Identifizierungslösung (KYC)

Volksbanken nutzen solarisBank für Identifizierungslösung (KYC)

Die bestehende Identifizierungslösung (KYC) für Firmenkunden der solarisBank wird in einem eigenen Geschäftsbereich gebündelt. Spannend an der Mitteilung ist ein damit bekanntgegebener neuer Partner: die Gruppe der Volks- und Raiffeisenbanken.

KYC

KYC meint “Know your Customer” und verpflichtet europäische Finanzunternehmen auf Basis vom Artikel 8 der 3. EU-Anti-Geldwäsche-Richtlinie zu besonderen Prüfungen. Bei juristischen Personen sind Art der Gesellschaft, Tätigkeit, Branche, Branchencode, Anzahl der Mitarbeiter, Besitzverhältnisse, Firmenstruktur, die wichtigsten (erwarteten) Finanzkennziffern und andere Punkte zu erheben.

Business-KYC-Lösung

Banken tun sich noch schwer, die Legitimation elektronisch durchzuführen – auch wenn sie vollmundig von Digitalisierung sprechen (siehe auch Digitalisierung bei Firmenkunden – ein Armutszeugnis). Dabei ist es der erste wichtige Schritt, eine digitalisierte Kundenbeziehung überhaupt aufzubauen.

Die solarisBank kann das schon länger – getrieben durch die Notwendigkeit des Startups Penta, die genau die Zielgruppe Firmenkunden bedienen. Wie von solarisBank gewohnt, läuft dies alles vollständig automatisiert und digital auf API-Basis – neue Kunden (genannt “Partner”) können den Service also extrem schnell implementieren (siehe auch solarisBank: Bankdienstleistungen aus der Steckdose für die digitale Wirtschaft). Auf der Plattform können Partner aus verschiedenen Verfahren wie IDnow oder PostIdent wählen.

Die Volksbanken als neuer Partner

Zunächst nutzen vier Volksbanken als Piloten die Lösung. Berliner Volksbank eG, Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee eG, Hannoversche Volksbank eG und die Volksbank BraWo – durchaus “Schwergewichte” bei den Genossen. Ein direkter Zugriff auf die solarisBank erfolgt nicht. Die Banken sind teil der über 70 Kunden, die den “BankingGuide” der BMS MMM BankingGuide GmbH für die ganzheitliche und umfassende Beratung von Firmenkunden nutzen.

Beweggründe

Ich will jetzt nicht mit “ich propagiere das schon lange” kommen, aber ich propagiere es schon lange. In 2015 konnte man es unter Banken: sind die großen IT-Tanker out? und in 2016 unter API-Banking: Zahlen Sie mit Karte oder Sofort-Kredit? nachlesen. Die großen Rechenzentralen haben ein Problem mit ihren abgeschotteten Kernbankverfahren. Das Mindset basiert nach wie vor auf der Vorstellung alles selber machen zu wollen und das Kernbankverfahren immer weiter zu optimieren. In der heutigen schnellen Welt, in der Lösungen in wenigen Wochen von der Idee bis zum ersten Markteintritt benötigen, ist das einfach nicht mehr wettbewerbsfähig.

Ich kenne die konkreten Beweggründe der einzelnen Banken nicht (und wenn, würde ich sie nicht publizieren ;-)) – aber man kann sehr schnell 1 und 1 zusammenzählen.

Digitalisierungsoffensive

Im Juni 2018 gab der BVR in einer Pressemitteilung bekannt, dass die Genossenschaftsbanken eine Digitalisierungsoffensive starten und man kann nachlesen “Die zusätzlichen Investitionen werden beim genossenschaftlichen IT-Dienstleister Fiducia & GAD IT AG erfolgen und weisen ein Volumen von circa 500 Millionen Euro auf.“.

Sucht man den Begriff “Digitalisierungsoffensive” auf der Homepage der Fiducia & GAD IT AG, findet man derzeit ganze 6 Beiträge (Stand 28.11.2018). Diese verweisen alle auf Agendapunkte von hauseigenen Veranstaltungen bzw. Presseartikeln. So ist in der Pressemitteilung zur Hauptversammlung 2018 zum Thema nachzulesen: “Das Ziel: Die traditionellen Stärken der Genossenschaftsbanken in die digitale Welt zu transformieren. Mit der Schaffung einer neuen Omnikanal-Vertriebsplattform sollen zum Beispiel ganz neue Möglichkeiten für Banken und Kunden geschaffen werden. Sämtliche Vertriebskanäle, Produkt- und Serviceangebote verschmelzen hier in einem Kanal. Der Omnikanal vernetzt und personalisiert alle Dienstleistungsangebote und ermöglicht sogar, individuelle Kanalpräferenzen der Kunden zu antizipieren.“.

So ähnlich formuliert es auch der BVR: “Auf der Basis einer neuen Omnikanal-Vertriebsplattform, die einer modular aufgebauten IT-Architektur folgt, werden Lösungen entwickelt, die es den Mitgliedern und Kunden ermöglichen, den von ihnen präferierten Kanal noch flexibler selbst zu wählen und jederzeit wechseln zu können. Services, genossenschaftliche Beratung und Produktabschluss sollen auf allen Kanälen medienbruchfrei angeboten werden.

Digitalisierung – was müsste kommen?

Ich mag mich täuschen, aber Omnikanal ist mindestens bereits seit 10 Jahren im Bankenmarkt ein Thema. Und ist es wirklich das, was die Kunden wollen? Einen flexiblen Übergang zwischen einzelnen Kanälen? Die meisten Menschen in meinem Umfeld nutzen sowieso nur einen Kanal: entweder sie gehen (noch) konsequent in die Filiale oder sie sind online unterwegs. Im letzteren Fall gibt es Filialbesuche zu ganz konkreten Anlässen – diese Besuche sind dann aber (gewollt) sehr analog. Ich hoffe, der Fokus liegt auf dem Schwerpunkt, endlich die Services für den Kunden vermehrt digital anzubieten.

Ein entscheidender Punkt fehlt aber vollständig. Thomas F. Dapp von db Reserach beschreibt ihn bereits in einer Studie aus 2014(!) so: “Flexible digitalisierte Infrastrukturen erlauben Banken künftig, mit Hilfe von (offenen) Programmierschnittstellen moderne Technologien und geeignete finanzspezifische Internetdienste effizient und vor allem zeitnah zu implementieren.

Zumindest ist es genau die Beschreibung dessen, was die Partner bei der solarisBank mit einfachen Mitteln umsetzen können. Vielleicht verstehen die genannten Volksbanken unter Digitalisierung eben doch mehr, als es die Offensive des Dachverbandes auf den ersten Blick hergibt.

Digitalisierung bei Firmenkunden – ein Armutszeugnis

Eigentlich sollte nur schnell ein Firmenkonto eröffnet werden. Eigentlich eine Sache von wenigen Minuten – sollten man meinen. Die Banken tun aber wirklich alles dafür, um Neukunden möglichst gar nicht erst zu bekommen.
Wer hier ab und zu mitliest, kennt meine Affinität zu Startups. Somit ist mein Firmenkonto selbstverständlich auch bei einem Startup, der Fidor, geführt (ja, man kann sich streiten, was ein Startup ist). Nachdem Fidor aber nun der Meinung war, für die Anmeldung Google reCAPTCHA ins Online-Banking einzubinden, war das Faß übergelaufen. Schon bisher waren kein HBCI, keine Datev-Anbindung, keine Zahlungen mit Gehaltsschlüssel, keine zusätzlichen Bevollmächtigten ein Manko – und das alles auf einem Geschäftskonto. Nun sind auch von mir genutzte Drittdienste, die per “Screen-Scraping” die Daten ausgelesen, ausgesperrt. Und die Information an Google, wenn ich mich auf meinem Konto anmelde, ist ein unnötiges Unding. Eine Antwort per E-Mail dauerte mehrere Wochen und brachte mir nur einen Textbaustein ein. Also habe ich mich nach Alternativen umgeschaut. Die sind bei Geschäftskonten gar nicht so groß, wie bei privaten Girokonten.

Startups

Leider kamen alle Startups nicht in Frage, da sie ebenfalls kein HBCI und keine Datev-Anbindung im Portfolio haben. Eigentlich eine anachronistische Anforderung, heutzutage aber immer noch eine immense Arbeitserleichterung.

Regionalbanken

Mein erster Blick ging auf meine lokale Volksbank – meine Herkunft lässt grüßen. Die auf der Homepage angebotenen Kontomodelle zeigten nur einige Rahmendaten – ein Preisverzeichnis war nicht zu finden. Eine Mailanfrage wurde beantwortet und zeigte die Zusatzpreise auf, die nicht auf der Homepage sichtbar waren. Das Konto war damit bei rund 50 Buchungsposten locker doppelt so teuer, wie bei den Mitbewerbern. Selbst für den Empfang einer TAN über das Smartphone soll ich extra bezahlen. Kostenfrei wäre es, wenn ich Zusatzhardware kaufe und immer mit mir herumschleppe. Eine Online-Eröffnung ist nicht möglich, dies wurde mir in der Mail bestätigt – ich müsse in die Filiale kommen. Nun bin ich aber 5 Tage die Woche unterwegs und will auch gar nicht in die Filiale kommen. Eine Alternative wurde mir in der Mail nicht gegeben, man beharrt auf dem Filialbesuch – mir wurde wieder der Vorteil der Filiale “verkauft” und damit auch die höheren Preise begründet. Man lege Wert auf Beratung. Dumm, wenn man nicht das verkaufen kann, was der Kunde haben will und selbst auf Nachfrage nicht darauf flexibel eingehen kann. Es hätte ganz einfach gelöst werden können, da ich privat dort Kunde bin und somit schon längst legitimiert – hätte aber Flexibiltät vorausgesetzt. Den nächsten Kontaktversuch bei der Sparkasse habe ich gleich gelassen. Ebenfalls überteuerte Preise, ebenfalls undurchsichtige Preise auf der Homepage und bei der Kontoeröffnung der Hinweis, dass man gerne einen Termin in der Filiale vereinbare.

Geschäftsbanken

Wahrscheinlich habe ich alle Kontenmodelle der verschiedensten Banken durchforstet. Fast alle sind durchgefallen, weil entweder der Preis inakzeptabel war, vollständige Intransparenz über Zusatzkosten existierte und/oder darüber hinaus auch nur ein Filialbesuch für die Kontoeröffnung angeboten wurde. Nächster Versuch: die Deutsche Bank. Ähnlich intransparent Preisdarstellung wie die die anderen Banken. Auch hier kein vollständiges Preisverzeichnis auf der Homepage zu finden. Aber wenigstens waren die Grundpreise akzeptabel und eine Online-Kontoeröffnung möglich. Glaubt man zunächst: Ein Konto für eine GmbH ist scheinbar nicht vorgesehen – die Deutsche Bank fragt bei einem “Business Konto” nur persönliche Daten ab – nicht an einer Stelle den Firmennamen. Online kann also nur ein Selbständiger ein Konto eröffnen. Online heißt aber hier offensichtlich, dass man nur ein paar Daten in einem Formular eintippt. Danach schaltet man offenbar in den Offline-Modus. Hier habe ich aber per E-Mail nach den Zusatzpreisen gefragt – eine Antwort habe ich nie bekommen. Also auch durchgefallen. Nächster Kandidat: die Commerzbank. Relativ transparente Preisdarstellung auf der Homepage und Online-Eröffnung. Dazu sogar für Gründer ein Angebot, bei dem man noch Geld sparen kann (Zielgruppe lt. Homepage “Für Unternehmen in Gründung oder jünger als 3 Jahre”). Das sollte nun “meine” Bank werden. Online-Eröffnung geklickt und es erscheint auch nur einen Maske, wo keine Firmendaten abgefragt werden – die Kontoeröffnung würde auf die Privatperson erfolgen. Aber es gibt ja eine Hotline. Nach kurzer Wartezeit und nervigen Tastenabfragen will mir der Mitarbeiter erklären, dass das so richtig sein. Er hat nicht die geringste Ahnung, was überhaupt eine GmbH ist und erzählt puren Blödsinn. Als er nicht mehr weiter weiß wird er unverschämt und legt auf. Ich hoffe auf einen von alle Firmen als Begründung genannten Einzelfall und hoffe, dass die Leitung einfach nur zusammen gebrochen ist. Bei einem zweiten Anruf versteht die Dame am anderen Ende der Leitung sofort das Problem, kann es aber nicht erklären. Sie fragt nach, kommt aber nicht weiter. Sie verbindet mich in die Fachabteilung. Auch dort kann man sich das nicht erklären, verspricht mir aber, sich bei mir zu melden. Ich gebe meine Mailadresse durch, wir gleichen die Schreibweise ab – und es passiert genau das, was ich geahnt hatte. Nichts. Da das Kontomodell aber attraktiv ist, bleibe ich am Ball und frage nochmal nach. Diesmal über Twitter – mal schauen, wie die Bank dort aufgestellt ist. Antworten kommen natürlich nur in den Geschäftszeiten und dann Textbausteine. Auf den Hinweis, dass der Textbaustein nicht zur Frage passt, kommt dann endlich eine Antwort. Bonmot am Rande: das Startup Penta antwortet wenige Minuten nach meiner Anfrage an die träge Commerzbank und preist ihr Konto an. Transparente Darstellung, komplette Online-Eröffnung nur leider kein HBCI, keine Datev-Anbindung – zu schade. Nun die Antwort: das Angebot können Sie nur in der Filiale abschließen. Gut, ich gebe auf. Auf der Homepage kann ich “meine” Filiale auswählen und bitte um einen Termin an einem der wenigen Werktage, an denen ich zu Hause bin. Am nächsten Tag bekomme ich eine Mail, dass die Kollegin an dem Tag keine Zeit hat und sie mich gerne anrufen würde, sie aber keine Nummer von mir hat. Tagsüber bin ich schlecht erreichbar, weil beim Kunden – also lässt sie sich scheinbar notgedrungen auf den Mailverkehr ein. Es stellt sich heraus, dass Termine Mangelware sind und ich schon zwei Wochen Wartezeit einkalkulieren muss. Außerdem soll ich einen beglaubtigen Handelregisterauszug schon mal im Vorfeld zusenden. Gerne könne man aber auch (selbstverständlich kostenpflichtig) eine Abfrage für mich vornehmen. Das war es dann für mich. Weder das Gesetz noch die Ausführungsbestimmungen der BaFin schreiben nach meinem Wissen eine beglaubigte Abschrift vor. Das Handelsregister ist öffentlich für jedermann abfragbar. Die Beraterin zieht sich auf Vorschriften zurück. Ein Signal, wie die Geschäftsbeziehung wohl laufen wird. Auch durchgefallen. Worauf ist es nun hinausgelaufen? Die Postbank bietet ebenfalls ein günstiges Kontenmodell, hat weitestgehende Transparenz auf der Homepage und bietet eine zur GmbH passende Online-Eröffnung an. Die Identifikation geht zwar noch nicht Online, aber wenigstens über Post-Ident im Edeka bei meinem Kunden in Münster um die Ecke nach Feierabend. Danach wird alles Offline und die restliche Kommunikation läuft per Brief. Der Hinweis, dass mit Eingabe der E-Mail eine Information über den Bearbeitungsstatus erfolgt, kennt wohl nur derjenige bei der Postbank, der das Formular designt hat. Die Prozesse und die IT wissen davon nichts. Und Zeit sollte man auch einplanen. Nach einer Woche habe ich dann mal angerufen – aber ich muss mir keine Sorgen machen: die Sachen sind eingegangen – und die Bearbeitung kann schon etwas dauern. Ich weiß irgendwie schon jetzt nicht, ob es die richtige Wahl war 😉

Fazit

Selbst bei einer einfachen Kontoeröffnung scheitern die Banken dramatisch. Ein Filialbesuch ist immer noch im Mindset der Banken das höchste Gut. Kunden, die als Büro ein Notebook haben und die zu den Standardarbeitszeiten unterwegs sind, kann man sich scheinbar nicht vorstellen. Mobile Lösungen werden teilweise extra bepreist, stattdessen Zusatzhardware verkauft (Volksbank). In allen Fällen, in denen Ansätze für Online auf der Homepage existieren, sind es meist nur Formulargeneratoren. Die Banken sind nicht ansatzweise in digitalen Prozessen angekommen. Wie einfach es wäre, kann man beispielsweise bei Kontist (noch keine juristische Personen), Penta, Holvi oder N26 nachschauen. Dazu weicht das Eigenbild der Banken katastrophal von der eigenen Realität ab. So hat die Commerzbank 2016 ihre Strategie “Commerzbank 4.0” veröffentlich. Anfang 2018 sieht sie sich als “Online-Pionier im Firmenkundengeschäft” (siehe eigener Blog) und wollte Ende 2020 angekommen sein. Ich habe dazu vor fast drei Wochen einmal den Bereichsleiter “Digitale Transformation” per XING angeschrieben und versucht, dazu in Kontakt zu kommen. Bis heute wurde die Nachricht noch nicht einmal geöffnet. Noch schlimmer als den Rückstand bei der Digitalisierung finde ich bei fast allen Banken das Serviceverständnis. In dieser Disziplin sollte man eigentlich seit Jahrzehnten geübt sein. Aber die gemachten Erfahrungen lassen einem bei allen Banken die Haare zu Kopf stehen:
  • Schlecht geschultes Personal in den Hotlines
  • Keine Antworten auf E-Mails
  • Zusagen für Rückmeldungen werden nicht eingehalten
  • Standardtexte als Antworten, die nicht zur Frage passen
  • Reaktionszeiten auf Frage unbefriedigend
  • Vom Kunden gewählte Kommunikationswege werden nicht akzeptiert (Antwort auf E-Mail – ich rufe Sie an)
  • Kommunikationswege wie E-Mail, Twitter, Facebook werden nicht ansatzweise beherrscht
So muss sich wirklich keine Bank wundern, dass sie potentielle Neukunden vergrault, bevor überhaupt der erste Schritt getätigt ist. Nicht die Kaffeemaschine als Werbeprämie ist entscheidend, sondern einfach vernünftiger Service, Transparenz und Flexibilität. Im Selbstbild überall vorhanden – in Praxis eine absolute Fehlanzeige. So muss sich niemand über ein Bankensterben und Kundenabwanderungen wundern.