N26: Das Erwachen nach dem Hype?

Number26 (inzwischen N26) war frisch und neu. Ein FinTech hat den etablierten Banken gezeigt, wie einfach Girokonto für den Kunden sein kann. Inzwischen ist das FinTech zu einer Bank geworden, hat aber offensichtlich deutliche Defizite beim Kerngeschäft einer Bank: Sicherheit, Service und sogar die ordnungsgemäße Buchführung.

Die Sicherheit

Im letzten Jahr kamen die ersten Negativschlagzeilen: N26 kündigte von sich aus Kunden und hat die Gründe dafür extrem schlecht kommuniziert. Dazu kamen erste Hinweise auf vermeintliche Sicherheitsmängel. So konnte man im Februar über per NFC auslesbare Umsätze bei der Kreditkarte lesen. Der GAU mit echten schweren Sicherheitsmängeln wurde dann bei der 33C3-Konferenz zur Jahreswende in Hamburg aufgedeckt. Diese sollen zwar inzwischen geschlossen sein, aber alleine die Art der Lücken lässt den Kunden mit einem sehr unguten Gefühl zurück. So wurden banalste Sicherrheitsmechanismen nicht implementiert. Dazu hat die Reaktion der Bank auf die Ausnutzung von Lücken vollkommen versagt. So konnte Vincent Haupert, der die Lücken aufgedeckt hat, über eine ungesicherte iOS-Siri-Schnittstelle in 30 Minuten 2000 Transaktionen á 0.01€ ausführen, ohne das sein Handeln von N26 unterbrochen wurde. Nach über 3 Wochen(!) hat N26 erst den Kontakt gesucht und wollte das Konto sperren. Dummerweise ist man aber nicht auf den Verursacher zugegangen, sondern auf den Empfänger. Der hat aber logischerweise daran gar keine Schuld.

Das Kerngeschäft: ordnungsgemäße Buchführung

Dazu kommen – anders kann man es leider nicht ausdrücken – Mängel bei dem 1×1 des Bankgeschäfts: der ordnungsgemäßen Buchführung. Eine harte Aussage, aber leider durch mein eigenes Konto nachweisbar.

Fall 1: Im März 2016 weist der Auszug erhebliche Mängel auf. Eine Buchung fehlt vollkommen, Tagessalden sind falsch und die Summen der Einzelbuchungen stimmen nicht mit der Endsumme des Auszugs überein. Zu diesem Zeitpunkt reagiert der Support noch relativ schnell – ich bekomme einfach per E-Mail einfach einen neuen Auszug zugeschickt. Eine Erklärung, das Eingeständnis eines Fehlers oder gar eine Entschuldigung bleiben aus.

Fall 2: Die Auszüge vom November/Dezember 2016 (das Konto wird inzwischen von der N26-Bank geführt) sind wieder fehlerhaft. In diesem Fall stimmt der Endsaldo vom November nicht mit dem Anfangssaldo vom Dezember überein. Es sind zwei vollkommen unterschiedliche Summen, die nichts miteinander zu tun haben. Die App stellt wenigstens den korrekten Saldo dar – aber der hat mit den beiden Auszügen zu tun.

Service

Am 16.01. habe ich die im Fall 2 geschilderte Abweichung gemeldet und dem Saldo widersprochen. Dazu gibt es die gesonderte E-Mail-Adresse . Die automatische Rückantwort lautet: “Wir melden uns so schnell wie möglich bei dir, im Moment kann es aber 4 – 5 Werktage dauern, bis du von uns hörst”. Zwei Wochen später habe ich immer noch nichts gehört.

Parallel dazu habe ich den Vorgang an die normale Hotline gemeldet. Hier gibt man keine zeitlichen Zusagen, sondern bekommt die Meldung “Im Moment erhalten wir viele Fragen zum Kontoumzug zu N26 Bank, deshalb kann es etwas länger als gewohnt dauern, bis wir dir antworten. Aber keine Sorge, Hilfe ist unterwegs!” zurück. Auf die Hilfe warte ich bis heute. Eine Antwort wird sicherlich noch lange Zeit ausbleiben – eine weitere offene Supportanfrage vom 13.12.2016 ist bis heute unbeantwortet.

Ins dieses Bild passt, dass eine von der Presseabteilung angeforderte Stellungnahme vom 03.01.2017 zum Thema Sicherheit und Differenzen bei Kontoauszügen vollkommen unbeantwortet blieb. Hier gibt es noch nicht einmal eine automatische Antwort. Gerne hätte ich die Sichtweise von N26 hier ebenfalls dargestellt – neben den von der Homepage für jedermann sichtbaren allgemeinen Aussagen.

Definitiv bin ich mit meinen Erfahrungen zum Support aber nicht alleine – das kann man im Netz schnell nachlesen.

Fazit

Eigentlich kann ich niemandem empfehlen, einer Bank, die die Grundbegriffe des Banking nicht im Griff haben, das eigene Geld anzuvertrauen. Im Sommer 2016 bezeichnet der Stern N26 als “hippestes Institut in Europa”. Wenn das bedeutet, dass eine schicke Oberfläche und eine einfache Umsetzung zu Lasten von Sicherheit, Basisfunktionalität und vor allem Service geht, dann ist eine “konservative Bank” sicherlich auf Dauer besser aufgestellt.

Number26 hat beim Start eindrucksvoll gezeigt, wie einfach ein Girokonto funktionieren kann. So ist es die beste Werbung gegen FinTechs und für die etablierten Banken. Diese werden nach und nach die innovativen Funktionen in ihr sicheres und zuverlässiges Banking integrieren. Der Abstand von N26 wird größer – vor allem, wenn N26 hier nicht schnellstens dazu lernt.

Egal, ob ich hier über einen Einzelfall berichte. Oder ob das Problem viele Kunden betrifft und diese es vielleicht gar nicht bemerken, weil der Kontoauszug in N26 nicht mehr im Fokus steht und in der App nur über kaum sichtbare Wege angezeigt werden kann. Falsche Summen dürfen bei einer Bank nicht vorkommen. Und wenn, dann sollte eine Bank in der Lage sein, schnell und angemessen auf solch einen Vorfall zu reagieren. Nicht zu reagieren auf einen Widerspruch wegen offensichtlicher Rechenfehler ist ein Unding im Bankgeschäft. Jede normale Innenrevision würde in Hektik verfallen.

Update 16.01.2017

Da N26 sich scheinbar des Falles nicht annehmen will, ist inzwischen ein Schreiben an die BaFin gegangen. Mal sehen, ob sich jetzt etwas tut.

Update 09.02.2017

Inzwischen hat sich der Support gerührt, sich für die verspätete Antwort entschuldigt und mir einen “vorläufigen Auszug” seit Beginn der Bankverbindung zugeschickt. Damit sind aber die juristisch zugestellten falschen Auszüge weder korrigiert noch wurde überhaupt auf das Problem Bezug genommen – auf meinen eingereichten Widerspruch wurde auch nicht eingegangen. Nun ist der Fall bei einer Fachabteilung. Zusammengefasst: mehrere falsche Auszüge sollen durch die Zusendung eines vorläufigen Auszuges korrigiert werden. Ein Widerspruch bleibt unbeachtet.

Update 28.02.2017

Nun gab es einen neuen, juristisch gültigen Auszug für die betroffenen Monate. Die Begründung: “Es lag ein allgemeiner Fehler bei der Erstellung der Kontoauszüge vor, den wir nun behoben haben.”. Es ist schon sehr bedenklich, wenn eine Bank bei einer der Kernfunktionen so versagt und dann fast drei Monate benötigt, um dieses Problem zumindest in der Außenwirkung in den Griff zu bekommen. Und dabei in der Kommunikation auch noch vollkommen versagt.

Update 01.08.2017

Gestern kam dann die Stellungnahme der BaFin – bzw. der N26 an die BaFin: “Danach sei dies darauf zurückzuführen, dass nahe am Monatsende getätigte Kreditkartenverfügungen zwar zur Blockade des autorisierten Betrages führten, dessen tatsächliche Abverfügung jedoch erst mit Einreichung des Händlerbeleges. Diese läge zum Zeitpunkt der Erstellung des Kontoauszuges für den Folgemonat in machen Fällen noch nicht vor und verursache die von Ihnen monierte Abweichung. Seit dem 13.02.2017 sei das Programm zur Erstellung von Kontoauszügen zur Vermeidung von Saldenabweichungen umgestellt worden”.
Was verstehe ich daraus? Bis Februar war einer zugelassenen Bank offensichtlich der Unterschied zwischen einer juristischen Buchung und einer Autorisierung nicht klar. In einer App sofort die Autorisierung anzuzeigen – das ist Kundenfreundlich. Sie darf dadurch aber auf einem juristischen Auszug verarbeitet werden. Nach wie vor finde ich es unverständlich, dass weder die Hotline noch die Innenrevision auf entsprechende Hinweise reagiert haben, sondern erst eine Anfrage über die BaFin scheinbar Bewegung  gebracht haben. Nebenbei ist die Antwort der N26 am 14.02.2017 an die BaFin gegangen. Man hat also schnell auf die Eingabe reagiert und auch die Änderung entsprechend schnell umgesetzt. Wer sich noch mal den zeitlichen Verlauf ansieht, stellt fest: ohne eine BaFin-Beschwerde wäre fraglich gewesen, wann die Bank (und ob überhaupt) den Sachverhalt geklärt hätte.

kontist

Kontist: Mehr als nur ein Konto für Selbständige und Freelancer

Ein “normales” Girokonto kann online relativ wenig. Geld erhalten und verschicken, die Umsätze anzeigen lassen und Lastschriften zurückgeben – das war es meist schon. Auch Startup-Anbieter wie number26 bieten hier nicht viel mehr an. Grundsätzlich unterscheidet sich das “moderne” Girokonto auch nicht wirklich von dem, was die klassischen Banken anbieten. Kontist will hier einen Schritt weiter gehen.

Will man das Konto beispielsweise mit der Buchhaltung verbinden, benötigt man Zusatzsoftware – so die Bank überhaupt eine Schnittstelle wie HBCI anbietet. Bei number26 oder Fidor sieht man dies als nicht notwendig an. Anwender von Quicken & Co. schauen in die Röhre und tippen die Umsätze von Hand ab. Für Privatanwender mag dies noch funktionieren, für Firmen ein no-go.

Variante 1: Anbindung eines bestehenden Kontos

Nun lassen sich zwei Tendenzen für eine Erweiterung des Funktionsumfangs erkennen. Moderne Webangebote, die in der Lage sind, sich mit dem Bankrechner zu verbinden und auf Umsätze zuzugreifen und sogar Überweisungen auszuführen. Ein Beispiel dafür ist sevDesk, über das ich bereits berichtet habe. Der Vorteil: man kann die eigene Bankverbindung behalten – wenn eine Schnittstelle bereitsteht.

Variante 2: Integration von Konto und Zusatzdienst

Eine andere Variante: Holvi bietet ein eigenes Girokonto an und hat somit eine schnittstellenfreie Integration von Girokonto, einem Online-Shop und der Buchhaltung. Weitere Funktionen können problemlos dazu kommen. Das funktioniert, weil Holvi eine finnische Zahlungsdienstleister-Lizenz hat. Einen ähnlichen Weg geht das Startup “K17ontist”.

Kontist

Einen ähnlichen Weg geht das Startup Kontist, welches 2016 sichtbar geworden ist. Kontist bietet ein mobiles Banking-Angebot speziell für Selbständige und Freelancer an.

Diese Zielgruppe ist stark wachsend, wird aber bei traditionellen Banken mit Skepsis betrachtet. Ohne Gehaltszettel und am Anfang vielleicht große Umsätze wird sie eher als Risiko betrachtet. Kontist will sich nun dieser Zielgruppe annehmen.

Der derzeitige Mehrwert besteht aus einer papierlosen Kontoeröffnung, mobilem Banking mit eingebautem Frühwarnsystem bei Liquiditätsengpässen, sowie einer automatischen Rücklage der anteiligen Einkommens- und Umsatzsteuer auf Unterkonten. Eine entsprechende Integration von Funktionen in das Geschäftskonto sucht man bisher bei traditionellen Banken vergeblich. Diese Übersicht muss sich der Freiberufler meist per Excel manuell schaffen.

Kontist hat keine eigene Banklizenz und darf daher auch kein eigenes Girokonto anbieten. Man kooperiert deswegen mit der solarisBank. Dort bietet man Bankdienstleistungen quasi aus der Steckdose an und kümmert sich um das gesamte Banking inklusive der Regulatorik. Die Plattform ist so konstruiert, dass Startups wie Kontist extrem schnell die Banking-Bausteine, die sie für Ihr Angebot benötigen, nutzen können. Das Geschäftsmodell ermöglicht nicht nur die schnelle, sondern auch die kostengünstige Anbindung. Gerade in der Startphase ist dies für Startups ein “muss”.

Für das erste Quartal 2017 will Kontist die Beta verlassen und live gehen. Neben vielen neuen Features werden durch eine Kooperation mit Debitoor die Faktura und die Buchhaltung in das Geschäftskonto integriert werden. Auch eine eigene Kreditkarte soll das Angebot ergänzen. Es lässt sich mutmaßen, dass auch hier der Partner solarisBank helfen wird – schließlich gibt es seit Kurzem eine Kooperation mit Mastercard.

paydirekt

Paydirekt. Ein Status.

Paydirekt wird von vielen Beobachtern kritisch beäugt. Paydirekt selbst ist hochoptimistisch.

Gestern konnte man im IT-Finanzmagazin lesen, dass der Zahlungsanbieter die 500er-Marke bei der Händleranbindung nach einem Jahr durchbrochen hat. Das an sich ist schon mal ein kleiner Erfolg. Sicherlich hat die Einführung des Konzentratoren-Modells dazu beigetragen. Dies bedeutet, der Händler muss nicht mehr mit jeder Bank einzeln verhandeln, sondern kann sich über einen der Konzentratoren wie z.B.Computop oder Concardis anbinden. Alles andere ist eigentlich auch unzumutbar und schon von Grund auf ein “No-Go”.

Ebenfalls im IT-Finanzmagazin konnte man in einem Interview mit der Geschäftsführung Ende November zur Kenntnis nehmen, dass 800.000 Kunden sich registriert haben und man mehr als 25 der Top-100-Händler angebunden habe. Je nachdem, welcher Statistik man traut – Jochen Siegert kommt bei PaymentAndBanking auf gerade mal 7 der Top 100.

Was kann man nun daraus schließen? 800.000 angemeldete Nutzer ist schon einmal eine gute Leistung – fragt sich nur, wie viele den Dienst davon aktiv nutzen. Zum Vergleich: PayPal nennt 16 Millionen aktive Nutzern in Deutschland. Girokonten gab es übrigens Ende 2015 in Deutschland lt. Statista fast 100 Millionen.

Leider gibt paydirekt keine Informationen zu den tatsächlichen Transaktionen heraus. Hiermit würde Geld verdient werden – unterm Strich sagt eigentlich nur die Anzahl und das Volumen etwas über den Erfolg eines Bezahlverfahrens aus. Im August sprach das Handelsblatt von 450 Transaktionen in der Woche. Unfair, aber interessant: PayPal schafft 270 Transaktionen – in der Sekunde.

Kann paydirekt nun durch eine Einmaligkeit punkten? Im Interview stellt es die Geschäftsführung so dar, dass es das einzige Bezahlverfahren mit einer direkten Anbindung an das Girokonto ist. Schon aus den ersten Kommentaren zu dem Interview kann man herauslesen, dass dies anders gesehen werden kann – auch PayPal kann an das Girokonto angebunden werden. Auch bei diesen Verfahren erfährt der Händler nicht die Bankverbindung des Kunden. Und PayPal nimmt auch die Sicherheit genau so für sich in Anspruch. Im Endeffekt ist es nur eine Kundenentscheidung, wem er mehr vertraut: PayPal oder paydirekt.

Dazu kommt, dass längst nicht alle deutschen Girokonten anbindbar sind. So fehlen beispielsweise namhafte Direktbanken, wie die DKB.

Fazit:

  • nicht alle Banken angebunden,
  • keine echten Alleinstellungsmerkmale,
  • vermutlich sehr wenige Transaktionen,
  • eine relativ geringe Durchdringung bei den Kunden und
  • wenige wichtige Händler angebunden.

Ein Erfolgsmodell sieht anders aus. Das heisst aber nicht, dass paydirekt chancenlos ist. Geschäftsführer Niklas Bartelt drückt es so aus: “Hier geht es nicht um einen Sprint, sondern um einen Langstreckenlauf.”. Für einen Langstreckenlauf benötigt man Durchhaltevermögen – in diesem Fall den Rückhalt und das Geld der Eigentümer. Schauen wir einmal, wie lange sich die Bankengruppe dies leisten kann und will.

 

 

PayPal: In Großbritannien jetzt auch Kredite

Während die deutschen Banken mit paydirekt ihre ersten Schritte im Online-Payment versuchen und mit scheinbar überschaubarem Erfolg gefühlte Jahre hinterher hinken, ist das große Vorbild PayPal inzwischen soweit, bei der Online-Bezahlung auch gleich einen Kredit mit zu vergeben.

Sprachen wir bisher davon, dass PayPal den Banken den Zahlungsverkehr Stück für Stück wegnimmt, so sind jetzt auch Kleinkredit und die Überziehung des Kontos in Gefahr. Und damit auch die Haupteinnahmequelle beim Girokonto – denn es wird nicht an den Gebühren, sondern an den Zinsen und Überziehungszinsen verdient. Sind die normalen Kreditzinsen für die Baufinanzierung inzwischen im Keller, so werden bei Dispo- und Überziehungszinsen durchaus noch sieben Prozent und aufwärts aufgerufen.

Es ist zu beobachten, dass die Kunden aber bei PayPal durchaus nicht auf den Cent schauen und hohe Konditionen zu Gunsten der Einfachheit offensichtlich akzeptieren. Beim Kredit wird ein Jahreszins von 17,9 Prozent aufgerufen (was für schwer vergleichbar ist, da man in Großbritannien für Überziehungen durchaus auch bei kleinen Summen noch über 20 Prozent genommen werden – Beispiel: Barclays für 1000 GBP werden in 30 Tagen 22,50 GBP fällig – hochgerechnet sind das 27 Prozent).

Und die PayPal übliche Einfachheit scheint auch beim Kredit zu gelten: Im normalen und gewohnten Bezahlvorgang wählt der Kunde einfach die Ratenzahlung aus und nach kurzer Bonitätsprüfung kann die Zahlung auf bis 24 Monate gestreckt werden. Und schon muss der Kunde nicht mehr seinen Dispo bei der Hausbank in Anspruch nehmen und der ganze schöne Erlös wandert zu PayPal. Und die Kreditkartenemittenten sehen übrigens auch in die Röhre.

Da kann man nur hoffen, dass die deutschen Banken auch schon das fertige Rezept für die Kreditvergabe direkt im Online-Shop in den Schubladen haben…

Mehr Informationen zu PayPal Credit finden sich hier.

Spanische CaixaBank: Wir bauen uns ein FinTech

Die spanische CaixaBank hat eine eigene Marke gegründet, die stark an das Modell des deutschen FinTechs Number26 erinnert: “imagin bank“.

Zielgruppe sind Menschen zwischen 18-35 Jahren. Caixa hat derzeit davon rund 2.9 Millionen im eigenen Bestand und erhofft sich dadurch weiteren Zuwachs in dieser Zielgruppe.

“Neu” an diesem Modell ist, dass man nicht unter der bestehenden Marke der Bank einen neuen, einfacheren Service anbietet, Stattdessen nimmt man in Kauf, eine neue Marke im Markt zu etablieren – aber ohne “Altlasten”. Frisch und einfach ist das Motto der neuen Bank – sie ist rein auf die mobile Nutzung eingerichtet. Sie folgt – dem Marketing zufolge -diesen fünf Prinzipien:

  1. So einfach, wie man es erwartet. Alles, was man erwartet über eine mobile App (interessanterweise dann aber nur iOS und Android). Einfach zu nutzen und zu verstehen.
  2. Die elementaren Services sind kostenfrei. Dazu gehört eine Visa-Karte.
  3. Die Kunden und die Community sind wichtig. Alle Kunden sind gleich. Ein Teil des Profits wird in soziale Projekte investiert.
  4. Der Kunde setzt sich die Ziele. Die Bank unterstützt diese.
  5. Der Kunde ist immer geschützt. Er erhält direkt Nachrichten, wenn auf seinem Konto etwas passiert.

Das Angebot wirkt auf den ersten Blick ansprechend und kann sicherlich durchaus die Zielgruppe ansprechen. Im Gegensatz zu einem “echten” Fintech sieht man aber doch an der ein oder anderen Stelle durchaus die klassische Geschäftsbank “durchschimmern”. Wenn man versucht, herauszufinden, welche Services denn nun wirklich kostenfrei sind, findet man man längerer Suche auf der Homepage tatsächlich einen entsprechenden Link. Es öffnet sich eine zwei DIN-A4-Seiten lange Tabelle, wo sich ein klassischer Banker mit Excel ausgetobt hat. Plötzlich ist die Einfachheit vorbei, denn der Kunde muss unterscheiden können zwischen Services von imagin und dem Mutterhaus. Konkrete Preise findet man aber auch in dieser Tabelle nicht.

Fazit: Ja, eine Bank kann ein FinTech gründen und dieses durchaus positiv umsetzen. Aber es gehört eine gehörige Portion Mut dazu, sich dann auch wirklich von der bisherigen Denkweise komplett zu lösen. Oder vielleicht ist es auch nicht nur fehlender Mut, sondern schlicht für einen eingeschworenen Banker unmöglich?

Number26: Ich hätt gerne mal schnell ein Girokonto

Number26“Girokonto in 8 Minuten” – so wirbt Number26 – oder auch mitdem Slogan “Europas modernstes Girokonto”.

Tatsächlich ist die Einrichtung schnell gemacht und sehr komfortabel – wenn man denn darf. Aktuell muss man sich auf der Homepage registrieren und bekommt per E-Mail Bescheid, wenn man dran ist – virtuelles Schlange stehen. Das kann ein pasr Tage dauern. Nachvollziehbar, weil man nicht überrannt werden und dem Kunden ein positives Erlebnis geben möchte. Da die Verifizierung per Videotelefonat geschieht, sind natürlich auch die Anmeldekapazitäten beschränkt.

Wie läuft das Ganze nun ab, wenn man einen Link bekommen hat? Man registriert sich mit wenigen Schritten auf der Homepage und gibt seine Daten an. Dann wird man per Videotelefonat auf dem Mobiltelefon angerufen und die Daten werden verifiziert. Das Ganze läuft sehr komfortabel und professionell ab; es wird irgendwann auf die Rückseitenkamera umgeschaltet, man hält den Ausweis vor die Kamera, muss etwas wackeln damit das 3D-Wasserzeichen sichtbar wird und schon hat man ein neues Girokonto. Wer das nicht möchte, der kann auch den bekannten Weg des Postidents gehen – das dauert dann eben nur länger als 8 Minuten.

Anschließend hat man Zugriff auf sein neues Konto und gleich eine IBAN/BIC ZUR Verfügung. Für die Erstbefüllung muss man etwas vom bestehenden Girokonto überweisen – oder zahlt bei einer anderen Bank bar ein, was meist unangenehme Gebühren mit sich bringt.

Keine drei Tage später ist die Kreditkarte im Briefkasten, deren PIN man sich bei Anlage des Kontos selbst vergeben kann – sehr komfortabel. Die Karte kurz in der App freischalten und man kann sie sehr komfortabel “konfigurieren”:
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Nutzt man die Karte nun zum Bezahlen, bekommt man sofort mit der Transaktion eine Nachricht von der App auf dem Handy (sehr cool) und die Zahlung ist einer Kategorie zugeordnet.

So hat man eine sehr strukturierte Übersicht über die Ausgaben:

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Insgesamt wirkt die Anwendung rund und stimmig.

Kosten? Alles komplett kostenfrei – keinerlei Kontoführungsgebühren, kostenfreie Kreditkarte, weltweite kostenfreie Bargeldabhebungen und weltweit ohne Fremdwährungskosten bezahlen. Man verdient nach den Aussagen von Number26 an den Provisionen bei den Kreditkartenumsätzen. Das scheint glaubhaft, gibt es doch genug ähnliche Beispiele am Markt.

Und die Sicherheit? Number26 arbeitet mit der Wirebank AG zusammen, die eine deutsche Banklizenz besitzen. Damit existiert eine Einlagensicherung wie bei jeder anderen deutschen Bank.

Der derzeitige Leistungsumfang kurz dargestellt:

  • Ein vollständig mobil bedienbares Girokonto mit Nachrichten über Geldeingänge und Zahlungen direkt am Smartphone in Echtzeit.
  • Verfügbar auf Android und iOS.
  • Nutzbar auch im Browser.
  • Kleine Finanzverwaltung integriert durch automatische Zuordnung der Zahlungen zu Kategorien (manuell änderbar).
  • Klassische SEPA-Überweisungen direkt am Handy
  • Geld versenden per E-Mail oder SMS (“Moneybeam”). Der Empfänger muss dabei kein number26-Kunde sein, sondern nur eine SEPA-Bankverbindung haben.
  • Die Zahlungen von der Mastercard werden direkt dem Konto belastet, es kann nur aus dem Guthaben verfügt werden.

Fazit: Number26 zeigt, wie Kontoeröffnung und -führung heute gehen sollten. Mehr als Girokonto und Kreditkarte auf Guthabenbasis bekommt man aber unterm Strich nicht. Es ist aber sicherlich nur eine Frage der Zeit, wann das Angebot erweitert wird.