ich deutschen Support haben wollen, würde ich mich schon wieder ärgern – warum kann man mir das nicht vor der Wartezeit mitteilen und warum fragt man mich erst auf Deutsch nach meinem Anliegen? Aber ich will weitermachen – geht aber nicht, die Mitarbeiterin Samina beendet den Chat einfach ohne weitere Kontaktmöglichkeit. Wiedereröffnen? Nicht vorgesehen…

Fazit: Eine Bank ohne Service

Ich mag mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn ich mal ein echtes Problem hätte und N26 nicht nur ein Zweitkonto wäre. Es geht hier eben nicht um einen Mobilfunkvertrag, sondern um echtes Geld – um die Lebensgrundlage.

Keine telefonische Erreichbarkeit, keine zeitnahen Antworten auf E-Mails, ein nicht funktionierender Chat. Und dann im Chat wahrscheinlich niemanden, der mir konkret in einer Notfallsituation helfen kann, sondern nur vertröstet.

Selbst wenn es kein massives Problem ist: was für eine (Entschuldigung: dumme) Idee ist es, dass ein Kunde zum Chat gezwungen wird, wenn dort nicht innerhalb von kürzester Zeit einen Ansprechpartner bekommt. Eine halbe Stunde oder auch nur 5 Minuten auf einen Handybildschirm zu schauen, ob etwas passiert, ist noch schlimmer als eine nervige Warteschleifenmusik. Wenn der Akku so lange überhaupt hält. Und dann noch immer minutenlang auf Antworten zu warten, weil der Mitarbeiter wahrscheinlich x Kunden gleichzeitig bedient. Da kommt Wertschätzung auf.

Irgendwie auch logisch

Schauen wir uns die Zahlen doch einmal an:

50.0000 Anfragen pro Woche bei 600 Mitarbeitern macht über 80 Anfragen je Mitarbeiter und Tag. Nebenbei das Ganze in 5 Sprachen, Urlaube, Krankheiten. Und die Mitarbeiter müssen regelmäßig geschult werden – das ist je Mitarbeiter schon eine wirklich Herausforderung. Wer einmal in einer Bank gearbeitet hat, der weiß, dass sich viele Fragen nicht “mal eben schnell” beantworten lassen und Zeit benötigen. Alleine diese Zahlen hinterlassen ein schlechtes Bild bei mir.

Wachstum oder Service?

N26 setzt massiv auf Wachstum und verliert dabei offensichtlich den Service aus den Augen. Es zeigt sich, dass auch bei einem hochdigitalisiertem Produkt Service nötig ist. Man muss sich nur die Communities aller Fintechs anschauen. Softwarefehler, fehlende Funktionen und dadurch notwendige manuelle Eingriffe, Verständnisprobleme, Endbenutzer-Hardwareprobleme (die gar nicht durch das FinTech zu verantworten sind), Systemausfälle – alles das bedingt guten Support. Besonders schlimm ist es, wenn eine Bank dies aus dem Auge verliert.

Neben der Bilanzzahlen ist der wesentliche Wert einer Bank durch Vertrauen definiert. Alle Kunden haben ein Grundbedürfnis: ihr Geld nur jemanden zu geben, dem sie Vertrauen. Jemand, der aber für nicht erreichbar ist oder nicht umgehend sich nachweislich eines Problems annimmt, der bekommt das Vertrauen nicht – und hat es langfristig auch verspielt.

Meine Hauptbankverbindung wird N26 definitiv nicht – und mein Konto steht derzeit bei minus 6€ – noch vertraue ich darauf, dass diese Gebühr für die neue Kreditkarte wieder gutgeschrieben wird.

Identifizierungslösung (KYC)

Volksbanken nutzen solarisBank für Identifizierungslösung (KYC)

Die bestehende Identifizierungslösung (KYC) für Firmenkunden der solarisBank wird in einem eigenen Geschäftsbereich gebündelt. Spannend an der Mitteilung ist ein damit bekanntgegebener neuer Partner: die Gruppe der Volks- und Raiffeisenbanken.

KYC

KYC meint “Know your Customer” und verpflichtet europäische Finanzunternehmen auf Basis vom Artikel 8 der 3. EU-Anti-Geldwäsche-Richtlinie zu besonderen Prüfungen. Bei juristischen Personen sind Art der Gesellschaft, Tätigkeit, Branche, Branchencode, Anzahl der Mitarbeiter, Besitzverhältnisse, Firmenstruktur, die wichtigsten (erwarteten) Finanzkennziffern und andere Punkte zu erheben.

Business-KYC-Lösung

Banken tun sich noch schwer, die Legitimation elektronisch durchzuführen – auch wenn sie vollmundig von Digitalisierung sprechen (siehe auch Digitalisierung bei Firmenkunden – ein Armutszeugnis). Dabei ist es der erste wichtige Schritt, eine digitalisierte Kundenbeziehung überhaupt aufzubauen.

Die solarisBank kann das schon länger – getrieben durch die Notwendigkeit des Startups Penta, die genau die Zielgruppe Firmenkunden bedienen. Wie von solarisBank gewohnt, läuft dies alles vollständig automatisiert und digital auf API-Basis – neue Kunden (genannt “Partner”) können den Service also extrem schnell implementieren (siehe auch solarisBank: Bankdienstleistungen aus der Steckdose für die digitale Wirtschaft). Auf der Plattform können Partner aus verschiedenen Verfahren wie IDnow oder PostIdent wählen.

Die Volksbanken als neuer Partner

Zunächst nutzen vier Volksbanken als Piloten die Lösung. Berliner Volksbank eG, Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee eG, Hannoversche Volksbank eG und die Volksbank BraWo – durchaus “Schwergewichte” bei den Genossen. Ein direkter Zugriff auf die solarisBank erfolgt nicht. Die Banken sind teil der über 70 Kunden, die den “BankingGuide” der BMS MMM BankingGuide GmbH für die ganzheitliche und umfassende Beratung von Firmenkunden nutzen.

Beweggründe

Ich will jetzt nicht mit “ich propagiere das schon lange” kommen, aber ich propagiere es schon lange. In 2015 konnte man es unter Banken: sind die großen IT-Tanker out? und in 2016 unter API-Banking: Zahlen Sie mit Karte oder Sofort-Kredit? nachlesen. Die großen Rechenzentralen haben ein Problem mit ihren abgeschotteten Kernbankverfahren. Das Mindset basiert nach wie vor auf der Vorstellung alles selber machen zu wollen und das Kernbankverfahren immer weiter zu optimieren. In der heutigen schnellen Welt, in der Lösungen in wenigen Wochen von der Idee bis zum ersten Markteintritt benötigen, ist das einfach nicht mehr wettbewerbsfähig.

Ich kenne die konkreten Beweggründe der einzelnen Banken nicht (und wenn, würde ich sie nicht publizieren ;-)) – aber man kann sehr schnell 1 und 1 zusammenzählen.

Digitalisierungsoffensive

Im Juni 2018 gab der BVR in einer Pressemitteilung bekannt, dass die Genossenschaftsbanken eine Digitalisierungsoffensive starten und man kann nachlesen “Die zusätzlichen Investitionen werden beim genossenschaftlichen IT-Dienstleister Fiducia & GAD IT AG erfolgen und weisen ein Volumen von circa 500 Millionen Euro auf.“.

Sucht man den Begriff “Digitalisierungsoffensive” auf der Homepage der Fiducia & GAD IT AG, findet man derzeit ganze 6 Beiträge (Stand 28.11.2018). Diese verweisen alle auf Agendapunkte von hauseigenen Veranstaltungen bzw. Presseartikeln. So ist in der Pressemitteilung zur Hauptversammlung 2018 zum Thema nachzulesen: “Das Ziel: Die traditionellen Stärken der Genossenschaftsbanken in die digitale Welt zu transformieren. Mit der Schaffung einer neuen Omnikanal-Vertriebsplattform sollen zum Beispiel ganz neue Möglichkeiten für Banken und Kunden geschaffen werden. Sämtliche Vertriebskanäle, Produkt- und Serviceangebote verschmelzen hier in einem Kanal. Der Omnikanal vernetzt und personalisiert alle Dienstleistungsangebote und ermöglicht sogar, individuelle Kanalpräferenzen der Kunden zu antizipieren.“.

So ähnlich formuliert es auch der BVR: “Auf der Basis einer neuen Omnikanal-Vertriebsplattform, die einer modular aufgebauten IT-Architektur folgt, werden Lösungen entwickelt, die es den Mitgliedern und Kunden ermöglichen, den von ihnen präferierten Kanal noch flexibler selbst zu wählen und jederzeit wechseln zu können. Services, genossenschaftliche Beratung und Produktabschluss sollen auf allen Kanälen medienbruchfrei angeboten werden.

Digitalisierung – was müsste kommen?

Ich mag mich täuschen, aber Omnikanal ist mindestens bereits seit 10 Jahren im Bankenmarkt ein Thema. Und ist es wirklich das, was die Kunden wollen? Einen flexiblen Übergang zwischen einzelnen Kanälen? Die meisten Menschen in meinem Umfeld nutzen sowieso nur einen Kanal: entweder sie gehen (noch) konsequent in die Filiale oder sie sind online unterwegs. Im letzteren Fall gibt es Filialbesuche zu ganz konkreten Anlässen – diese Besuche sind dann aber (gewollt) sehr analog. Ich hoffe, der Fokus liegt auf dem Schwerpunkt, endlich die Services für den Kunden vermehrt digital anzubieten.

Ein entscheidender Punkt fehlt aber vollständig. Thomas F. Dapp von db Reserach beschreibt ihn bereits in einer Studie aus 2014(!) so: “Flexible digitalisierte Infrastrukturen erlauben Banken künftig, mit Hilfe von (offenen) Programmierschnittstellen moderne Technologien und geeignete finanzspezifische Internetdienste effizient und vor allem zeitnah zu implementieren.

Zumindest ist es genau die Beschreibung dessen, was die Partner bei der solarisBank mit einfachen Mitteln umsetzen können. Vielleicht verstehen die genannten Volksbanken unter Digitalisierung eben doch mehr, als es die Offensive des Dachverbandes auf den ersten Blick hergibt.

Digitalisierung bei Firmenkunden – ein Armutszeugnis

Eigentlich sollte nur schnell ein Firmenkonto eröffnet werden. Eigentlich eine Sache von wenigen Minuten – sollten man meinen. Die Banken tun aber wirklich alles dafür, um Neukunden möglichst gar nicht erst zu bekommen.
Wer hier ab und zu mitliest, kennt meine Affinität zu Startups. Somit ist mein Firmenkonto selbstverständlich auch bei einem Startup, der Fidor, geführt (ja, man kann sich streiten, was ein Startup ist). Nachdem Fidor aber nun der Meinung war, für die Anmeldung Google reCAPTCHA ins Online-Banking einzubinden, war das Faß übergelaufen. Schon bisher waren kein HBCI, keine Datev-Anbindung, keine Zahlungen mit Gehaltsschlüssel, keine zusätzlichen Bevollmächtigten ein Manko – und das alles auf einem Geschäftskonto. Nun sind auch von mir genutzte Drittdienste, die per “Screen-Scraping” die Daten ausgelesen, ausgesperrt. Und die Information an Google, wenn ich mich auf meinem Konto anmelde, ist ein unnötiges Unding. Eine Antwort per E-Mail dauerte mehrere Wochen und brachte mir nur einen Textbaustein ein. Also habe ich mich nach Alternativen umgeschaut. Die sind bei Geschäftskonten gar nicht so groß, wie bei privaten Girokonten.

Startups

Leider kamen alle Startups nicht in Frage, da sie ebenfalls kein HBCI und keine Datev-Anbindung im Portfolio haben. Eigentlich eine anachronistische Anforderung, heutzutage aber immer noch eine immense Arbeitserleichterung.

Regionalbanken

Mein erster Blick ging auf meine lokale Volksbank – meine Herkunft lässt grüßen. Die auf der Homepage angebotenen Kontomodelle zeigten nur einige Rahmendaten – ein Preisverzeichnis war nicht zu finden. Eine Mailanfrage wurde beantwortet und zeigte die Zusatzpreise auf, die nicht auf der Homepage sichtbar waren. Das Konto war damit bei rund 50 Buchungsposten locker doppelt so teuer, wie bei den Mitbewerbern. Selbst für den Empfang einer TAN über das Smartphone soll ich extra bezahlen. Kostenfrei wäre es, wenn ich Zusatzhardware kaufe und immer mit mir herumschleppe. Eine Online-Eröffnung ist nicht möglich, dies wurde mir in der Mail bestätigt – ich müsse in die Filiale kommen. Nun bin ich aber 5 Tage die Woche unterwegs und will auch gar nicht in die Filiale kommen. Eine Alternative wurde mir in der Mail nicht gegeben, man beharrt auf dem Filialbesuch – mir wurde wieder der Vorteil der Filiale “verkauft” und damit auch die höheren Preise begründet. Man lege Wert auf Beratung. Dumm, wenn man nicht das verkaufen kann, was der Kunde haben will und selbst auf Nachfrage nicht darauf flexibel eingehen kann. Es hätte ganz einfach gelöst werden können, da ich privat dort Kunde bin und somit schon längst legitimiert – hätte aber Flexibiltät vorausgesetzt. Den nächsten Kontaktversuch bei der Sparkasse habe ich gleich gelassen. Ebenfalls überteuerte Preise, ebenfalls undurchsichtige Preise auf der Homepage und bei der Kontoeröffnung der Hinweis, dass man gerne einen Termin in der Filiale vereinbare.

Geschäftsbanken

Wahrscheinlich habe ich alle Kontenmodelle der verschiedensten Banken durchforstet. Fast alle sind durchgefallen, weil entweder der Preis inakzeptabel war, vollständige Intransparenz über Zusatzkosten existierte und/oder darüber hinaus auch nur ein Filialbesuch für die Kontoeröffnung angeboten wurde. Nächster Versuch: die Deutsche Bank. Ähnlich intransparent Preisdarstellung wie die die anderen Banken. Auch hier kein vollständiges Preisverzeichnis auf der Homepage zu finden. Aber wenigstens waren die Grundpreise akzeptabel und eine Online-Kontoeröffnung möglich. Glaubt man zunächst: Ein Konto für eine GmbH ist scheinbar nicht vorgesehen – die Deutsche Bank fragt bei einem “Business Konto” nur persönliche Daten ab – nicht an einer Stelle den Firmennamen. Online kann also nur ein Selbständiger ein Konto eröffnen. Online heißt aber hier offensichtlich, dass man nur ein paar Daten in einem Formular eintippt. Danach schaltet man offenbar in den Offline-Modus. Hier habe ich aber per E-Mail nach den Zusatzpreisen gefragt – eine Antwort habe ich nie bekommen. Also auch durchgefallen. Nächster Kandidat: die Commerzbank. Relativ transparente Preisdarstellung auf der Homepage und Online-Eröffnung. Dazu sogar für Gründer ein Angebot, bei dem man noch Geld sparen kann (Zielgruppe lt. Homepage “Für Unternehmen in Gründung oder jünger als 3 Jahre”). Das sollte nun “meine” Bank werden. Online-Eröffnung geklickt und es erscheint auch nur einen Maske, wo keine Firmendaten abgefragt werden – die Kontoeröffnung würde auf die Privatperson erfolgen. Aber es gibt ja eine Hotline. Nach kurzer Wartezeit und nervigen Tastenabfragen will mir der Mitarbeiter erklären, dass das so richtig sein. Er hat nicht die geringste Ahnung, was überhaupt eine GmbH ist und erzählt puren Blödsinn. Als er nicht mehr weiter weiß wird er unverschämt und legt auf. Ich hoffe auf einen von alle Firmen als Begründung genannten Einzelfall und hoffe, dass die Leitung einfach nur zusammen gebrochen ist. Bei einem zweiten Anruf versteht die Dame am anderen Ende der Leitung sofort das Problem, kann es aber nicht erklären. Sie fragt nach, kommt aber nicht weiter. Sie verbindet mich in die Fachabteilung. Auch dort kann man sich das nicht erklären, verspricht mir aber, sich bei mir zu melden. Ich gebe meine Mailadresse durch, wir gleichen die Schreibweise ab – und es passiert genau das, was ich geahnt hatte. Nichts. Da das Kontomodell aber attraktiv ist, bleibe ich am Ball und frage nochmal nach. Diesmal über Twitter – mal schauen, wie die Bank dort aufgestellt ist. Antworten kommen natürlich nur in den Geschäftszeiten und dann Textbausteine. Auf den Hinweis, dass der Textbaustein nicht zur Frage passt, kommt dann endlich eine Antwort. Bonmot am Rande: das Startup Penta antwortet wenige Minuten nach meiner Anfrage an die träge Commerzbank und preist ihr Konto an. Transparente Darstellung, komplette Online-Eröffnung nur leider kein HBCI, keine Datev-Anbindung – zu schade. Nun die Antwort: das Angebot können Sie nur in der Filiale abschließen. Gut, ich gebe auf. Auf der Homepage kann ich “meine” Filiale auswählen und bitte um einen Termin an einem der wenigen Werktage, an denen ich zu Hause bin. Am nächsten Tag bekomme ich eine Mail, dass die Kollegin an dem Tag keine Zeit hat und sie mich gerne anrufen würde, sie aber keine Nummer von mir hat. Tagsüber bin ich schlecht erreichbar, weil beim Kunden – also lässt sie sich scheinbar notgedrungen auf den Mailverkehr ein. Es stellt sich heraus, dass Termine Mangelware sind und ich schon zwei Wochen Wartezeit einkalkulieren muss. Außerdem soll ich einen beglaubtigen Handelregisterauszug schon mal im Vorfeld zusenden. Gerne könne man aber auch (selbstverständlich kostenpflichtig) eine Abfrage für mich vornehmen. Das war es dann für mich. Weder das Gesetz noch die Ausführungsbestimmungen der BaFin schreiben nach meinem Wissen eine beglaubigte Abschrift vor. Das Handelsregister ist öffentlich für jedermann abfragbar. Die Beraterin zieht sich auf Vorschriften zurück. Ein Signal, wie die Geschäftsbeziehung wohl laufen wird. Auch durchgefallen. Worauf ist es nun hinausgelaufen? Die Postbank bietet ebenfalls ein günstiges Kontenmodell, hat weitestgehende Transparenz auf der Homepage und bietet eine zur GmbH passende Online-Eröffnung an. Die Identifikation geht zwar noch nicht Online, aber wenigstens über Post-Ident im Edeka bei meinem Kunden in Münster um die Ecke nach Feierabend. Danach wird alles Offline und die restliche Kommunikation läuft per Brief. Der Hinweis, dass mit Eingabe der E-Mail eine Information über den Bearbeitungsstatus erfolgt, kennt wohl nur derjenige bei der Postbank, der das Formular designt hat. Die Prozesse und die IT wissen davon nichts. Und Zeit sollte man auch einplanen. Nach einer Woche habe ich dann mal angerufen – aber ich muss mir keine Sorgen machen: die Sachen sind eingegangen – und die Bearbeitung kann schon etwas dauern. Ich weiß irgendwie schon jetzt nicht, ob es die richtige Wahl war 😉

Fazit

Selbst bei einer einfachen Kontoeröffnung scheitern die Banken dramatisch. Ein Filialbesuch ist immer noch im Mindset der Banken das höchste Gut. Kunden, die als Büro ein Notebook haben und die zu den Standardarbeitszeiten unterwegs sind, kann man sich scheinbar nicht vorstellen. Mobile Lösungen werden teilweise extra bepreist, stattdessen Zusatzhardware verkauft (Volksbank). In allen Fällen, in denen Ansätze für Online auf der Homepage existieren, sind es meist nur Formulargeneratoren. Die Banken sind nicht ansatzweise in digitalen Prozessen angekommen. Wie einfach es wäre, kann man beispielsweise bei Kontist (noch keine juristische Personen), Penta, Holvi oder N26 nachschauen. Dazu weicht das Eigenbild der Banken katastrophal von der eigenen Realität ab. So hat die Commerzbank 2016 ihre Strategie “Commerzbank 4.0” veröffentlich. Anfang 2018 sieht sie sich als “Online-Pionier im Firmenkundengeschäft” (siehe eigener Blog) und wollte Ende 2020 angekommen sein. Ich habe dazu vor fast drei Wochen einmal den Bereichsleiter “Digitale Transformation” per XING angeschrieben und versucht, dazu in Kontakt zu kommen. Bis heute wurde die Nachricht noch nicht einmal geöffnet. Noch schlimmer als den Rückstand bei der Digitalisierung finde ich bei fast allen Banken das Serviceverständnis. In dieser Disziplin sollte man eigentlich seit Jahrzehnten geübt sein. Aber die gemachten Erfahrungen lassen einem bei allen Banken die Haare zu Kopf stehen:
  • Schlecht geschultes Personal in den Hotlines
  • Keine Antworten auf E-Mails
  • Zusagen für Rückmeldungen werden nicht eingehalten
  • Standardtexte als Antworten, die nicht zur Frage passen
  • Reaktionszeiten auf Frage unbefriedigend
  • Vom Kunden gewählte Kommunikationswege werden nicht akzeptiert (Antwort auf E-Mail – ich rufe Sie an)
  • Kommunikationswege wie E-Mail, Twitter, Facebook werden nicht ansatzweise beherrscht
So muss sich wirklich keine Bank wundern, dass sie potentielle Neukunden vergrault, bevor überhaupt der erste Schritt getätigt ist. Nicht die Kaffeemaschine als Werbeprämie ist entscheidend, sondern einfach vernünftiger Service, Transparenz und Flexibilität. Im Selbstbild überall vorhanden – in Praxis eine absolute Fehlanzeige. So muss sich niemand über ein Bankensterben und Kundenabwanderungen wundern.
solarisBank kopperiert mit Mastercard

solarisBank: Banking aus der Steckdose

Vor gut zwei Jahren ist die solarisBank gestartet. (siehe Bericht vom März 2016). Es ist Zeit für ein Update. Kern des Angebot ist eine Banking-Plattform für die digitale Industrie. Bankverfahren gibt es viele – warum ist gerade dieses Angebot etwas Besonderes?

Wie sind “klassische” Banken aufgestellt?

Betrachtet man klassische Banken, wird der Unterschied schnell klar. Einfach erklärt: Die IT einer Bank unterstützt das Kerngeschäft – deswegen werden die Verfahren auch “Kernbankverfahren” genannt. Die Weiterentwicklung der Verfahren wurde über Jahrzehnte an den internen Bankprozessen ausgerichtet. Echte Schnittstellen zum Kunden gab es ursprünglich keine, wenn man von Auszügen und Sparbüchern mal absah. Später wurde die Kundenselbstbedienung auf das Kernbankverfahren aufgesetzt. Für Geldausgabeautomaten, Kontoauszugdrucker, Online-Banking & Co wurden Oberflächen programmiert, die “kundengerecht” sind. Ansonsten machen die Kernbankverfahren einen großen Bogen um den Endkunden, sie sollen die Bank bestmöglich bei der Bearbeitung der Aufgabe unterstützen.

Das Mindset der IT-Dienstleister und IT-Abteilungen ist daher fast vollständig auf “den Kunden” ausgerichtet, also die lokale Volksbank, Sparkasse oder die eigene Bank. Einer fremden Firma “Banking” anzubieten ist quasi ein blinder Fleck in der Wahrnehmung.

Was macht die solarisBank anders?

Die solarisBank hingegen bedient genau diesen “blinden Fleck”. Sie fokussiert sich als IT-Unternehmen nicht auf eine konkrete Bank oder Bankengruppe und deren Abläufe. Mit der erstaunlich schnell ausgestatteten Banklizenz bietet sie quasi jedem, der es für sein Geschäftsmodell benötigt, Banking aus der Steckdose an.

Erste Zielgruppe bei der Gründung waren Startups. Sie können so ihrer Zielgruppe schnell Bankdienstleistungen anbieten. Dazu müssen sie sich weder die Regulatorik oder gar ein eigenes Buchungsverfahren kümmern. Die Startups fokussieren sich auf Ihre Idee, die solarisBank kümmert sich um das Banking und stellt eine moderne Anbindung zur Verfügung. Die Kunden werden als Partner bezeichnet. Bekannte Partner sind beispielsweise Penta oder Kontist.

Klassische Banken bedienen mit ihrer IT ausschließlich ihre Endkunden – klassisches Banking eben. Innovationen müssen mühsam erarbeitet (oder abgeschaut) werden und dann mit hohen Kosten umgesetzt werden. Mit dem oben beschriebenen Mindset und einer klassischen Unternehmenskultur tut man sich damit meist schwer.

Die solarisBank hingegen tritt nicht aktiv gegenüber dem Endkunden auf, auch wenn der Kunde am Ende die solarisBank als Vertragspartner für sein Bankgeschäft hat. Die Endkunden werden aber durch die Partner akquiriert und zum großen Teil betreut. Somit werden Innovationen durch die Vielzahl der Partner umgesetzt bzw. eingefordert. Und die Partner haben vom Beginn an ein digitales Mindset.

Ausblick

Inzwischen hat die solarisBank über 60 Partner angebunden. Waren bei der Gründung noch Startups die Hauptzielgruppe, kamen im Laufe der (nur) zwei Jahre bereits etablierte Unternehmen wie autoscout24.de (siehe Artikel) hinzu. Wird beim Autokauf ein Kredit benötigt, kann autoscout24.de diesen direkt über die solarisBank vergeben.

Und es zeigt sich ein neuer Trend: ausländische Banken, die sich im deutschen oder europäischen Markt etablieren wollen, werden Partner der solarisBank. Jüngste Beispiele: die polnische Alior Bank oder die türkische Albaraka Bank.

Die Vorteile liegen auf der Hand: die Banken müssen sich nicht um die Regulatorik kümmern und ihre bestehenden Verfahren dem für sie fremden Markt anpassen – sie können relativ schnell unter dem Dach der solarisBank Banking anbieten. Mit geringeren Kosten, schnellerem Markteintritt und somit geringerem Risiko.

Und eine weitere Zielgruppe wurde ausgemacht. Es wurde die “Blockchain Factory” ins Leben gerufen. Ähnlich wie damals (also vor zwei Jahren ;-)) die Startups einen Partner für das Banking suchten, sind es heute Blockchain-Unternehmen. Die solarisBank hat beste Voraussetzungen mit ihrem Geschäftsmodell, die Fiat-Welt (also die klassischen Währungen) mit der Crypto-Welt zu verbinden.

Fiatgeld:
Heutiges Zentralbankgeld, wie beispielsweise Euro oder US-Dollar, 
ist Fiatgeld. Seitens des Emittenten (z.B. Zentralbank) existiert 
keine Einlöseverpflichtung gegenüber einer anderen Währung 
oder in einen Rohstoff (z.B. in Gold oder Silber). 
Die Akzeptanz ist allein durch gesetzliche Vorschriften 
geregelt und basiert auf dem Glauben in die Währung.

Buzzword Bingo: Digitalisierung

BUZZWORD
A word or phrase which has become fashionable or popular, 
or sounds technical or important and is used to impress people.

Buzzwords

Bei vielen Diskussionen – ob bei Kunden oder in den Medien – verstärkt sich leider ein Eindruck: es wird “buzzword bingo” gespielt. Kommt das Wort “Digitalisierung” mindestens einmal vor, dann zeigt man sich als zukunftsorientiert.

Modeworte haben aber entscheidende Nachteile: jeder benutzt sie (gerne) und die wenigsten haben eine wirklich klare Vorstellung davon, was sich dahinter verbirgt. Dazu sind sie so unspezifisch, dass alles und nichts verstanden werden kann. So ist es auch mit der “Digitalisierung”: es hat irgendetwas mit Computern zu tun (“sounds technical”) und es machen derzeit alle. Also muss man natürlich auch mitmachen. Dabei stiftet das Wort eigentlich mehr Verwirrung, als es Klarheit bringt.

Seit Jahren wird digitalisiert

Kaum eine Branche, die nicht bereits seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, digitalisiert. Per Definition ist es das Gegenstück zur analogen Welt – deren Ende spätestens mit Einzug der ersten Personalcomputer in den 1980er-Jahren eingeläutet wurde. Auch wenn damals viele das Läuten noch nicht gehört hatten.

Seitdem wurde digitalisiert bis zum Umfallen. Prozesse wurden schneller und effizienter gemacht. Tausende von Stellenbeschreibungen wurden in den Schredder überführt, weil die Digitalisierung sie überflüssig gemacht hatte. Man sprach von der digitalen Revolution. Nun ist diese noch längst nicht zu Ende.

Der entscheidende Wandel war vor rund 10 Jahren die Einführung der Smartphones und die Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Mobilfunknetze. Plötzlich hatte der Verbraucher einen leistungsfähigen Computer nicht nur zu Hause, sondern überall dabei. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Schnittstelle zwischen dem Unternehmen und dem Kunden das Papier, der persönliche Kontakt, im modernen Fall auch eine E-Mail oder vielleicht ein Portal im (lokalen) Internetbrowser des Kunden.

Vom Kunden gedacht

Heute erwartet der Kunde, direkt in die Prozesse des Unternehmens einbezogen zu werden. Die Hardware dazu hat er ja. Aber der Kunde möchte sich nicht in die Regularien und Begrifflichkeiten des Unternehmens einarbeiten. Es muss auch so einfach wie möglich sein. Wer sich heute noch brav im Supermarkt in die Schlange einreiht, der findet morgen Kassen überflüssig. Amazon kann es ja auch: einfach aus dem Regal nehmen – es wird automatisch beim Verlassen des Marktes der Kreditkarte belastet.

“Vom Kunden gedacht” muss die Prämisse lauten.

Genau hier liegt die Herausforderung für etablierte Unternehmen: es fällt ihnen schwer, die Perspektive zu wechseln. Jahrzehnte haben sie sich selbst optimiert um die (vom Unternehmen definierte Produktpalette) möglichst optimal und kostengünstig verfügbar zu machen. Jetzt müssen sie Unternehmen vollständig verstehen, was der Kunde will und ihm dies mit einfach zu bedienender Technologie und niedrigen Abschlusshürden zur Verfügung stellen. Ja, sie müssen sogar Bedürfnisse vorwegnehmen um sich am Markt vom Wettbewerb abzuheben.

Wie ein Startup agieren

Einige Unternehmen versuchen daher, eine agile Einheit zu etablieren, die wie ein Startup handelt. Die Hoffnung ist, dass dieses “Startup” irgendwann schon die anderen Unternehmensbereiche befruchten wird. Gerne werden diese Einheiten mit den Begriffen U-Boote, Schnellboote oder andern dynamischen Verkehrsmittelnamen belegt. So wird es aber nicht funktionieren. Die agilen Einheiten scheitern irgendwann doch an den etablierten Strukturen. Ob es das Management selbst ist (nach vielleicht erfolglosen Experimenten “kalte Füße” bekommt) oder der etablierte Teil des Unternehmens bewusst oder unbewusst die Kollegen ausbremst. Durch eine an allen Strukturen vorbei arbeitende Gruppe werden nicht die Grundprobleme des Unternehmens verändert. Sei es die vielleicht veraltete IT, unflexible Prozesse oder das gefährliche Silodenken der Mitarbeiter.

Die Lösung?!

Vielleicht nicht das Allheilmittel, aber sicherlich ein richtiger Schritt ist es, sich zunächst mit der Kultur des Unternehmens auseinander zu setzen. Die digitale Öffnung zum Kunden bedarf einer entsprechenden dynamischen Kultur des Unternehmens. Bestehende Prozesse, Denkweisen und Handlungsweisen müssen hinterfragt werden und sich so verändern, dass die Öffnung entstehen kann.

Es ist wie im Garten: Pflanzen können nur wachsen, wenn der Boden gut beschaffen ist. Durch eine festzementierte und verkrustete Oberfläche schaffen es nur Unkräuter alleine. Jeder Gärtner weiß, dass es viel Mühe und Zeit kostet, den Boden zu behandeln. Und es bringt zunächst wenig sichtbare Erfolge. Wenn dann aber ein bunter und ertragreicher Pflanzenwuchs vorhanden ist, ist es allen klar: die Mühe hat sich gelohnt.

Verbot des Verbrennungsmotors – oder was man vom Projektmanagement lernen könnte

Die Politik streitet sich darum, zu welchem Jahr denn nun der Verbrennungsmotor verboten werden soll. Ich denke, die Fragestellung an sich ist schon vollkommen falsch. Keine wissenschaftliche Betrachtung, keine Faktensammlung – einfach nur eine persönliche Betrachtung mit der Erfahrung, was erfolgreiche Projekte ausmacht.

Aus Visionen werden Ziele, nicht umgekehrt

Eigentlich ist es doch “nur” ein riesiges Projekt – unser urbanes Zusammenleben auch in der Zukunft zu sichern ohne massive Einschränkungen hinzunehmen. Rahmenbedingung ist dabei, dass wir schnellstmöglich unser Handeln so ändern müssen, dass unser Klima dies noch zulässt.

Politiker machen es sich gerne einfach, so versteht es der Wähler am besten. Also propagiert man, den Verbrennungsmotor bis zu einem bestimmten Jahr zu verbieten. Was das wirklich bringt, kann man nicht genau definieren. Irgendwie werden dann die Stickoxide und das CO2 reduziert.

2030 ist auch nur eine aus der Luft gegriffene, gut klingende runde Zahl – es hätte auch jede andere sein können.

Ob der Elektromotor in seiner Gesamtheit (Produktion, Betrieb, Außerbetriebnahme) wirklich umweltfreundlicher ist, weiß man noch gar nicht so genau. Schließlich müssen die Akkus aus hergestellt und wieder entsorgt werden und auch der Strom muss irgendwie produziert werden. Es kann sein, dass dies klappt – kann aber auch gnadenlos bei einer Massennutzung scheitern.

Ich will damit gar nicht gegen die Grünen oder irgendeine Partei wettern, sie meinen es bestimmt gut und sind der Überzeugung, auf dem richtigen Weg zu sein.

Das Problem: Die Abschaffung ist streng genommen kein Ziel, sondern einfach nur eine Maßnahme. Ein Ziel wäre beispielsweise die Reduktion von CO2 und Stickoxiden. Ziele können sich auch dynamisch verändern – bis vor ein paar Jahren hat niemand über Stickoxide gesprochen. Nur in Maßnahmen zu agieren, bringt ohne ein klares Ziel oft nichts. Es wird dadurch komplizierter, dass man das Ziel auch mit einer ganz anderen Maßnahme erreichen könnte – beispielsweise den Individualverkehr drastisch zu reduzieren. Vollkommen andere Auswirkung, aber das Ziel genauso erreicht. Es fehlt also noch irgendein Maßstab.

Was kann man nun von einem Projekt lernen? Erfolgreiche Projekte folgen einem Muster: es gibt eine Strategie oder Vision, an der man alle Projektziele ausrichten kann. Passt ein Ziel nicht zur Vision, muss an einer der beiden Stellen etwas geändert werden. Sind die Ziele klar definiert, kann man daraus die Maßnahmen ableiten, die zur Erreichung dieser Ziele nötig sind.

Fazit: Der Politik fehlt (oder ich habe sie noch von keinem Politiker gehört) eine Vision, wie wir uns in der Zukunft umweltbewusst und trotzdem effektiv und möglichst kostengünstig von A nach B bewegen können. Denn um nichts anderes geht es tatsächlich. Unter dieser Aussage könnten sich wahrscheinlich die meisten versammeln.

Wie könnte nun solch eine Vision aussehen?

Nehmen wir einmal als Beispiel die Hauptstadt Berlin – es könnte aber auch jede andere Großstadt in Deutschland sein. Jeden Tag Verkehrschaos, volle U-und S-Bahnen, unzuverlässige Verkehrsmittel und als Radfahrer zu bestehen ist ein kleines Abenteuer.

Im Jahre 2030 wird endgültig der Individualverkehr im Innenstadtring keine Rolle mehr spielen. Da die Stadt Berlin ihren Bürgern die Vision – untermauert mit konkreten Umsetzungsschritten – bereits heute vorstellen wird, kann sich jeder Bewohner bei der zukünftigen Anschaffung eines privaten Verkehrsmittels langfristig darauf einstellen.

In diesem Zuge werden die Kapazitäten des Nahverkehrs massiv ausgebaut. Die Straßen sind durch den Wegfall der privaten PKW frei für pünktliche und deutlich höher frequentierte Verbindungen.

Wer schneller an sein Ziel kommen möchte, findet ausreichende Kapazitäten mehrerer Carsharing-Anbieter. Diesen Anbietern wird allerdings nur eine Lizenz erteilt, wenn sie eine umweltfreundliche Flotte bereitstellen und Lösungen gegen Einzelbelegungen von Fahrzeugen anbieten können – also eine Mischung aus Carsharing und Mitfahrzentralen. Auf Basis von Navigationssystemen und Smartphones ist heute schon ein System denkbar. Auf dieser Basis können heutige Automobilkonzerne neue Geschäftsmodelle entwickeln. Von den eingenommenen Lizenzgebühren kann der Nahverkehr optimiert werden.

Viele heutige Straßen und Innenstadt-Parkhäuser werden dem Fahrradverkehr zur Verfügung stehen. Es kann das eigene Fahrrad oder aber auch Bikesharing genutzt werden. Auch hier werden seitens der Stadt Lizenzen vergeben. Selbstverständlich sind die Nahverkehrsmittel so umgestaltet, dass Fahrräder einfach und in größeren Kapazitäten befördert werden können. So kann beispielsweise mindestens ein Waggon jeder S-Bahn einfach in einen kompletten Fahrradwaggon umgestaltet sein.

Es existiert ein durchgehendes Abrechnungssystem. Egal, ob man den öffentlichen Nahverkehr benutzt, ein Car- oder Bikesharing-Angebot nutzt, oder sein Fahrrad im Parkhaus parkt oder tatsächlich noch mit dem Privatwagen fahren möchte – ein Bezahlsystem mit einem durchgehenden Tarif. Grundsätzlich gilt das Prinzip: je umweltfreundlicher, desto kostengünstiger.  In der Regel bedeutet mehr Komfort auch eine schlechtere Note für die Umwelt. Der jetzige Individualverkehr mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor wird somit die teuerste und unbequemste Variante sein.

In den verbleibenden 12 Jahren werden sich darüber hinaus Technologien entwickelt haben, die die Erreichung dieser Ziele massiv vereinfachen werden. Selbstfahrende Fahrzeuge in verschiedenen Größen werden dazu führen, dass Carsharing, Taxigewerbe und öffentlicher Nahverkehr zusammenwachsen. Feste Haltestellen werden nicht mehr nötig sein. Der Kunde wird nur noch am Smartphone Start- und Zielpunkt sowie die Ankunftszeit definieren und ein selbstfahrender Bus wird ihn rechtzeitig abholen. Die Haltestellen zwischendurch wird das System aus den Anforderungen aller Benutzer individuell und dynamisch definieren. Umsteigen gehört vielleicht dann der Vergangenheit an.

Wer schneller von A nach B will, muss mehr bezahlen. Wer komfortabler, z.B. alleine in einem Fahrzeug oder direkt ohne Halt fahren möchte, der bezahlt mehr.

Übrigens könnte diese Vision auch natürlich für Pendler aus dem Umland gelten. Abends die Abholzeit im Smartphone eingegeben – und am nächsten Morgen steht ein automatisches Sammeltaxi vor der Tür und bringt die Pendler zur nächsten S-Bahn. Die lange Strecke wird mit dem Zug zurückgelegt und im Zentrum kann sich der Pendler spontan entscheiden, ob er sich ein Fahrrad nimmt, zu Fuß geht oder einen automatischen Bus für die restliche Strecke. Oder man fährt mit dem Fahrrad zur S-Bahn und kann das Fahrrad auch im Berufsverkehr problemlos mitnehmen – das E-Bike vielleicht sogar während der Fahrt wieder laden.

Schöne Ideen, aber…

…nicht realisierbar. Doch, man muss es nur wollen. Vielleicht wird noch nicht alles in 2030 fertig sein, aber wichtig ist: man hat eine Vision, auf die man hinarbeitet. Erst, wenn solche Visionen entwickelt werden, kann man darauf basierend konkrete Ziele definieren und dann auch jede Maßnahme darauf ausrichten und auch die Sinnhaftigkeit prüfen.

Vielleicht ist dann ein Verbot des Verbrennungsmotors sinnvoll, wahrscheinlich gibt es aber wichtigere Ziele. Sicher käme man dann heute schon auf die Idee, dass gewisse Straßenbaumaßnahmen vollkommen falsch geplant sind. Ausgerichtet auf die Strategie würde man nicht einem fließenden Individualverkehr den Vorrang geben, sondern vielleicht heute schon dem Fahrradverkehr. Wer nicht glaubt, das das geht, möge sich mal in Amsterdam oder Kopenhagen umschauen.

Es bedarf einer Politik, die solche Visionen entwickeln will und langfristig umsetzen möchte. Die Ausrichtung unserer Politik auf kurzfristige Erfolge und die nächste Wahl ist dabei wenig hilfreich. Visionen werden vom Wähler selten belohnt.

Um zum Ausgangspunkt zurück zu kommen: nicht das Verbot einer veralteten Technologie ist zielführend, sondern neue Technologien so auszubauen, dass sie von den Menschen freiwillig genutzt werden, weil sie ihm Vorteile bringen. Und ihm eine Strategie präsentieren, die er verstehen kann und bereit ist, zu unterstützen.

Soweit ich weiß, hat beim Fotografieren nie jemand das umweltschädliche Entwickeln von analogen Filmen verboten. Auch Super-8 ist noch erlaubt. Trotzdem nutzen fast alle die Vorteile der digitalen Welt – ist einfach bequemer und günstiger heutzutage. Und wer analog unterwegs sein möchte, der darf das noch – er muss nur tiefer in die Tasche greifen dafür.

Keine Digitalisierung: Sind die Mitarbeiter schuld?

Mangelndes Know-How der Mitarbeiter ist nach einer Umfrage des BDI und der Deutschen Bank bei 312 großen Familienunternehmen mit mehr als 50 Mio. Euro Jahresumsatz das wichtigste Hemmnis für die Digitalisierung.

Digitalisierung ist wichtig, aber …

Immerhin rund 60 Prozent aller Befragten schätzen die Bedeutung der Digitalisierung für das eigene Unternehmen als hoch oder sehr hoch ein. Aber nur 41 Prozent sieht sich bei der Digitalisierung des eigenen Geschäftsmodells als gut aufgestellt.

Eigentlich erschreckend, wenn man es umdreht: 40 Prozent dieser Unternehmen glauben, dass Digitalisierung für sie nicht wichtig ist. Ein weiterer Anteil von 20 Prozent ist da schon weiter, hält sich aber für nicht gut aufgestellt.

… es werden Schlussfolgerungen gezogen, …

Interessant – oder wenn man will auch beängstigend – sind die Schlussfolgerungen, die daraus gezogen werden:

  1. Fast jedes dritte große Familienunternehmen sieht die Verfügbarkeit digitaler Infrastruktur als Hürde für die eigene Digitalisierung (32 Prozent).
    Hier kann man noch am einfachsten zustimmen. Es wird die Kunden aber nicht interessieren warum ein Unternehmen die Digitalisierung verschlafen hat. Keiner bekommt einen Bonus, weil beispielsweise die Infrastruktur nicht passte. Man mag zwar auf die Politik schimpfen können. Trotzdem ist die Unternehmensführung dringend gefordert, alternative Lösungen zu finden. Warten auf die Telekom ist keine Option.
  2. Weitere kritische Punkte sind mangelnde oder unzureichende digitale Schnittstellen, beispielsweise für die Übertragung von Daten an Zulieferer (37 Prozent), Bedenken hinsichtlich der IT-Sicherheit (36 Prozent), sowie der notwendige Wandel in der Unternehmenskultur (35 Prozent).
    Auch hier sind offensichtlich die Hausaufgaben nicht gemacht worden. Gerade eine Unternehmenskultur wandelt sich nicht einfach so von selbst. Im Gegensatz zu Problemen bei Schnittstellen und der IT-Sicherheit, die man relativ schnell beheben kann. Wer jetzt erst über eine Kultur nachdenkt, darf sich auf einen langen Zeitraum einstellen. Die  Zeichen der Zeit wurden eigentlich schon vor mehreren Jahren verschlafen.
  3. Die Unternehmen wollen ihre Investitionen in die Digitalisierung deshalb bis 2019 auf durchschnittlich etwa drei Prozent des Umsatzes erhöhen – gegenüber 2016 ein Anstieg von fast 40 Prozent.
    Bei einem Umsatz von 50 Mio. Euro sind 3 Prozent gerade mal 1.5 Mio. Euro. Eine nicht gerade hohe Investitionssumme um ein Geschäftsmodell zu digitalisieren. Alleine Personal, IT und Marketing werden deutlich mehr kosten. Wurde die Basis für die Digitalisierung im Unternehmen noch gar nicht geschaffen, wird sich die Summe noch einmal erhöhen. Auch eine Kulturveränderung kostet Geld. Ist diese bisher nicht erfolgt, hat man sowieso einen Investitionsstau.
  4. Als größtes Hemmnis für die Digitalisierung sehen die Unternehmen mangelndes Know-how der Mitarbeiter an (43 Prozent).
    Was als größtes Hemmnis angesehen wird, ist eigentlich auch der größte Klopfer in diesem Ergebnis. Wie soll ein Unternehmen denn die Digitalisierung starten, wenn es von knapp der Hälfte der Beschäftigten keine entsprechende Unterstützung erwarten kann?

… die das Problem bei dem Mitarbeiter sehen

Sicherlich ist das Know-How der Mitarbeiter bei diesem Wandlungsprozess der Kultur und der Digitalisierung extrem wichtig. Aber ein Punkt wird hier vollkommen außer Acht gelassen. Wie sieht es denn mit dem Know-How der Unternehmensführung bei der Digitalisierung aus?

Digitalisierung benötigt eine neue Kultur, Digitalisierung benötigt komplett neue Ideen für das Geschäftsmodell, vielleicht sogar ein komplett neues Geschäftsmodell. Einfach weitermachen wie bisher, die Prozesse mit besseren Schnittstellen zu versehen und bestehende Angeboten mit neuen Anwendungen “aufpeppen” – das hat nichts mit Digitalisierung zu tun.

Ein neues Geschäftsmodell und eine neue Unternehmenskultur werden aber niemals von den Mitarbeitern angestoßen werden. Dies ist eine Aufgabe der Unternehmensführung. Mindestens muss sie den Freiraum und die Qualifikation bei den Mitarbeitern zu schaffen. Erst dann können sich aus dem Unternehmen heraus neue Geschäftsmodelle entwickeln.

Sondern?

Für mich spiegelt die Umfrage wieder, dass die Unternehmensführung bei vielen Familienunternehmen offensichtlich nicht mehr zu den Herausforderungen der Digitalisierung passt. Es wird eine Investitionssumme festgelegt, mit der das Projekt “Digitalisierung” umgesetzt wird. Dazu muss einfach in eine bessere IT investiert werden und die Mitarbeiter zu schulen. Dann wird das schon. Das wurde immer so gemacht.

Zunächst müsste dringend und schnell das Management seine Fähigkeiten und sein Verständnis im Bereich der Digitalisierung ausbilden. Erst dann kann es das Unternehmen auf einen neuen Weg bringen.

Digitalisierung ist kein Projekt, sondern eine neue Evolutionsstufe eines Unternehmens. Dazu müssen sich alle im Unternehmen ändern – das Management als erstes.

 

Bahnhof

Pilot: Deutsche Bahn testet mobilen Check-In

Zugfahren ohne Kontrolle durch den Schaffner? Die Bahn testet es in einem Pilotprojekt: Mobiler Check-In durch den Kunden.

Wie Zugreiseblog.de berichtet, wird die Deutsche Bahn in bestimmten Zügen ab Ende Juli 2017 den mobilen Check-In testen. Damit ist keine Fahrkartenkontrolle durch einen Menschen mehr nötig.

In Kurzform: Man kauft ein Online-Ticket (mobil oder Papier) mit gültiger Platzreservierung. Mit Fahrtantritt kann man dann über den DB Navigator in den Pilotzügen vorab einchecken. Der Kontrolleur sieht es auf seinem mobilen Terminal und kann weitergehen.

Vorteil für den Kunden: die Reservierung gilt nicht mehr nur noch für die ersten 15 Minuten, sondern für die gesamte Fahrt. An der Reservierungsanzeige wird dann deutlich gemacht, dass der Platz besetzt ist.

Soweit die Theorie. Lassen wir mal das Thema “Platzreservierungen waren in diesem Zug nicht möglich” als running gag für Platzreservierungen und das damit verbundene Chaos außen vor und trauen der Bahn zu, dass die in diesen Pilotzügen eingesetzte Technik reibungslos funktioniert.

Schwierig wird wahrscheinlich bei dem Ganzen der “Mischbetrieb”. Autonomes Autofahren könnte auch so einfach sein, wenn alle Verkehrsteilnehmer nur noch Computer wären und man sich auf einen einheitlichen Standard einigen würde. Da aber im “Mischbetrieb” noch Fußgänger, Radfahrer und gute und schlechte Autofahrer am Verkehr teilnehmen, ist das Ganze so herausfordernd.

Ähnlich wird es der Bahn ergehen. Was wird denn in einem hoffnungslos überfüllten Zug passieren, wo die Hälfte der Menschen in den Gängen sitzt und steht? Bestimmt wird der eine “besetzte” Platz nicht frei bleiben. Diskussionen sind vorprogrammiert.

Würde man hingegen nur noch Züge mit festen Reservierungen anbieten, dann könnte das System gut klappen. So wie es beim Sprinter zumindest mal war – auf der Homepage der Bahn steht aktuell dazu nichts mehr.

Dazu müsste die Bahn aber es endlich schaffen, Züge nachfragegerecht fahren zu lassen. Die dazu nötigen Bedarfsdaten müssten längst existieren. Leider denkt die Bahn aber immer noch in Taktzeiten und schickt brav je Stunde einen Zug los. Sicherlich ist das Ganze auch eine Frage der Kapazitäten bei Zugmaterial und Gleisen und sagt sich sehr leicht. Bestimmt gäbe es aber auch Lösungen dafür.

Trotzdem ein spannendes Projekt und sicherlich auch der richtige Weg. Allerdings sollte die Bahn die freiwerdenden Kapazitäten für Qualitätsverbesserungen nutzen und nicht um am Ende den Zug komplett ohne Personal fahren zu lassen – denn der erste autonome Zug dürfte in auch nicht allzu weiter Ferne sein – schließlich ist hier das Problem des “Mischbetriebs” deutlich geringer.

Update 03.08.2017
Hier eine Seite der Bahn mit weiteren Informationen https://www.bahn.de/p/view/service/buchung/komfortcheckin.shtml