mobiles bezahlen

Mobiles Bezahlen: wann wird es Standard?

Immer wieder an der Supermarktkasse: Es stockt, weil vorne jemand erst einmal das Kleingeld zusammensuchen muss. Immer häufiger sieht man inzwischen aber auch schnelle Bezahlvorgänge: jemand hält eine Plastikkarte an das Terminal, kurzes Abwarten und der Bezahlvorgang ist beendet. Bald wird auch das Mobiltelefon häufiger zu sehen sein.

Es scheint auch in Deutschland langsam loszugehen. Seit Jahren wartet die Fangemeinde auf Apple Pay und trotzdem verstehen nur wenige, warum die Veröffentlichung eine massive Veränderung mit sich bringen würde. Inzwischen sind aber andere Player an den Start gegangen. Google Pay ermöglicht die Zahlungen mit dem Smartphone an der Kasse. Die Sparkassen haben gerade heute eine eigene Lösung gestartet und die EC- und Kreditkartenzahlung mit dem Smartphone ermöglicht. Auch die Volksbanken werden in Kürze ihre Lösung an den Markt bringen. Das Punktesystem Payback bietet seit einiger Zeit Payback Pay an – leider etwas umständlicher in der Handhabung. Ob eine eigene Lösung sinnvoll ist, mag angezweifelt werden. Das wird aber der Markt irgendwann bereinigen.

Wichtig ist aber zunächst, dass die Menschen auf einfache Art und Weise sehen, wie kontaktloses Bezahlen funktioniert. Die Infrastruktur ist schon seit langem bei allen großen Ketten und Tankstellen vorhanden. Auch viele kleine Händler akzeptieren das kontaktlose Payment inzwischen. Und es ist schon erstaunlich, wie schnell es süchtig macht. Seit einiger Zeit benutze ich Apple Pay auf der Uhr. An der Kasse stehen, Uhr ans Terminal halten, ganz kurz warten und alles ist erledigt. Auf den Bon kann man meist verzichten, weil man in der App eine Übersicht über die Ausgaben hat. Auch hier werden bestimmt bald die Bons elektronisch abgebildet werden können, damit das Papier ganz entfallen kann.

Nun warten wir mal auf die „kritische Masse“ an Menschen, die nicht mehr anders bezahlen wollen. Einfach genug ist es, die Infrastruktur ist da und so langsam kommen auch Anbieter, die eine kritische Masse mitbringen. Auch Apple Pay wird in Deutschland kommen (gerade wurde es für 2018 endlich offiziell angekündigt) und damit ist quasi jeder Handybesitzer in der Lage, mit seinem Gerät zu bezahlen.

Ich bin mir sicher, in wenigen Jahren wird das Zusammensuchen des Kleingelds an der Kasse ähnlich selten sein, wie heutzutage eine Telefonzelle. Wetten?

Deutsche Panik: Man will uns unser Bargeld nehmen

 

Panik in Deutschland: Das Bargeld soll verboten werden. Mal abgesehen davon, dass diese Aussage falsch und vollkommen überzogene Panikmache ist, kann man sich eine Welt ohne Bargeld zu einem großen Teil aber durchaus vorstellen. Es liegt aktuell weniger bei den Benutzern als bei den Anbietern, dass es in Deutschland mit dem bargeldlosen Bezahlen nicht wirklich in Schwung kommt. „Rohrkrepierer“ wie die mit großem Trommelwirbel eingeführte Geldkarte tragen nicht gerade zu einer Euphorie bei.

Dabei muss man eigentlich nur wenige Kilometer in Richtung Norden fahren und kann sehen, was in einigen Jahren sicherlich auch bei uns der Standard sein wird: fast ausschließliches Bezahlen mit der Karte. Die Schweden zeigen uns, wie es funktioniert, wenn die Bezahlung mit Bargeld eher die Ausnahme ist. Ob es der Snack am Imbiss ist, der Kaffee unterwegs oder sogar das Obdachlosenmagazin in Stockholm – alles wird per Karte beglichen. Selbst Kollekten in Kirchen können mit Plastik zweckgebunden abgebucht werden – mit der Erfahrung, dass sich die Höhe der Spende im Schnitt nach oben bewegt hat. Selbst die Banken wollen nicht mehr unbedingt Bargeld: die Hälfte der schwedischen Bankfilialen agieren bargeldlos.

Die Schweden machen dies alles ohne entsprechende Verbote. Sicherlich sind die weiten Entfernungen und eine technikoffene Einstellung beste Voraussetzungen für den freiwilligen Verzicht auf Bargeld – ist der durchschnittliche Schwede doch rund 20 km vom nächsten Geldautomaten entfernt. Doch auch in den Ballungsgebieten stellt man als Besucher schnell fest, wie einfach und selbstverständlich die Karte hingehalten wird – und wenn man hinten in der Schlange an der Kasse steht, weiß man das durchaus zu schätzen. Bei Kleinbeträgen entfällt auch PIN und Unterschrift.

Es ist nicht die Frage, ob dies auch nach Deutschland kommt. Inzwischen stellt sich auch nicht mehr wirklich die Frage, wann dies kommt. Offen ist eigentlich nur noch, wer dies voran treibt. Die deutschen Banken, eigentlich vom Geschäftsmodell prädestiniert, werden aus jetziger Perspektive erst einmal wieder neben der Sandkiste stehen und den anderen beim Spielen zuschauen – PayDirekt lässt grüßen. Die Kreditkartenanbieter und vor allem die Inhaber der Betriebssysteme für Mobilgeräte wie Apple, Google und theoretisch auch Microsoft stehen aktuell an der Startlinie in der ersten Reihe.

Meine Prognose: sowie der Handel dem Kunden einfache Zahlmethoden zur Verfügung stellt, werden die Kunden diese auch nutzen. Ob diese Methoden von einer Bank oder einem Handyhersteller kommen, wird dem Händler egal sein – solange die Methode nach aktuellem Standard als sicher gilt, für den Kunden einfach ist und die abzuführende Marge bezahlbar ist.

Die Geldkarte war da eigentlich schon auf dem richtigen Weg und hätte sich schon längst in den vielen Jahren seit der Einführung zu einem Standard weiterentwickeln können. Leider hat man wesentlich Punkte bei der Einführung falsch gemacht und auch bis heute nicht behoben:

  • Akzeptanzstellen, Akzeptanzstellen und nochmals Akzeptanzstellen: Was am Anfang noch euphorisch funktionierte, schlief immer mehr ein. Was für den Makler die Lage ist, ist für ein Bezahlsystem der Point-Of-Sale. Dies lässt sich gerade wieder bei PayDirekt beobachten. Ein Großteil des Budgets sollte nicht für die Entwicklung eingeplant werden, sondern für die Entwicklung der Zahlstellen. Das reicht von der technischen Unterstützung über die Kostenstruktur bis hin zur Schulung des Kassenpersonals. Der Händler muss seine Kunden zur Bezahlung animieren, weil er Vorteile hat – diese muss der Anbieter schaffen.
  • Akzeptanz beim Kunden: Das System muss so einfach sein, dass quasi keine Einstiegshürde besteht und es jeder unbedarfte Kunde versteht. Das vorherige Laden der Karte ist ein k.o.-Kriterium für die Nutzung. Auch wenn der Vorgang noch so einfach ist – der Kunde wird ein neues Zahlungsverfahren erst einmal spontan ausprobieren. Einen vorab zu definierenden Betrag aufzuladen nimmt jede Spontanität. Und dauerhaft macht es auch keinen Spaß darauf zu achten, dass genug Guthaben vorhanden ist.
  • Mobilität: vollkommen verschlafen hat man den Mobiltrend. Auch wenn die Karte inzwischen kontaktlos funktioniert und girogo heisst – mobil ist das noch lange nicht. Heutzutage müsste die Karte nur noch als zweite Option neben einer parallel nutzbaren App existieren (oder vice versa)
  • Internationalität: Ein auf ein Land beschränktes Bezahlsystem wird es auf Dauer schwer haben. Sowohl Besucher können es nur schwer bis gar nicht nutzen (und wollen es auch gar nicht). Auch der deutsche Anwender des Bezahlverfahrens muss sich im Ausland vollkommen neu orientieren. Beim Mobilfunk möchte sich niemand vorstellen, auf die Roamingfunktion zu verzichten – eine vollkommen einfache Möglichkeit, sein Handy im Ausland ohne Hürde (außer ggf. dem Preis) zu nutzen.

Mein Fazit: Bezahlen ohne Bargeld wird auch bei uns zum Standard werden – wenn die technischen Möglichkeiten geschaffen sind. Ob die Banken dort eine Rolle spielen werden, darf bezweifelt werden. Ein mächtiger Schritt wäre es, die EC-Karte aufzurüsten (einfache und schnelle Nutzung bei Kleinbeträgen, mobiles Wallet auf dem Handy mit Bezahl- und Überweisungsfunktion, Erweiterung um Auslandsfunktionalität, Zusammenführung mit dem Konzept PayDirekt) und jeder kleinen Akzeptanzstelle die Annahme der Karte so einfach und günstig wie Bargeld zu machen. Die Technik gibt es schon lange her – nur in den Köpfen sind die Einschränkungen.

Apple Pay

Der kartenlose Geldautomat

Auch wenn die Experten das Bargeld in den nächsten 10 Jahren immer mehr schwinden sehen – noch ist es extrem präsent.

Sicherlich werden auch die klassischen Plastikkarten durch elektronische Wallets auf Mobiltelefonen oder sogenannten „Wearables“ (also am Körper getragene Elektronik wie Fitnessbänder oder Uhren) über kurz oder lang ersetzt werden.

Nun gehen die beiden amerikanischen Großbanken „Wells Fargo“ und „Bank of America“ gemeinsam mit Apple zumindest den zweiten Schritt an: der kartenlose Geldautomat.

Schon dieses Jahr sollen die ersten Automaten „Apple Pay“ akzeptieren, wie TechCrunch berichtet. Statt der Legitimation über die Plastikkarte wird der bekannte Apple-Pay-Mechanismus genutzt.

Für Apple ist dies sicherlich ein weiterer Puzzlestein bei der Marktdurchdringung – schließlich ist die Versorgung mit Bargeld durchaus noch elementar wichtig. Für die Banken sind die Schutzmaßnahmen sicherlich nicht uninteressant. In Zeiten, in denen das Skimming den klassischen Bankraub abgelöst hat, ist das iPhone mit Touch-ID deutlich sicherer als eine Plastikkarte mit einer vierstelligen Ziffer.

Bargeldhandling ohne Filialen

Number26Der Ansatz, den Number26 (ich hatte schon mal berichtet) sich überlegt hat um die Anforderung des Bargeld-Einzahlens umsetzen, ist ebenso einfach wie gut:

Einfach in der App die Transaktion starten (wieviel möchte ich einzahlen?), beim Lebensmitteldiscounter Penny, real oder anderen Partnern an die Kasse gehen und das dort Geld direkt aufs Konto einzahlen. Genauso einfach geht auch das Auszahlen, zusätzlich zum bisherigen Weg des Geldausgabeautomaten.

Auszahlen an der Supermarktkasse ist nichts wirklich Neues. Das bieten bereits viele Discounter als eigene Dienstleistung gegen Vorlage der ec-Karte an. Hier hat sich aber eine Bank (oder ein FinTech) Kooperationspartner gesucht, und Ein- und Auszahlung sehr einfach für den Kunden umgesetzt – CASH26 heißt der Service.

Und wieder mal ein Beispiel dafür, dass Banking auch anders und einfach funktionieren kann. Im Weltbild der etablierten Banken gehört der Bargeldtransfer immer in die eigene Hand – maximal kooperiert man mit anderen Banken. So heißt Bargeld immer Filiale oder Geldautomat. Nach meinem Wissen ist noch keine Bank wirklich so weit gekommen, ihren Kunden echte Alternativen dazu anzubieten – oder gibt es Beispiele?

Bargeld, EC-Cash und EC-Karte als Auslaufmodell

Apple hat es schon vor einiger Zeit getan. Google und Samsung nun auch! „Apple Pay“ ist in den USA schon produktiv, Google hat „Android Pay“ nun offiziell angekündigt und Samsung hat mit „Samsung Pay“ auch gleich nachgezogen. Nun fehlt eigentlich nur noch Microsoft und dann sind alle wesentlichen Smartphone-Betriebssysteme (die Blackberry-Nutzer mögen mir verzeihen) fähig, mobiles Payment auf einfache Art und Weise – da im Betriebssystem der Hardware verzahnt – anzubieten.

Da der Umgang mit dem System von Apple äußert benutzerfreundlich umgesetzt ist, werden sich die anderen Hersteller daran orientieren. Sofern die Sicherheit überhaupt für den Benutzer eine entscheidende Rolle spielt (zumindest, solange er für Missbrauch nicht haften muss), lässt sich vermuten, dass der Durchbruch des mobilen Bezahlens bald geschafft sein dürfte. Und das natürlich nicht nur in den USA, sondern irgendwann auch in Deutschland und weltweit. Und das ganz ohne Banken, Kreditkartenunternehmen und Mobilfunknetzbetreiber.

Nun kommen alle Smartphone-Hersteller nicht unbedingt aus Europa und haben das EC-Karten-System (wenn überhaupt, dann) sicherlich nicht oben auf der Agenda. Wozu denn auch? Apple Pay lässt sich nur mit der Kreditkarte konfigurieren. Dass andere Systeme in anderen Ländern vorgesehen sind, wurde bisher nicht bekannt.

Die meisten Menschen haben inzwischen eine Kreditkarte und nutzen diese aktiv. Damit kann man auf jeden Fall die kritische Masse für ein mobiles Bezahlsystem erreichen. Insofern ist es auch nicht wahrscheinlich, dass die Hardwarehersteller sich um Nicht-Kreditkarten-Bezahlsysteme, wie z.B. die EC-Karte, in Zukunft kümmern werden.

Sofern mobiles Bezahlen sich durchsetzt (und daran zweifle ich inzwischen nicht mehr), gibt es für den Verbraucher schlicht keinen Grund mehr, die EC-Karte noch zu benutzen. Die Annahmestellen werden sich auf Dauer den Anbietern nicht verweigern können und wenn erst einmal genügend Stellen Apple Pay, Android Pay, Samsung Pay oder ein ähnliches System akzeptieren, dann wird die EC-Karte den gleichen Weg gehen, den der Euroscheck vor einiger Zeit beschritten hat als elektronisches Bezahlen zum Normalfall wurde.

Ich selbst habe meine EC-Karte fast gar nicht mehr benutzt in den letzten Jahren. Das Bargeld aus dem Automaten bekomme ich dank meines Kontomodells kostenfrei im gesamten Euroland mit der Kreditkarte. Und der Geldkartenchip ist schon seit langem nicht mehr aufgeladen.

Mit einem gewissen Neid schaue ich immer wieder auf Länder wie die USA und Schweden, in denen der Lolli ohne schräg angeschaut zu werden problemlos mit der Kreditkarte bezahlt werden kann. Auf Bargeld kann man in diesen Ländern inzwischen auch verzichten.

Wenn ich also als Verbraucher damit repräsentativ bin (und daran zweifle ich natürlich nicht ;-)), dann kann man sich für die Finanzindustrie schnell die Szenarien ausmalen:

  • Die EC-Karte und der damit verbundene Zahlungsverkehr inkl. der Gebühreneinnahmen von den Händlern sind schlicht nicht mehr wettbewerbsfähig. Auch wenn man technisch noch so aufrüstet: entweder muss man eine zusätzliche Plastikkarte mitnehmen oder eine umständlichere Software auf dem Handy benutzen, weil sie eben nicht ins Betriebssystem integriert ist.
  • Die Kreditkartenunternehmen werden weiterhin die Umsätze haben und sogar deutlich steigern können. Eigene Systeme der Kartenunternehmen, die seit langem getestet aber auch nicht wirklich erfolgreich im Markt platziert werden, sind überflüssig.
  • Auch Bargeld wird zu einem Auslaufmodell. Und damit auch alles, was rund um die Bargeldversorgung angeboten wird und derzeit vielleicht noch als Gebühreneinnahmequelle für die Banken dient.
  • Auch der Zahlungsverkehr steht – wie schon öfter hier berichtet – auf der Kippe. Öffentliche Rechnungen kann man inzwischen in einigen Gemeinden per PayPal bezahlen. Online ist Kreditkarte und PayPal schon lange attraktiver als alles andere. Mit PIN und TAN z.B. bei einer Sofortüberweisung zu bezahlen ist sowieso umständlich, gerade wenn man unterwegs ist und die TAN-Liste irgendwo zu Hause ist. Und die Lastschrift ist seit der Einführung von IBAN und BIC auch für den Verbraucher deutlich komplizierter und damit unattraktiver geworden – oder wer kann diese Daten noch auswendig bzw. hat die Motivation sie auswendig zu lernen? Die Banken haben es ja noch nicht einmal geschafft, dass diese Daten auf der EC-Karte nachgelesen werden können – traurig und umständlich zumal die SEPA-Standards lange bekannt waren und man diese Daten parallel zur inzwischen veralteten Kontonummer hätte angeben können. Wenn der Verbraucher also zukünftig die Wahl hat, wird er den einfachsten Zahlungsweg wählen – und der liegt wahrscheinlich nicht mehr beim Girokonto. Der dort noch verbleibende Rest an regelmäßigen Lastschriften wird sich sicherlich auch in Kürze über PayPal oder andere Dienstleister abwickeln lassen.

Das sind auf einen Schlag eine ganze Menge Geschäftsmodelle, die den Banken entgehen werden. Und die Liste ist sicherlich nicht vollständig, sondern nur die Spitze des Eisberges. Man könnte direkt bei dem Thema alternative Finanzierungsformen weitermachen. Mal sehen, wann die erste private Immobilienfinanzierung im Crowdfunding-Verfahren angeboten wird.

Ich hätte als Bankvorstand inzwischen deutlichen Respekt und würde mir um die Zukunft meiner Geschäftsfelder intensive Gedanken machen. Dringend müssen für die Finanzbranche neue Ideen entwickelt werden, mit denen ich meine Kunden länger als die Zinsbindungsfrist einer Immobilienfinanzierung binden kann. Oder vielleicht reicht es auch, wenn man den Markt beobachtet und die dort bereits vorhandenen Ideen mit der (noch) vorhandenen Marktmacht der Banken konsequent übernimmt und intelligent umsetzt.