Paydirekt wird von vielen Beobachtern kritisch beäugt. Paydirekt selbst ist hochoptimistisch.
Gestern konnte man im IT-Finanzmagazin lesen, dass der Zahlungsanbieter die 500er-Marke bei der Händleranbindung nach einem Jahr durchbrochen hat. Das an sich ist schon mal ein kleiner Erfolg. Sicherlich hat die Einführung des Konzentratoren-Modells dazu beigetragen. Dies bedeutet, der Händler muss nicht mehr mit jeder Bank einzeln verhandeln, sondern kann sich über einen der Konzentratoren wie z.B.Computop oder Concardis anbinden. Alles andere ist eigentlich auch unzumutbar und schon von Grund auf ein “No-Go”.
Ebenfalls im IT-Finanzmagazin konnte man in einem Interview mit der Geschäftsführung Ende November zur Kenntnis nehmen, dass 800.000 Kunden sich registriert haben und man mehr als 25 der Top-100-Händler angebunden habe. Je nachdem, welcher Statistik man traut – Jochen Siegert kommt bei PaymentAndBanking auf gerade mal 7 der Top 100.
Was kann man nun daraus schließen? 800.000 angemeldete Nutzer ist schon einmal eine gute Leistung – fragt sich nur, wie viele den Dienst davon aktiv nutzen. Zum Vergleich: PayPal nennt 16 Millionen aktive Nutzern in Deutschland. Girokonten gab es übrigens Ende 2015 in Deutschland lt. Statista fast 100 Millionen.
Leider gibt paydirekt keine Informationen zu den tatsächlichen Transaktionen heraus. Hiermit würde Geld verdient werden – unterm Strich sagt eigentlich nur die Anzahl und das Volumen etwas über den Erfolg eines Bezahlverfahrens aus. Im August sprach das Handelsblatt von 450 Transaktionen in der Woche. Unfair, aber interessant: PayPal schafft 270 Transaktionen – in der Sekunde.
Kann paydirekt nun durch eine Einmaligkeit punkten? Im Interview stellt es die Geschäftsführung so dar, dass es das einzige Bezahlverfahren mit einer direkten Anbindung an das Girokonto ist. Schon aus den ersten Kommentaren zu dem Interview kann man herauslesen, dass dies anders gesehen werden kann – auch PayPal kann an das Girokonto angebunden werden. Auch bei diesen Verfahren erfährt der Händler nicht die Bankverbindung des Kunden. Und PayPal nimmt auch die Sicherheit genau so für sich in Anspruch. Im Endeffekt ist es nur eine Kundenentscheidung, wem er mehr vertraut: PayPal oder paydirekt.
Dazu kommt, dass längst nicht alle deutschen Girokonten anbindbar sind. So fehlen beispielsweise namhafte Direktbanken, wie die DKB.
Fazit:
- nicht alle Banken angebunden,
- keine echten Alleinstellungsmerkmale,
- vermutlich sehr wenige Transaktionen,
- eine relativ geringe Durchdringung bei den Kunden und
- wenige wichtige Händler angebunden.
Ein Erfolgsmodell sieht anders aus. Das heisst aber nicht, dass paydirekt chancenlos ist. Geschäftsführer Niklas Bartelt drückt es so aus: “Hier geht es nicht um einen Sprint, sondern um einen Langstreckenlauf.”. Für einen Langstreckenlauf benötigt man Durchhaltevermögen – in diesem Fall den Rückhalt und das Geld der Eigentümer. Schauen wir einmal, wie lange sich die Bankengruppe dies leisten kann und will.