kontist

Kontist entwickelt sich weiter

Kontist hat seit gestern sein Angebot für das Selbständigen-Konto erweitert: eine virtuelle oder eine reale Mastercard sind verfügbar.
Kontist ist angetreten, eine für Freelancer optimale Lösung anzubieten. Das Startup gibt in seinem Blog nicht nur regelmäßig wertvolle Hinweise für diese Zielgruppe, sondern bietet auch ein für Selbständige optimiertes Konto an. Insbesondere die Transparenz bei der tatsächlichen Liquidität mit Berücksichtigung der notwendigen Steuerrücklagen stehen im Fokus.
Nun wird das bisher kostenfrei Konto um eine Mastercard Debit Business erweitert. In der virtuellen Variante ist die Karte kostenfrei und steht sofort zur Verfügung, die physische Variante wird mit 29 € im Jahr berechnet. Somit können die Kontoinhaber ihre Ausgaben direkt über das Geschäftskonto tätigen und müssen dies nicht privat auslegen. Wie von N26 gewohnt, werden die Ausgaben sofort in der App sichtbar sein und der Anwender kann eine Push-Nachricht erhalten.
Realisiert wurde die Lösung gemeinsam mit der Wirecard Bank AG – obwohl das Konto selbst mit der solarisBank umgesetzt wurde. Beide Partner verfügen über eine Banklizenz.
Das Beispiel Kontist zeigt, wie sich die Regeln im Banking bereits verschoben haben:
  • Um Banking anzubieten, muss man keine Bank mehr sein
    Kontist hat keine eigene Banklizenz, bietet aber trotzdem ein immer vollständiger werdendes Banking-Produkt an.
  • Banking als White-Labeling anzubieten, hat einen Markt
    Die klassischen Banken und ihre Rechenzentren kennen keine Offenheit, Ihre Leistungen Nicht-Banken anzubieten, damit diese Banking-Geschäftsmodelle umsetzen können. solarisBank geht diesem Schritt aber konsequent und nach bisheriger Beurteilung sehr erfolgreich.
  • Der Kunde will Banking und nicht Bank
    Dem Kunden ist es vollkommen egal, welche Partner hinter Kontist stehen – solange sein Geld entsprechend sicher ist und seine Banking-Anforderungen erfüllt werden. Dem Kunden ist also nicht wichtig, dass er Banking mit einer zugelassenen Bank macht, sondern dass seine Bedürfnisse erfüllt werden.

Die bisherige Regel, dass Bedürfnisse beim Banking nur von Banken erfüllt werden, gilt nicht mehr.

Kontist hat nach eigenen Angaben bereits eine vierstellige Geschäftskundenzahl, die bis zum Jahresende auf etwa 8.000 Kunden anwachsen soll. Darüber hinaus gewann Kontist im April den „FinTech des Jahres“ Preis von Paymentandbanking. Das Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, 80% ihrer regelmäßigen administrativen Aufgaben in Banking, Buchhaltung und Steuer zu automatisieren. 
 
solarisBank kopperiert mit Mastercard

Mastercard kooperiert mit Berliner Fintech – oder umgekehrt?

Letzte Woche berichtete zeit.de im Bericht “Mastercard kooperiert mit Berliner Fintech“. Gemeint war die SolarisBank, über die hier schon berichtet wurde.

Der Kreditkartenanbieter will sich mit der Berliner Solarisbank zusammentun, um ihren Kunden künftig leichter eigene Kreditkarten und mobile Zahlungsmöglichkeiten anbieten zu können.“, so zeit.de.

Die solarisBank hat zum Geschäftsmodell, Banking als technologische Bausteine Dritten zur Verfügung zu stellen. Das Besondere daran: das Unternehmen hat eine Banklizenz. Damit existiert ein Vorsprung gegenüber Wettbewerbern. Die etablierten Banken haben entweder eine eigene IT oder bedienen sich eines Gemeinschaftsrechenzentrums. Diese Leistung Dritten anzubieten, haben sie bisher gar nicht oder nur unzureichend geschafft. solarisBank hingegen baut schrittweise ein Banking auf und bietet dies über IT-Schnittstellen jedem Dritten an, der Banking-Module benötigt – so autoscout24.de als jüngstes Beispiel. Als Endkunde kann man bei solarisBank kein Konto eröffnen.

Die meisten am Markt operierenden FinTechs und Dienstleister haben genau hier ihre Schwierigkeiten. Sie bauen innovative Banking-Leistungen auf, benötigen aber im Hintergrund immer noch eine Bank zur Abwicklung. N26 (bisher Number26) ist hier das beste Beispiel – bisher war es die Wirecard Bank. Dieses Jahr hat N26 eine eigene Banklizenz erworben. solarisBank hat also gute Chancen, mit ihrem Geschäftsmodell erfolgreich zu sein. Immer mehr Drittdienstleister benötigen zuverlässige Bankdienstleistungen, ohne gleich den hohen Aufwand für eine Banklizenz betreiben zu wollen.

Nun hat solarisBank seine Dienstleistungen um einen weiteren Baustein mit dieser Kooperation erweitert und kann Kreditkarten ausgeben und die entsprechenden Zahlungen abwickeln. Sie verschafft sich damit Zugang zu über 43 Millionen Akzeptanzstellen in 210 Ländern.

Mastercard hat zunächst einen weiteren Emittenten hinzugewonnen. „Wir sehen das Innovationspotential der solarisBank und das starke Engagement, sich den Innovationen im globalen Banking-Markt zu verschreiben. Für uns ist es sehr spannend, mit einem jungen und visionären Banking-Unternehmen gemeinsam innovative digitale Lösungen zu entwickeln.“, so wird der Vice President von Mastercard, Dr. Andreas Spengel, zitiert.

Spannend wird zu beobachten sein, welches der beiden Unternehmen hier tatsächlich die meisten Vorteile aus der Kooperation ziehen wird. Mastercard könnte austauschbar gegen einen anderen Anbieter sein – aber gilt das auch umgekehrt? Mindestens hätte die Überschrift aber lauten müssen “solarisBank und Mastercard kooperieren”.

Inzwischen hat solarisBank auch die Marke überschritten, mit ihren Module über eine Million Endkunden zu erreichen, so berichtet das IT Finanzmagazin.

API-Banking: Sofort-Kredit bei autoscout24

API-Banking: Zahlen Sie mit Karte oder Sofort-Kredit?

April letzten Jahres habe ich über die großen Tanker “Kernbankverfahren” (siehe Bericht) geschrieben, die es den Banken schwer möglich machen, ihre Dienste in kleinen Komponenten Drittanbietern zur Verfügung zu stellen – das Stichwort war “API-Banking”.

Mein Beispiel war damals die Buchung einer Pauschalreise, bei der als Bezahlvorgang ein Kreditzahlung herauskommen könnte. Einer Sparkasse oder Volksbank ist eine solche Anbindung unmöglich – die geschlossenen Kernbankverfahren stellen solche Schnittstellen (API’s = Application Programmable Interface) einfach nicht zur Verfügung.

Knapp ein Jahr später im März diesen Jahres trat dann die solarisBank auf den Plan, die genau ein solches API-Banking mit einer eigenen Banklizenz anbieten wollte. “Bankdienstleistungen aus der Steckdose” war das Schlagwort.

Nun hat das europaweit größte Automobil-Anzeigenportal “Autoscout24” den Stecker einfach mal in die Steckdose gesteckt und nutzt den Sofortkredit-Baustein der solarisBank, wie in einer Pressemitteilung vom 09.08.2016 mitgeteilt wird. API-Banking aus dem Lehrbuch eben.

Aktuell kann somit der Kunde von Autoscout24 Kredite zwischen 1.000 und 15.000 Euro direkt in der App beantragen und zur Finanzierung seines Autokaufs nutzen. In Kürze wird sich die Obergrenze des Kreditvolumens weiter erhöhen.

„Wer mit dem Smartphone sein neues Fahrzeug aussucht, will nicht für eine Finanzierung des Kaufs in die gute, alte Bankfiliale. Wir verstehen uns als digitaler Vorreiter und stellen den Menschen in den Mittelpunkt. Wir wollen unsere Nutzer stets optimal digital unterstützen und haben deshalb die innovative Kooperation mit der solarisBank geschaffen.“
Ralf Weitz, Vice President Scout24Media

In diesem Fall ist aber nicht nur das Geschäft von der Bankfiliale weg-digitalisiert worden, sondern wandert an einen ganz neuen Anbieter. Selbst wenn die Hausbank ein noch so komfortables Online-Banking mit Sofort-Kreditmöglichkeit anbietet – für den Kunden ist es deutlich einfacher, gleich im Portal beim Autokauf den entsprechenden Knopf zu drücken.

Wer länger im Geschäft unterwegs ist, den erinnert das an die Gründung der Autobanken. Damals waren die Banken zuversichtlich, dass der Kunde den Kredit nicht gleich beim Autohändler abschließt, sondern zum Vergleich zu seiner Hausbank kommt und man dann schon durch Service und Konditionen punkten kann. Das hat alles nicht geklappt – den Kredit beim Händler gleich zu beantragen und nicht erst mit einem (damals notwendigen) bestätigten LZB-Scheck oder Bargeld von der Hausbank zum Händler zu gehen, war einfacher – neben den meist besseren Konditionen.

Heute haben wir wieder exakt die gleiche Situation wie damals auf digitaler Basis – und es scheint, dass die Banken den gleichen Fehler erneut machen werden. Nur diesmal sind es nicht “nur” Autobanken, sondern Konkurrenten, die sämtliche Kreditgeschäfte in allen Branchen digital viel besser abdecken können.

Die IT-Dienstleister und -Abteilungen der Banken haben hier jahrelang geschlafen. Man hat alles dafür getan, möglichst niemanden auf die Systeme zu lassen und sich bestmöglich abgeschottet. Anstatt das Kernbankverfahren so zu öffnen, dass Bankdienstleistungen möglichst weit angeboten und damit das Geld verdient werden kann, hat man sich gut gesicherte Inseln gebaut. So lange der Kunde noch in seine Filiale kam, war das sehr bequem.

Selbst die wenigen Schnittstellen für Endkunden wie HBCI sind inzwischen hoffnungslos veraltet und werden nach wie vor nicht von allen Banken angeboten. Spätestens Anfang 2018 sind aber die Schnittstellen auf Basis der 2. Zahlungsdiesterichtlinie (PSDII) zu öffnen. Dies kann man als Angriff oder aber als Chance sehen.

Banken: sind die großen IT-Tanker “out”?

Banker und auch deren IT-Dienstleister stecken in einer gedanklichen Klemme. Sie haben seit Jahrzehnten gelernt, dass sie Sicherheit und Vertrauen nur in einem geschlossenen Kreislauf darstellen können. Es wurden große proprietäre Bankenverfahren entwickelt, die in sicheren und abgeschotteten Netzen betrieben werden. Doch die Kunden wollen mehr und stellen die Banken damit vor die Herausforderung, dass Ihnen der Spagat zwischen diesen unbeweglichen Tankern und den Anforderungen des Marktes immer weniger gelingt.

Egal, ob es die Nutzung mobiler Endgeräte, die nahtlose Anbindung an soziale Netzwerke oder die Schaffung neuer innovativer Geschäftsmodelle ist – immer ist die Umsetzung mit den bestehenden Bankverfahren schwierig und bedarf teilweise jahrelanger Entwicklungen. Oft genug ist der Zug dann schon längst abgefahren.

Andere Anbieter, die sich deutlich weniger Gedanken um Sicherheit und Vertrauen machen, erstellen Anwendungen und Tools, die von den Anwendern aufgrund ihrer Einfachheit akzeptiert werden. Wenn überhaupt, dann versucht die Bankbranche, diese Tools zu kopieren und baut wieder ein proprietäres eigenes System. Aktuelles Beispiel ist dabei der Versuch der deutschen Banken, PayPal zu kopieren und als eigene Lösung zu etablieren. Mit weniger Funktionen gegen einen extrem großen Marktanteil mit weiteren Playern wie Apple, Google und Facebook mit einer eigenen Lösung angehen zu wollen, scheint zumindest ein extrem schwieriges Unterfangen zu sein.

Obwohl die Rechenzentralen mit ihren Kernbankverfahren ausgereifte Systeme mit einer hohen Marktdurchdringung anbieten können (so sind z.B. alle Sparkassen in Deutschland mit “OSPlus” der Finanz Informatik ausgestattet, alle Volksbanken werden in den nächsten Jahren “agree21” der Fiducia & GAD IT AG haben), befinden sie sich in einem Innovationsdilemma: alles, was sie anbieten, ist auf die jeweilige Bankengruppe beschränkt – und jeder kämpft täglich für die Verbesserung seines eigenen Systems. Bei den Großbanken ist es nicht anders.

Innovation wird immer noch so verstanden, dass funktionale Verbesserungen für die Bank im Vordergrund stehen, wenn sie nicht durch regulatorisch nötige Änderungen “hinten herunterfallen”. Neue Technologien, wie z.B. Mobilgeräte, bindet man nur mit viel Mühe an.

Wie kann also ein Ausweg aussehen? Sehen wir uns dazu ein Beispiel aus der Welt der digitalen Konkurrenz an – Google Maps. Als dieses Produkt auf den Markt kam (übrigens “erst” 2005, also vor gerade einmal 10 Jahren), gab es diverse Tools, die Karten bereitgestellt haben. Sie waren in der Regel (Achtung, Parallele) proprietäre Systeme, die lokal auf dem Rechner zu installieren waren. Vom Leistungsumfang waren sie Google teilweise deutlich überlegen, sie konnten Routen planen oder auch Satellitenbilder auf diversen CD’s oder DVD’s bereitstellen – teilweise zu der Zeit ein großer Renner bei den Anwendern.

Heute ist Google Maps quasi der Marktstandard und bildet die Basis für eine riesige Anzahl von innovativen Anwendungen, die Google selbst niemals hätte selbst bereitstellen können. Die prorietären System auf dem eigenen Rechner braucht und will niemand mehr. Plötzlich hatten ganz viele Entwickler von Software Ideen, wie man Landkarten für die eigenen Anwendungen nutzen kann – inzwischen nennt man diese Kategorie “ortsbasierend”. Quasi alle wichtigen Anwendungen dieser Kategorie nutzen Google Maps. Doch was ist das große Geheimnis dieses Erfolges? Schlicht und einfach die “API” (Application Programming Interface) – eine Schnittstelle, über die jeder Anwendungsentwickler Google Maps ganz leicht in seine eigenen Applikationen einbinden kann.

Im Prinzip haben die Banken auch eine solche “API” – sie ist allerdings schon ziemlich alt und kompliziert anzusprechen: HBCI (Homebanking Computer Interface) bzw. FinTS (Financial Transaction Service) als Weiterentwicklung. Die Schnittstelle stammt zum einen aber aus einer Zeit, in der Homebanking am heimischen PC im Vordergrund stand und zum zweiten wird sie längst nicht von allen Banken angeboten. Oft gibt es für die Homebanking-Programme nur die Möglichkeit, die Daten vom Bildschirm automatisiert auszulesen – mit entsprechenden Fehlerquoten. Die Schnittstelle ist eben auch auf die hauptsächlichen Homebanking-Funktionen beschränkt: Umsätze und Salden abholen, Überweisungen beauftragen. Innovative Geschäftsmodelle lassen sich damit nicht aufbauen. Kundenfreundlich ist die Schnittstelle sowieso nicht und technisch ist das Ganze von aktuellen Standards weit entfernt, aber das würde zu weit führen.

Will im Vergleich dazu ein Entwickler auf PayPal-Daten in seiner Anwendung zugreifen, so geht das über die API relativ einfach. Der Kunde meldet sich innerhalb der Anwendung des (Fremd)entwicklers mit seinen PayPal-Zugangsdaten an, gibt PayPal einmalig die Berechtigung, die Daten an den Anbieter weiterzuleiten und das war es. So auf die Daten eines deutschen Bankkontos zuzugreifen: schlicht unmöglich.

Würde sich die Banken-IT nun über entsprechende API’s öffnen, könnten innovative Dritthersteller eigene Geschäftsmodelle auf Basis der bestehenden Kernbankverfahren aufbauen. Im Hintergrund würde ein (proprietäres) Bankensystem einen Zahlungsverkehr, eine Kreditabwicklung oder ein Wertpapiergeschäft abwickeln. Im Vordergrund beim Kunden läuft eine innovative Anwendung eines Drittherstellers.

Doch wo ist der Vorteil für die Banken? Man könnte denken, sie würden ja damit Drittherstellern überhaupt erst ermöglichen, ihr Geschäft anzubieten. Doch die Denkweise ist grundsätzlich falsch. Wenn ein solcher Service nicht allgemein zugänglich von den Banken angeboten wird, macht es jemand anders. Beispiele dafür gibt es inzwischen genug – dann wird eben im Hintergrund eine Schnittstelle von PayPal, Apple Pay, Google, Facebook oder (noch) kleineren Anbietern, wie z.B. Holvi (siehe auch diesen Beitrag) angesprochen. Durch eine Verweigerungshaltung wird die Innovation am Markt nicht gestoppt – diese Zeiten sind lange vorbei.

Ganz im Gegenteil – die Banken könnten mit der Abwicklung der Geschäfte im Hintergrund entsprechende Einnahmen erzielen. Dies ist die eigentliche Stärke der Banken: sichere und zuverlässige Abwicklung von Finanzgeschäften. Warum sollten diese Dienstleistung nicht auch andere Anbieter vermarkten.

Daneben könnten sie ihre eigene API’s nutzen, um selbst schneller am Markt reagieren zu können und neue Dienste quasi aus bestehenden Funktionen “zusammen zu mixen”. Die eigene Banken-IT wäre schneller und innovativer, weil nicht immer erst der Tanker auf neuen Kurs gebracht werden müsste, sondern man ein schnelles kleines Boot aussetzen könnte. So kann man auch leichter einmal neue Häfen ansteuern – im Zweifelsfall war das Invest überschaubar und ein Rückbau einer doch nicht benötigten Funktion könnte unterbleiben.

Es gibt bereits Banken, die dieses Problem verstanden haben und aktiv umsetzen: so haben die französischen Banken “Fédération Nationale du Crédit Agricole” und “Axa Banque” kurz nacheinander entsprechende API’s angekündigt. So hat die Axa Banque sogar einen Wettbewerb auf Basis dieser API in Höhe von 50.000€ ausgeschrieben, in der sie innovative Anwendungen auf Basis ihrer API sucht. Dort hat man verstanden, dass man es auf Dauer nicht aus eigener Kraft schaffen wird, für die Kunden immer die besten Applikationen zu bauen. Man holt sich Innovation von außen und öffnet sich damit für andere Anbieter.

Es wird Zeit, dass sich die deutschen Banken-IT-Anbieter schnell Gedanken dazu machen, wie sie ihre Systeme so öffnen, dass bei neuen Ideen am Markt die Anbieter bei einzubindenden Finanzdienstleistunggeschäften auf die APIs Ihrer Bank zugreifen können.

Was wäre es doch für die Banken für eine schöne neue Welt, wenn z.B. in einer Reisebuchung als Zahlungsmöglichkeit gleich “12 Monatsraten á x €” als Auswahlmöglichkeit bereit ständen und im gesamten Prozess nur der Reiseanbieter als ein Vertragspartner auftreten würde. Der gesamte Kreditvertrag inklusive der Abwicklung wird im Hintergrund vollautomatisch bei einem angeschlossenen Kreditinstitut im Namen des Reiseveranstalters abgewickelt, der in seinem System nur noch ein paar API-Aufrufe einbauen muss. Nach dem heutigen Geschäftsmodell der Banken müssen Reiseveranstalter und Bank entweder umständliche Schnittstellen mit hohem Aufwand bauen, und die Abwicklung erfolgt dann komplett durch die Bank – oder er gründet lieber gleich eine eigene Bank. Die Automobilhersteller haben es übrigens vor rund 20 Jahren so gemacht und betreiben heute fast alle eigene Banken, die für die etablierten Banken heute harte Konkurrenten sind.

Softwareentwicklung in der Zukunft

Wenn wir heute für Kunden Software entwickeln, dann handelt es sich noch oft um monolithische Systeme – in sich geschlossene Softwareprodukte für einen definierten fachlichen Use Case.

Eine grundlegende Änderung der Fachlichkeit führt oft zu umfangreichen Entwicklungsaufwänden oder gar Änderungen an der zu Grunde liegenden Softwarearchitektur. Die Änderungen können damit oft nur in langen zeitlichen Perioden und damit auch kostenintensiven Projekten umgesetzt werden.

Verstärkt wird das Problem durch die Anforderung, eine Software nicht mehr nur noch in klassischen Client-Server-Architekturen zur Verfügung zu stellen, sondern auf diversen mobilen Plattformen.

In einer Zeit der sich immer schneller wandelnden Anforderungen des Marktes sind die Unternehmen aber gezwungen, sich schnell an anzupassen. Die monolitischen System sind dabei hinderlich.

Was wird sich also in der Softwareentwicklung ändern? Schauen wir uns einmal in der sogenannten “Cloud” um. Dort finden sich diverse Beispiele.

Beispiel 1: Landlord
Landlord ist ein Spiel, welches Monopoly-ähnlich funktioniert. Der Spieler findet auf seinem Mobiltelefon die in seiner Umgebung befindlichen Lokationen, z.B. öffentliche Gebäude. Mit seinem Spielgeld kann er ein Gebäude “kaufen” und erhält Miete, wenn andere Mitspieler in seinem Gebäude sind. Spannend daran: das Spiel bedient sich der Lokations-Datenbank und des Check-In-Mechanismus von Foursquare. Will man sich neues Spielgeld kaufen, so werden Abrechnungssysteme anderer Hersteller genutzt. Die Kette verlängert sich, da Foursquare wiederum zum Aufbau seiner Lokationen in der Startphase auf Google Maps zugegriffen hat.

Beispiel 2: Salesforce
Salesforce ist als CRM-Tool hinlänglich bekannt. Es bietet eine Unzahl von API-Schnittstellen, mit der ein Entwickler seine Anwendung an das CRM-System anbinden kann. Ein Salesforce einsetzendes Unternehmen kann das CRM-System neben der üblichen Freiheit der individuellen Konfiguration also vollständig in seine Prozesse einbinden und ist nicht mehr gezwungen, sein CRM selbst zu programmieren.

Beide Beispiele zeigen, dass eine Software in Zukunft vor allem eines benötigt: Schnittstellen zu anderen Systemen – und zwar unternehmensübergreifend. Sicherlich spielen dabei Datenschutzerwägungen eine nicht unerhebliche Rolle, sind aber durchaus zu lösen.

Softwareentwicklung wird sich beschränken müssen auf die wirklichen unternehmensspezifischen Anforderungen und sich koppeln mit Systemen, die allgemeine Anforderungen bereits problemlos bereitstellen. So lassen sich massiv Kosten sparen, indem Standardfunktionen hinzugekauft werden und über eine Schnittstelle angesprochen werden können.

Nebenbei können die bisherigen Anbieter großer Softwareprodukte einen vollkommen neuen Markt erschließen.

Nehmen wir als Beispiel die großen Rechenzentren von Banken. Warum bieten sie keine flexiblen Schnittstellen in ihr Kernbankenverfahren an? Die Banken haben massive Abwanderungen vom Zahlungsverkehr zu Diensten wie PayPal oder den eigenen Bezahlverfahren der großen Anbieter wie Google oder Amazon zu verzeichnen. Was aber kann mir meine Volksbank oder Sparkasse anbieten, wenn ich dort nach einem entsprechenden Dienst anfrage? Nichts…

Und wenn ich dem Gedanken des guten alten Bankschließfaches folge und bei meiner Bank nachfrage, ob ich meine elektronischen Dokumente nicht auch dort hinterlegen kann? Dann gibt es höchstens einen unkomfortablen Dateiabload in einer kleinen Ecke des Homebankings mit einer unattraktiven Schnittstelle.

Oder warum bietet man den Kunden nicht eine sichere E-Mail an für alle Kunden bei einer Sparkasse oder Volksbank (immerhin haben die beiden Gruppen alleine schon einen extrem hohen Marktanteil – wenn man es anhand der ausgegebenen Karten rechnet, sind es rund 70% | Quelle: Bankenverband). Beste technische Voraussetzungen bei aktuell drei und zukünftig zwei Rechenzentren. Mit der Chance für die Banken, diesen Kanal gleich für ein Marketing mit zu benutzen.

Es gibt unzählige Beispiele, wie eine Bank ihr Portfolio zeitgemäß verändern könnte und damit nicht zusehen müsste, wie andere innovative Unternehmen ihnen nach und nach die Marktanteile und damit die Verdienstmöglichkeiten entziehen. Wahrscheinlich mangelt es gar nicht an Ideen. Nur die Umsetzung ist mit der heutigen IT so schwer durchzuführen, dass die Phantasie für solche neuen und innovativen Produkte einfach fehlt.