So konnte man es vor Kurzem in lesen. Aber was bedeutet das konkret und welche Chancen haben die Banken damit tatsächlich?
Das manager-magazin.de titulierte vorgestern „Deutsche Banken greifen PayPal an„. Liest man sich den Artikel durch, ist die Hauptneuerung, dass die Sparkassen-Finanzgruppe sich nach einer Information des Manager Magazins an der Gesellschaft GIMB beteiligen wollen. Dies ist noch nicht einmal eine offizielle Verlautbarung der Sparkassen.
Doch was ist GIMB? Die „Gesellschaft für Internet- und mobile Bezahlungen mbH“ wurde im Juni 2014 ins Handelregister eingetragen, hat ein Stammkapital von 150.000€, residiert im Haus der DZ-Bank in Frankfurt und beschäftigt sich „als Dienstleister der Banken der deutschen Kreditwirtschaft die Unterstützung bei Aufbau, Betrieb und Weiterentwicklung eines zukunftsfähigen Verfahrens für mobile Zahlungen und Zahlungen im Internet“. Anteilseigner sind
- die Beteiligungsgesellschaft der privaten Banken (BGPB),
- Deutsche Bank,
- Postbank,
- Commerzbank und
- die genossenschaftliche DZ und WGZ-Bank.
Der Geschäftsführer wird von der DZ-Bank gestellt. Das Manager Magazin spricht von einer Kostenschätzung von 100 Millionen Euro beim Aufbau einer solchen Lösung.
Man will im Herbst diesen Jahres in die Pilotierung gehen und Ende 2016 in Produktion. Ende 2014 waren die Hoffnungen noch bei einer Freischaltung im Jahre 2015.
Ein Startup-Unternehmen würde sich bei diesen finanziellen Rahmenbedingungen alle Finger lecken. Ob die Eigentümerstruktur dazu geeignet ist, ein für den Verbraucher einfaches Einkaufserlebnis zu zaubern, kann man sich durchaus fragen.
Erfahrungen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass alleine die Größe eines Projektes in der Bankenbranche nicht unbedingt zu einem guten Ergebnis führt. Das allen noch im Hinterkopf präsente Beispiel der gefloppten Geldkarte läßt grüßen. Es gehört eben nicht nur zu einem solchen Projekt, eine technologisch perfekte Lösung zu bauen, sondern vielmehr in die dann erst beginnende Vermarktung zu stecken. Die Geldkarte scheiterte letztendlich daran, dass man den Handel mit einer gewissen Überheblichkeit behandelt hat und es nicht geschafft hat, den Verbraucher von den Vorteilen zu überzeugen. Obwohl man im Herbst 2001 rund 55 bis 60 Millionen Geldkarten unter die Verbraucher gebracht hatte, waren gerade mal 0,1% der Umsätze im Handel nur über dieses Medium getätigt worden (Quelle: heise.de).
Hoffentlich versteht man es diesmal, dass der Schwerpunkt darauf liegen muss, einen Mehrwert sowohl für die Händler als auch für die Verbraucher zu schaffen. Und zwar einen Mehrwert auch gegenüber den anderen schon am Markt etablierten Zahlungverfahren. dazu gehört auf jeden Fall schon PayPal. Aber auch Apple Pay steht irgendwann in deutschland in den Startlöchern, Google will auch mitspielen und die Kreditkartenunternehmen selbst schlafen auch nicht.
Nicht unterschätzen sollte man die „Macht der Hardware“. Hätte Apple mit Apple Pay nur eine Software angekündigt, wären sie längst nicht so mit Aufmerksamkeit überschüttet worden. Das geniale an diesem System ist, dass die Kombination aus Hardware und Software die Umständlichkeit nimmt, die eine reine Softwarelösung erst einmal überwinden muss, um trotzdem sicher zu sein. Auch die Hürde für den Markteintritt ist quasi nicht da, weil mit dem Kauf des Handys alles betriebsbereit vorliegt.
Auch Google wird diesen Vorteil bald ausspielen können, auch wenn sie die Hardware nicht direkt in ihrer Kontrolle haben. Indirekt hat man schon längst die Hersteller mit den Vorgaben von Android im Boot.
Inzwischen etabliert sich Windows Mobile doch als Dritte Kraft im Markt der Mobilfunksysteme. Wem es entgangen ist: Microsoft kontrolliert inzwischen die Hardware auch fast vollständig. Und in Redmond wird man auch schon auf die Idee gekommen sein, dass der Zahlungsverkehr und die damit gewonnenen Daten eine lukrative Verdienstmöglichkeit sind.
Ich bin sehr gespannt, ob man es schaffen wird,
- für den Verbraucher ein einfaches, flexibles und trotzdem sicheres Verfahren (und nicht typisch deutsch ein sicheres Verfahren, was dadurch aber leider nicht ganz so einfach ist) und
- für die Händler ein kostenattraktives (sowohl was die Systemhardware als auch die Gebühren anbelangt) und zahlungsausfallsicheres Verfahren
zu schaffen und dann auch richtig zu vermarkten.
Ob hinter GIMB wirklich schon eine strategische Entscheidung steht oder nur eine me2-Strategie, kann gerade bei den Sparkassen in Frage gestellt werden. Hat man doch direkt nach der Ankündigung von Apple Pay vollmundig verkündet, das Verfahren bei der Einführung in Deutschland unterstützen zu wollen.
Nebenbei sollte ein solches Verfahren übrigens auch für die beteiligten Banken und deren Mitgliedsbanken (gerede für die Genossen und die Sparkassen ist dies wichtig) noch lukrativ und nicht nur Investitionsgrab sein Kleinigkeit! ;-)).
Bei Google schreitet es auch voran. Dazu ein aktueller Bericht aus sueddeutsche.de: http://www.sueddeutsche.de/digital/mobile-bezahlsysteme-das-ende-der-geldboerse-1.2365208
Und inzwischen haben sich auch die Sparkassen in Form des DSGV entschieden, an der Alternative zu PayPal teilzunehmen, die nach Informationen des Handelsblattes „Pay Direkt“ heißen soll.