„Kein ‚Weiter so‘ für deutsche Banken“

So schreibt das Handelsblatt Online am 11.05.2015 und bezieht sich dabei auf eine Studie der Boston Consulting Group.

Niedrige Zinsen und die zunehmende Digitalisierung können die Erträge in den nächsten fünf Jahren um bis zu ein Viertel einbrechen lassen. Beim Filialkapazitäten sind nach der Studie 30 bis 50 Prozent zu erwarten. Das Fazit: eine reine Kosteneinsparung wird nicht mehr ausreichen – parallel muss in digitale Projekte investiert werden. Eine genannte Variante ist die Investition in Start-Ups (ein schönes Beispiel dafür ist die Kooperation zwischen der DKB und Cringle – Bericht hier).

Dazu muss aus meiner Sicht aber erst einmal bei den Banken eine neue Offenheit einkehren.

Die Start-Ups dürfen zum einen nicht nur als unliebsame (und vielleicht nicht Ernst zu nehmende Konkurrenz) angesehen werden. Sie liefern interessante Ideen und vielleicht auch vollkommen neue Geschäftsmodelle für die Banken.

Zum zweiten müssen die Banken sich davon verabschieden, dass ihr bisheriges Kerngeschäft auf Ewigkeiten zum Erhalt des Unternehmens beitragen wird. Man ist aktuell immer noch auf das klassische Bankgeschäft fokussiert. Damit dreht sich auch die Innovation in diesem Kreis.

Dabei gibt es genügend Beispiele von Unternehmen, die sich plötzlich in einem ganz anderen Gebiet am Markt etabliert haben:

  • Ein Kaffeehersteller, der inzwischen mit Kaffee nur noch einen Bruchteil seines Umsatzes macht (Tchibo).
  • Ein Industrieunternehmen, welches zu einem der größten Mobilfunkanbieter wird (Mannesmann D2 – inzwischen Teil von Vodafone).
  • Automobilhersteller, die eine Banklizenz erworben haben und eigene Banken gegründet haben.
  • Ein Bergbauunternehmen, welches sich durch Zukauf zum europaweit erfolgreichsten Reiseanbieter gewandelt hat (TUI – vormals Preussag).
  • Neben Obst und Konserven werden Kreditkarten angeboten (die britische Supermarktkette J. Sainsbury) und damit werden die Kunden im margenschwachen Lebensmittelgeschäft gebunden.

Warum sollte also eine Bank nicht auch Obst und Konserven verkaufen? Sicherlich ist das nicht die erste Wahl der Diversifikation des Geschäfts – aber gibt sicherlich viele Beispiele, an die eine Bank im ersten Schritt nicht gleich denkt (oder besser: denken kann) und die durchaus überlegenswert sind.

Immer mehr und neue Unternehmen haben Ideen, wie sie klassische Bankdienstleistungen mit anbieten können. Zeit auch für Euch zum Umdenken, kooperieren und investieren, liebe Banken!

Banken: sind die großen IT-Tanker „out“?

Banker und auch deren IT-Dienstleister stecken in einer gedanklichen Klemme. Sie haben seit Jahrzehnten gelernt, dass sie Sicherheit und Vertrauen nur in einem geschlossenen Kreislauf darstellen können. Es wurden große proprietäre Bankenverfahren entwickelt, die in sicheren und abgeschotteten Netzen betrieben werden. Doch die Kunden wollen mehr und stellen die Banken damit vor die Herausforderung, dass Ihnen der Spagat zwischen diesen unbeweglichen Tankern und den Anforderungen des Marktes immer weniger gelingt.

Egal, ob es die Nutzung mobiler Endgeräte, die nahtlose Anbindung an soziale Netzwerke oder die Schaffung neuer innovativer Geschäftsmodelle ist – immer ist die Umsetzung mit den bestehenden Bankverfahren schwierig und bedarf teilweise jahrelanger Entwicklungen. Oft genug ist der Zug dann schon längst abgefahren.

Andere Anbieter, die sich deutlich weniger Gedanken um Sicherheit und Vertrauen machen, erstellen Anwendungen und Tools, die von den Anwendern aufgrund ihrer Einfachheit akzeptiert werden. Wenn überhaupt, dann versucht die Bankbranche, diese Tools zu kopieren und baut wieder ein proprietäres eigenes System. Aktuelles Beispiel ist dabei der Versuch der deutschen Banken, PayPal zu kopieren und als eigene Lösung zu etablieren. Mit weniger Funktionen gegen einen extrem großen Marktanteil mit weiteren Playern wie Apple, Google und Facebook mit einer eigenen Lösung angehen zu wollen, scheint zumindest ein extrem schwieriges Unterfangen zu sein.

Obwohl die Rechenzentralen mit ihren Kernbankverfahren ausgereifte Systeme mit einer hohen Marktdurchdringung anbieten können (so sind z.B. alle Sparkassen in Deutschland mit „OSPlus“ der Finanz Informatik ausgestattet, alle Volksbanken werden in den nächsten Jahren „agree21“ der Fiducia & GAD IT AG haben), befinden sie sich in einem Innovationsdilemma: alles, was sie anbieten, ist auf die jeweilige Bankengruppe beschränkt – und jeder kämpft täglich für die Verbesserung seines eigenen Systems. Bei den Großbanken ist es nicht anders.

Innovation wird immer noch so verstanden, dass funktionale Verbesserungen für die Bank im Vordergrund stehen, wenn sie nicht durch regulatorisch nötige Änderungen „hinten herunterfallen“. Neue Technologien, wie z.B. Mobilgeräte, bindet man nur mit viel Mühe an.

Wie kann also ein Ausweg aussehen? Sehen wir uns dazu ein Beispiel aus der Welt der digitalen Konkurrenz an – Google Maps. Als dieses Produkt auf den Markt kam (übrigens „erst“ 2005, also vor gerade einmal 10 Jahren), gab es diverse Tools, die Karten bereitgestellt haben. Sie waren in der Regel (Achtung, Parallele) proprietäre Systeme, die lokal auf dem Rechner zu installieren waren. Vom Leistungsumfang waren sie Google teilweise deutlich überlegen, sie konnten Routen planen oder auch Satellitenbilder auf diversen CD’s oder DVD’s bereitstellen – teilweise zu der Zeit ein großer Renner bei den Anwendern.

Heute ist Google Maps quasi der Marktstandard und bildet die Basis für eine riesige Anzahl von innovativen Anwendungen, die Google selbst niemals hätte selbst bereitstellen können. Die prorietären System auf dem eigenen Rechner braucht und will niemand mehr. Plötzlich hatten ganz viele Entwickler von Software Ideen, wie man Landkarten für die eigenen Anwendungen nutzen kann – inzwischen nennt man diese Kategorie „ortsbasierend“. Quasi alle wichtigen Anwendungen dieser Kategorie nutzen Google Maps. Doch was ist das große Geheimnis dieses Erfolges? Schlicht und einfach die „API“ (Application Programming Interface) – eine Schnittstelle, über die jeder Anwendungsentwickler Google Maps ganz leicht in seine eigenen Applikationen einbinden kann.

Im Prinzip haben die Banken auch eine solche „API“ – sie ist allerdings schon ziemlich alt und kompliziert anzusprechen: HBCI (Homebanking Computer Interface) bzw. FinTS (Financial Transaction Service) als Weiterentwicklung. Die Schnittstelle stammt zum einen aber aus einer Zeit, in der Homebanking am heimischen PC im Vordergrund stand und zum zweiten wird sie längst nicht von allen Banken angeboten. Oft gibt es für die Homebanking-Programme nur die Möglichkeit, die Daten vom Bildschirm automatisiert auszulesen – mit entsprechenden Fehlerquoten. Die Schnittstelle ist eben auch auf die hauptsächlichen Homebanking-Funktionen beschränkt: Umsätze und Salden abholen, Überweisungen beauftragen. Innovative Geschäftsmodelle lassen sich damit nicht aufbauen. Kundenfreundlich ist die Schnittstelle sowieso nicht und technisch ist das Ganze von aktuellen Standards weit entfernt, aber das würde zu weit führen.

Will im Vergleich dazu ein Entwickler auf PayPal-Daten in seiner Anwendung zugreifen, so geht das über die API relativ einfach. Der Kunde meldet sich innerhalb der Anwendung des (Fremd)entwicklers mit seinen PayPal-Zugangsdaten an, gibt PayPal einmalig die Berechtigung, die Daten an den Anbieter weiterzuleiten und das war es. So auf die Daten eines deutschen Bankkontos zuzugreifen: schlicht unmöglich.

Würde sich die Banken-IT nun über entsprechende API’s öffnen, könnten innovative Dritthersteller eigene Geschäftsmodelle auf Basis der bestehenden Kernbankverfahren aufbauen. Im Hintergrund würde ein (proprietäres) Bankensystem einen Zahlungsverkehr, eine Kreditabwicklung oder ein Wertpapiergeschäft abwickeln. Im Vordergrund beim Kunden läuft eine innovative Anwendung eines Drittherstellers.

Doch wo ist der Vorteil für die Banken? Man könnte denken, sie würden ja damit Drittherstellern überhaupt erst ermöglichen, ihr Geschäft anzubieten. Doch die Denkweise ist grundsätzlich falsch. Wenn ein solcher Service nicht allgemein zugänglich von den Banken angeboten wird, macht es jemand anders. Beispiele dafür gibt es inzwischen genug – dann wird eben im Hintergrund eine Schnittstelle von PayPal, Apple Pay, Google, Facebook oder (noch) kleineren Anbietern, wie z.B. Holvi (siehe auch diesen Beitrag) angesprochen. Durch eine Verweigerungshaltung wird die Innovation am Markt nicht gestoppt – diese Zeiten sind lange vorbei.

Ganz im Gegenteil – die Banken könnten mit der Abwicklung der Geschäfte im Hintergrund entsprechende Einnahmen erzielen. Dies ist die eigentliche Stärke der Banken: sichere und zuverlässige Abwicklung von Finanzgeschäften. Warum sollten diese Dienstleistung nicht auch andere Anbieter vermarkten.

Daneben könnten sie ihre eigene API’s nutzen, um selbst schneller am Markt reagieren zu können und neue Dienste quasi aus bestehenden Funktionen „zusammen zu mixen“. Die eigene Banken-IT wäre schneller und innovativer, weil nicht immer erst der Tanker auf neuen Kurs gebracht werden müsste, sondern man ein schnelles kleines Boot aussetzen könnte. So kann man auch leichter einmal neue Häfen ansteuern – im Zweifelsfall war das Invest überschaubar und ein Rückbau einer doch nicht benötigten Funktion könnte unterbleiben.

Es gibt bereits Banken, die dieses Problem verstanden haben und aktiv umsetzen: so haben die französischen Banken „Fédération Nationale du Crédit Agricole“ und „Axa Banque“ kurz nacheinander entsprechende API’s angekündigt. So hat die Axa Banque sogar einen Wettbewerb auf Basis dieser API in Höhe von 50.000€ ausgeschrieben, in der sie innovative Anwendungen auf Basis ihrer API sucht. Dort hat man verstanden, dass man es auf Dauer nicht aus eigener Kraft schaffen wird, für die Kunden immer die besten Applikationen zu bauen. Man holt sich Innovation von außen und öffnet sich damit für andere Anbieter.

Es wird Zeit, dass sich die deutschen Banken-IT-Anbieter schnell Gedanken dazu machen, wie sie ihre Systeme so öffnen, dass bei neuen Ideen am Markt die Anbieter bei einzubindenden Finanzdienstleistunggeschäften auf die APIs Ihrer Bank zugreifen können.

Was wäre es doch für die Banken für eine schöne neue Welt, wenn z.B. in einer Reisebuchung als Zahlungsmöglichkeit gleich „12 Monatsraten á x €“ als Auswahlmöglichkeit bereit ständen und im gesamten Prozess nur der Reiseanbieter als ein Vertragspartner auftreten würde. Der gesamte Kreditvertrag inklusive der Abwicklung wird im Hintergrund vollautomatisch bei einem angeschlossenen Kreditinstitut im Namen des Reiseveranstalters abgewickelt, der in seinem System nur noch ein paar API-Aufrufe einbauen muss. Nach dem heutigen Geschäftsmodell der Banken müssen Reiseveranstalter und Bank entweder umständliche Schnittstellen mit hohem Aufwand bauen, und die Abwicklung erfolgt dann komplett durch die Bank – oder er gründet lieber gleich eine eigene Bank. Die Automobilhersteller haben es übrigens vor rund 20 Jahren so gemacht und betreiben heute fast alle eigene Banken, die für die etablierten Banken heute harte Konkurrenten sind.

Die Generation Y und die klassischen Arbeitszeitmodelle

Das klassische Modell ist nicht mehr gefragt, zeigt eine Befragung von 247 Studenten an deutsche Hochschulen. Im Durchschnittsalter waren diese 24 Jahre, rund ein Drittel waren Frauen.

Was wollen diese befragten dann? Eine abgestimmte Gleitzeit ist das bevorzugte Modell. Privat- udn Berufsleben dürfen gerne ineinander übergehen und beeinflussen sich gegenseitig. Über die Hälfte würde mehr als die Hälfte des Monats auf Dienstreise gehen, erwartet dann aber auch, dass Privates in der Arbeitszeit geregelt werden kann.

Dabei ist ein gutes Verhältnis zur Führungskraft essentiell. Sie wünschen sich einen partizipativen Führungsstil mit flachen Hierarchien und aktiver Mitgestaltung des unternehmerischen Geschehens. Eine etablierte Feedbackkultur soll existieren.

In meinen Beratungen zeigt sich immer wieder, dass diese Problematik noch längst nicht verstanden ist. Ob die Umfrage nun repräsentativ ist oder nicht, sie zeigt etwas auf, was man am Arbeitsmarkt bei jungen (und auch älteren) Mitarbeitern schon länger spürt. Die Unternehmen werden sich darauf einstellen müssen, dass sich ihre Führungsstruktur, die Arbeitszeitmodelle und die Kommunikationsmöglichkeiten massiv verändern werden. Eine „Social Software“ unterstützt diesen Transformationsprozess. Ja, teilweise ermöglicht eine Einführung ihn erst.

Quelle: Die Studie wurde von der PTSGroup in Zusammenarbeit mit der studentischen Unternehmensberatung Active e.V. durchgeführt. Die Informationen stammen aus einem Artikel von Dr. Dietmar Müller auf computerwoche.de.

Holvi: eine neue Bankverbindung, einen Online-Shop und die Buchhaltung in 3 Minuten

holvi

Ich hatte letztes Jahr im September das erste Mail über Holvi berichtet. Damals lag eine Ankündigung vor, inzwischen ist die Plattform in Deutschland freigeschaltet. Doch was ist das Besondere an diesem Tool? Ein Bericht von meinem ersten Test.

Kurz zusammengefasst: es ist ein Alternativmodell für kleine Betriebe oder Freiberufler zur klassischen Bankverbindung. Man bekommt eine neue Bankverbindung, eine frei wählbare Anzahl von Konten und dazu zum Start nach Bedarf einen Onlineshop, eine Spesenabrechnung, die Buchhaltung inkl. Auswertungstools und ein Modul zum Schreiben von Rechnungen. Alles ist natürlich miteinander verdrahtet.

Und wie läuft das Ganze nun ab?

Wenn man sich anmeldet, bekommt man direkt eine IBAN/BIC zugeteilt und kann loslegen. Die Prüfung der Personendaten ist zunächst nicht nötig. Man kann den Shop anlegen, Rechnungen schreiben und sogar Geld auf das Konto ohne Identitätsprüfung überweisen. Um weitere Funktionen nutzen zu können, muss man sich dann verifizieren. Dies passiert, indem man ein Passdokument und eine aktuelle Rechnung von einem Versorger hochlädt. Stellt sich die Frage, was die deutsche Abgabenordnung dazu sagt, die den Banken eine vollständige Legitimationsprüfung bei Kontoeröffnung auferlegt.

Was sofort gegenüber dem klassischen Bankkonto auffällt: die Vernetzung mit der E-Mail. Man bekommt schnell E-Mails mit Statusreports zum Konto (und den Buchhaltungsinformationen) und sieht sofort, wenn auf dem Konto etwas passiert ist – ohne sich erst in das System einloggen zu müssen. So sieht ein wöchentlicher E-Mail-Statusreport zum Konto aus: statusreport

In der Anwendung kann ich nicht nur alleine arbeiten, sondern auch Mitarbeiter mit verschiedenen Berechtigungen einrichten.

Mit dem Konto kommen verschiedene Funktionen automatisch dazu:

  • Online-Shop: Man kann einen einfachen Shop einrichten und hat gleich eine Bezahlfunktion. Kreditkarten, Sofort-Überweisung etc. sind automatisch mit dabei – in der aktuellen Phase ist dies auch der einzige Kostenpunkt. Von jeder Transaktion werden rund 3% einbehalten. Wer sich das anschauen will: https://holvi.com/shop/gumbishop/
  • Rechnungen: Man kann Rechnungen erstellen und direkt an den Empfänger per E-Mail zusenden lassen bzw. selbstverständlich auch als PDF drucken und auf klassischem Wege versenden. Das Konto kennt dann die gestellten Rechnungen und kann bei Zahlungseingang automatisch diesen der Rechnung zuordnen.
  • Spesen: Will man einem Mitarbeiter Spesen erstatten, kann man ihm einen einmaligen oder dauerhaften Link generieren. Der Mitarbeiter kann dann die Belege erfassen und hochladen – die Überweisung und Verbuchung ist dann nur noch ein Mausklick.
  • Buchhaltung: Man kann sämtliche Zahlungen vorher erstellten Kategorien zuweisen und diese sogar vorher budgetieren. Es wird ein auf den ersten Blick umfangreiches Set an Berichten mitgeliefert, die sofort benutzt werden können. Sogar Excel-Berichte sind dabei, so dass man die Daten dann selbst auch noch nach eigenen Bedürfnissen aufbereiten kann.
  • Zahlungsverkehr: Selbstverständlich geht das banale Kontogeschäft natürlich auch: Überweisungen ausführen, Geld auf das Konto einzahlen (auch per Sofort-Überweisung), Kontoauszüge ziehen usw.. Benötigt man ein neues Konto, so ist dies mit wenigen Klicks erledigt. Keine Wartezeiten, keine Unterschriften, sofort nutzbar.

Das sogenannte Dashboard gibt einem einen guten Überblick über die aktuelle Lage:Dashboard

Das ganze Angebot ist derzeit noch in einer ersten Startphase, macht aber schon einen ziemlich runden Eindruck. Sicherlich werden weitere Funktionen noch dazu kommen. Auch stellt man beim ersten Test fest, dass das Angebot noch nicht ganz „rund“ ist. Wenn der Kunde beispielsweise bei einer Rechnung weniger als den geforderten Betrag bezahlt, kann man nichts stornieren, ausbuchen oder mahnen. Auch Schnittstellen zu anderen Systemen existieren noch nicht. Manche Masken haben noch ein paar finnische Inhalte. Aber solche Probleme werden sicherlich (zum Teil) angegangen und sich mit weiteren Versionen klären.

Die Idee an sich ist einfach sehr verlockend – man hat alles an einer Stelle und eine bisher für mich noch nicht gesehene Verzahnung des Bankkontos mit Zusatzfunktionen. Sicherlich kann man dies mit Lexware & Co. auch schon länger (und aktuell sicher umfangreicher) hinbekommen, hat aber immer die lästige Schnittstelle zum Bankkonto. Und man kann die Software nur mit lokaler Installation benutzen.

Die Frage ist natürlich, ob ich „mein“ Geld dieser Firma anvertraue (sie haben eine Lizenz von der finnischen Bankenaufsicht) und wie es abgesichert ist. Die Frage stellt sich aber bei einer Firma PayPal genau so und wird von ganz vielen Shopbetreibern (vielleicht notgedrungen) mit „Ja“ beantwortet.

Eines ist aber sicher: solche Modelle sind für den Kunden nach Klärung der grundsätzlichen Fragen extrem attraktiv. Und sie bieten bereits jetzt einen extremen Mehrwert gegenüber dem verstaubten Girokonto – die Banken können sich bei solchen Wettbewerbern warm anziehen.

Nebenbei: der Name „Girokonto“ kommt übrigens aus dem Italienischen. „Giro“ steht für „Kreis“, „Drehen“ oder „Umlauf“. Der Begriff wird von den Banken aktiv benutzt (GiroKonto, GiroPay, GiroGo, etc.) und spiegelt damit auch leider die bisherige Ideenwelt der Banken wieder.

Dabei ist der in den Köpfen der Bankvorstände existente Zahlungsverkehr längst nicht mehr mit den Anforderungen des Marktes deckungsgleich. Das „Girokonto“ braucht einen ganz neuen Blick, einen neuen Funktionsumfang und am besten auch gleich eine neue Bezeichnung!

Bargeld, EC-Cash und EC-Karte als Auslaufmodell

Apple hat es schon vor einiger Zeit getan. Google und Samsung nun auch! „Apple Pay“ ist in den USA schon produktiv, Google hat „Android Pay“ nun offiziell angekündigt und Samsung hat mit „Samsung Pay“ auch gleich nachgezogen. Nun fehlt eigentlich nur noch Microsoft und dann sind alle wesentlichen Smartphone-Betriebssysteme (die Blackberry-Nutzer mögen mir verzeihen) fähig, mobiles Payment auf einfache Art und Weise – da im Betriebssystem der Hardware verzahnt – anzubieten.

Da der Umgang mit dem System von Apple äußert benutzerfreundlich umgesetzt ist, werden sich die anderen Hersteller daran orientieren. Sofern die Sicherheit überhaupt für den Benutzer eine entscheidende Rolle spielt (zumindest, solange er für Missbrauch nicht haften muss), lässt sich vermuten, dass der Durchbruch des mobilen Bezahlens bald geschafft sein dürfte. Und das natürlich nicht nur in den USA, sondern irgendwann auch in Deutschland und weltweit. Und das ganz ohne Banken, Kreditkartenunternehmen und Mobilfunknetzbetreiber.

Nun kommen alle Smartphone-Hersteller nicht unbedingt aus Europa und haben das EC-Karten-System (wenn überhaupt, dann) sicherlich nicht oben auf der Agenda. Wozu denn auch? Apple Pay lässt sich nur mit der Kreditkarte konfigurieren. Dass andere Systeme in anderen Ländern vorgesehen sind, wurde bisher nicht bekannt.

Die meisten Menschen haben inzwischen eine Kreditkarte und nutzen diese aktiv. Damit kann man auf jeden Fall die kritische Masse für ein mobiles Bezahlsystem erreichen. Insofern ist es auch nicht wahrscheinlich, dass die Hardwarehersteller sich um Nicht-Kreditkarten-Bezahlsysteme, wie z.B. die EC-Karte, in Zukunft kümmern werden.

Sofern mobiles Bezahlen sich durchsetzt (und daran zweifle ich inzwischen nicht mehr), gibt es für den Verbraucher schlicht keinen Grund mehr, die EC-Karte noch zu benutzen. Die Annahmestellen werden sich auf Dauer den Anbietern nicht verweigern können und wenn erst einmal genügend Stellen Apple Pay, Android Pay, Samsung Pay oder ein ähnliches System akzeptieren, dann wird die EC-Karte den gleichen Weg gehen, den der Euroscheck vor einiger Zeit beschritten hat als elektronisches Bezahlen zum Normalfall wurde.

Ich selbst habe meine EC-Karte fast gar nicht mehr benutzt in den letzten Jahren. Das Bargeld aus dem Automaten bekomme ich dank meines Kontomodells kostenfrei im gesamten Euroland mit der Kreditkarte. Und der Geldkartenchip ist schon seit langem nicht mehr aufgeladen.

Mit einem gewissen Neid schaue ich immer wieder auf Länder wie die USA und Schweden, in denen der Lolli ohne schräg angeschaut zu werden problemlos mit der Kreditkarte bezahlt werden kann. Auf Bargeld kann man in diesen Ländern inzwischen auch verzichten.

Wenn ich also als Verbraucher damit repräsentativ bin (und daran zweifle ich natürlich nicht ;-)), dann kann man sich für die Finanzindustrie schnell die Szenarien ausmalen:

  • Die EC-Karte und der damit verbundene Zahlungsverkehr inkl. der Gebühreneinnahmen von den Händlern sind schlicht nicht mehr wettbewerbsfähig. Auch wenn man technisch noch so aufrüstet: entweder muss man eine zusätzliche Plastikkarte mitnehmen oder eine umständlichere Software auf dem Handy benutzen, weil sie eben nicht ins Betriebssystem integriert ist.
  • Die Kreditkartenunternehmen werden weiterhin die Umsätze haben und sogar deutlich steigern können. Eigene Systeme der Kartenunternehmen, die seit langem getestet aber auch nicht wirklich erfolgreich im Markt platziert werden, sind überflüssig.
  • Auch Bargeld wird zu einem Auslaufmodell. Und damit auch alles, was rund um die Bargeldversorgung angeboten wird und derzeit vielleicht noch als Gebühreneinnahmequelle für die Banken dient.
  • Auch der Zahlungsverkehr steht – wie schon öfter hier berichtet – auf der Kippe. Öffentliche Rechnungen kann man inzwischen in einigen Gemeinden per PayPal bezahlen. Online ist Kreditkarte und PayPal schon lange attraktiver als alles andere. Mit PIN und TAN z.B. bei einer Sofortüberweisung zu bezahlen ist sowieso umständlich, gerade wenn man unterwegs ist und die TAN-Liste irgendwo zu Hause ist. Und die Lastschrift ist seit der Einführung von IBAN und BIC auch für den Verbraucher deutlich komplizierter und damit unattraktiver geworden – oder wer kann diese Daten noch auswendig bzw. hat die Motivation sie auswendig zu lernen? Die Banken haben es ja noch nicht einmal geschafft, dass diese Daten auf der EC-Karte nachgelesen werden können – traurig und umständlich zumal die SEPA-Standards lange bekannt waren und man diese Daten parallel zur inzwischen veralteten Kontonummer hätte angeben können. Wenn der Verbraucher also zukünftig die Wahl hat, wird er den einfachsten Zahlungsweg wählen – und der liegt wahrscheinlich nicht mehr beim Girokonto. Der dort noch verbleibende Rest an regelmäßigen Lastschriften wird sich sicherlich auch in Kürze über PayPal oder andere Dienstleister abwickeln lassen.

Das sind auf einen Schlag eine ganze Menge Geschäftsmodelle, die den Banken entgehen werden. Und die Liste ist sicherlich nicht vollständig, sondern nur die Spitze des Eisberges. Man könnte direkt bei dem Thema alternative Finanzierungsformen weitermachen. Mal sehen, wann die erste private Immobilienfinanzierung im Crowdfunding-Verfahren angeboten wird.

Ich hätte als Bankvorstand inzwischen deutlichen Respekt und würde mir um die Zukunft meiner Geschäftsfelder intensive Gedanken machen. Dringend müssen für die Finanzbranche neue Ideen entwickelt werden, mit denen ich meine Kunden länger als die Zinsbindungsfrist einer Immobilienfinanzierung binden kann. Oder vielleicht reicht es auch, wenn man den Markt beobachtet und die dort bereits vorhandenen Ideen mit der (noch) vorhandenen Marktmacht der Banken konsequent übernimmt und intelligent umsetzt.

Angriff auf Paypal ?!

So konnte man es vor Kurzem in lesen. Aber was bedeutet das konkret und welche Chancen haben die Banken damit tatsächlich?

Das manager-magazin.de titulierte vorgestern „Deutsche Banken greifen PayPal an„. Liest man sich den Artikel durch, ist die Hauptneuerung, dass die Sparkassen-Finanzgruppe sich nach einer Information des Manager Magazins an der Gesellschaft GIMB beteiligen wollen. Dies ist noch nicht einmal eine offizielle Verlautbarung der Sparkassen.

Doch was ist GIMB? Die „Gesellschaft für Internet- und mobile Bezahlungen mbH“ wurde im Juni 2014 ins Handelregister eingetragen, hat ein Stammkapital von 150.000€, residiert im Haus der DZ-Bank in Frankfurt und beschäftigt sich „als Dienstleister der Banken der deutschen Kreditwirtschaft die Unterstützung bei Aufbau, Betrieb und Weiterentwicklung eines zukunftsfähigen Verfahrens für mobile Zahlungen und Zahlungen im Internet“. Anteilseigner sind

  • die Beteiligungsgesellschaft der privaten Banken (BGPB),
  • Deutsche Bank,
  • Postbank,
  • Commerzbank und
  • die genossenschaftliche DZ und WGZ-Bank.

Der Geschäftsführer wird von der DZ-Bank gestellt. Das Manager Magazin spricht von einer Kostenschätzung von 100 Millionen Euro beim Aufbau einer solchen Lösung.

Man will im Herbst diesen Jahres in die Pilotierung gehen und Ende 2016 in Produktion. Ende 2014 waren die Hoffnungen noch bei einer Freischaltung im Jahre 2015.

Ein Startup-Unternehmen würde sich bei diesen finanziellen Rahmenbedingungen alle Finger lecken. Ob die Eigentümerstruktur dazu geeignet ist, ein für den Verbraucher einfaches Einkaufserlebnis zu zaubern, kann man sich durchaus fragen.

Erfahrungen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass alleine die Größe eines Projektes in der Bankenbranche nicht unbedingt zu einem guten Ergebnis führt. Das allen noch im Hinterkopf präsente Beispiel der gefloppten Geldkarte läßt grüßen. Es gehört eben nicht nur zu einem solchen Projekt, eine technologisch perfekte Lösung zu bauen, sondern  vielmehr in die dann erst beginnende Vermarktung zu stecken. Die Geldkarte scheiterte letztendlich daran, dass man den Handel mit einer gewissen Überheblichkeit behandelt hat und es nicht geschafft hat, den Verbraucher von den Vorteilen zu überzeugen. Obwohl man im Herbst 2001 rund 55 bis 60 Millionen Geldkarten unter die Verbraucher gebracht hatte, waren gerade mal 0,1% der Umsätze im Handel nur über dieses Medium getätigt worden (Quelle: heise.de).

Hoffentlich versteht man es diesmal, dass der Schwerpunkt darauf liegen muss, einen Mehrwert sowohl für die Händler als auch für die Verbraucher zu schaffen. Und zwar einen Mehrwert auch gegenüber den anderen schon am Markt etablierten Zahlungverfahren. dazu gehört auf jeden Fall schon PayPal. Aber auch Apple Pay steht irgendwann in deutschland in den Startlöchern, Google will auch mitspielen und die Kreditkartenunternehmen selbst schlafen auch nicht.

Nicht unterschätzen sollte man die „Macht der Hardware“. Hätte Apple mit Apple Pay nur eine Software angekündigt, wären sie längst nicht so mit Aufmerksamkeit überschüttet worden. Das geniale an diesem System ist, dass die Kombination aus Hardware und Software die Umständlichkeit nimmt, die eine reine Softwarelösung erst einmal überwinden muss, um trotzdem sicher zu sein. Auch die Hürde für den Markteintritt ist quasi nicht da, weil mit dem Kauf des Handys alles betriebsbereit vorliegt.

Auch Google wird diesen Vorteil bald ausspielen können, auch wenn sie die Hardware nicht direkt in ihrer Kontrolle haben. Indirekt hat man schon längst die Hersteller mit den Vorgaben von Android im Boot.

Inzwischen etabliert sich Windows Mobile doch als Dritte Kraft im Markt der Mobilfunksysteme. Wem es entgangen ist: Microsoft kontrolliert inzwischen die Hardware auch fast vollständig. Und in Redmond wird man auch schon auf die Idee gekommen sein, dass der Zahlungsverkehr und die damit gewonnenen Daten eine lukrative Verdienstmöglichkeit sind.

Ich bin sehr gespannt, ob man es schaffen wird,

  1. für den Verbraucher ein einfaches, flexibles und trotzdem sicheres Verfahren (und nicht typisch deutsch ein sicheres Verfahren, was dadurch aber leider nicht ganz so einfach ist) und
  2. für die Händler ein kostenattraktives (sowohl was die Systemhardware als auch die Gebühren anbelangt) und zahlungsausfallsicheres Verfahren

zu schaffen und dann auch richtig zu vermarkten.

Ob hinter GIMB wirklich schon eine strategische Entscheidung steht oder nur eine me2-Strategie, kann gerade bei den Sparkassen in Frage gestellt werden. Hat man doch direkt nach der Ankündigung von Apple Pay vollmundig verkündet, das Verfahren bei der Einführung in Deutschland unterstützen zu wollen.

Nebenbei sollte ein solches Verfahren übrigens auch für die beteiligten Banken und deren Mitgliedsbanken (gerede für die Genossen und die Sparkassen ist dies wichtig) noch lukrativ und nicht nur Investitionsgrab sein Kleinigkeit! ;-)).

Das Fremdwort „Social Media“ in der Bankenlandschaft

Alle Studien zum Thema Social Media in Banken – egal ob von Fraunhofer, Capgemini oder der amerikanischen Webseite „The Financial Brand“ – kommen im Kern zum gleichen Ergebnis: die deutschen Banken sind noch viel zu zurückhaltend. Einige Ausnahmen unter den Banken haben es bereits verstanden, die große Masse hält sich von diesem Thema aber noch fern.

Nun sind Banken sowieso eher als bodenständig bekannt und technologisch nicht unbedingt immer in vorderster Front zu finden. Aber spätestens seit dem relativ späten Einstieg vieler Institute in das Internet sollte man doch dazu gelernt haben. Vor gerade mal 16 Jahren sprachen wir – so eine von der Postbank veröffentlichte Studie von Forrester – davon, dass die europäischen Banken bis 2001 zu 94% Online-Transaktionen anbieten wollten (immerhin 2% wollten das gar nicht – die wird es heute nicht mehr geben oder sie haben sich doch umstimmen lassen).

csimg_pr_grafik0120_europasbankengehenonline2001 sprachen wir aber immerhin schon von 37% der Bevölkerung als Internet-Nutzer (Vergleich 2013: 76,5%; Quelle statista.de).

Spannend dabei: es ging weniger um die Funktion, sondern vielmehr um das Thema Kundenbindung (45%) und modernes Image (25%).

Inzwischen sagt Capgemini, dass die überwiegende Mehrheit aller Bankkunden (89%) weltweit bereits einen Social Media Zugang haben. Ich kenne keine konkreten Zahlen für Deutschland. Aber selbst, wenn sie signifikant geringer sind, bedeutet dies nur eines: die meisten Banken haben wieder einmal einen Trend hoffnungslos verschlafen.

Social Media ist nach meiner Wahrnehmung in den Köpfen der Banker bestenfalls als Marketinginstrument, oft aber nur als „Spielzeug“ im Privaten angesiedelt. Dabei haben sich Soziale Netzwerke längst zum Hauptkommunikationswerkzeug der – vor allem mobilen – Internetnutzer etabliert. Die Menschen kommunizieren über Facebook, Google+ und Co. und nutzen für die direkte Kommunikation Whatsapp und andere Messenger-Dienste. Und das inzwischen nicht mehr nur vom heimischen Computer, sondern viel intensiver vom Smartphone. Somit sollter der Begriff lieber auf „Soziale Netzwerke“ erweitert werden.

Die Ziele „Kundenbindung“ und „modernes Image“ können diese sozialen Netzwerke sicherlich auf jeden Fall erfüllen. Mit ein wenig Phantasie kann sie schon als Basis für einen Teil des Bankgeschäfts sehen. Zumindest wenn man den bisher vorherrschenden Begriff des „Bankings“ mal von den Transkationen und Verträgen auf die dazu nötige Kommunikation erweitert.

Nun mögen sich die Banken mal die Frage stellen, wie sie über diese Kanäle für die Kunden erreichbar sind. Ganz klar: die meisten gar nicht! Logischerweise können sie so auch nicht mit ihren Kunden kommunizieren. Ein Kunde, der unterwegs mit seiner Bank Kontakt aufnehmen möchte, kann dies in der Regel eigentlich nur persönlich, schriftlich, telefonisch oder elektronisch per E-Mail oder Homebanking machen.

Und schon der „altbekannte“ E-Mail-Kanal ist von den wenigsten Instituten vorbildlich umgesetzt. Oft existiert auf der Homepage keine zugängliche E-Mail-Adresse, sondern ein „kundenfreundliches“ Kontaktformular. In der U-Bahn auf dem Smartphone wird dieses Formular aber zum Kontaktkiller. Selbst wenn der Kunden eine E-Mail-Adresse zur Verfügung hat, der Berater wird diese erst bearbeiten (können), wenn das Beratungsgespräch mit einem anderen Kunde vor Ort zu Ende ist. Auf die Antwort kann man also bei E-Mail oft genau so lange warten, wie bei einem Brief. Ach ja, manche schicken sogar lieber einen Brief auf eine E-Mail-Anfrage zurück – aber das will ich jetzt nicht weiter kommentieren.

Was erwartet der Kunde aber heutzutage in der Kommunikation:

  • Echten Multikanal: Damit ist in diesem Fall nicht das klassischerweise verstandene „Multikanal-Banking“ gemeint, sondern die Kommunikations-Infrastruktur, mit dem Kunden über alle Kanäle gleich gut in hoher Qualität in einen Dialog treten zu können. Also eigentlich doch ein Teil des „Bankings“ 😉
  • Schnelle und kompetente Antworten: Der Kunde möchte nicht den kompetenten Gesprächspartner suchen, sondern seine Anfrage einfach „loswerden“. Die Suche des richtigen Ansprechpartners, der schnell eine gute Antwort gibt, darf durchaus der Bank überlassen sein. Textbausteine sind in diesem Fall selbstverständlich auch keine Option.
  • Eiinbindung: Kunden sind heute durchaus bereit, sich aktiv an der Verbesserung von Produkten und Dienstleistungen zu beteiligen – wenn man sie lässt. Und wenn man entsprechende Kommunikationswege bereitstellt. Das „gute“, alte Beschwerdemanagement hat schon lange ausgedient. Aktiv beteiligte Kunden haben eine deutlich höhere Bindung an das Unternehmen – wenn man sie ernst nimmt.

Der letzte Punkt ist sicherlich der von den Banken bisher am wenigsten betrachtete Aspekt von sozialen Netzwerken. Viele haben vielmehr Angst vor der neuen Offenheit und Transparenz. Gerne wird als Beispiel ein „Shit-Storm“ genannt. Diese Ängste kann man aber alle nehmen, wenn der Nutzung sozialer Netzwerke eine strikte Kulturänderung vorangeht. Dann wird man aus einem Shit-Storm ein positives Ergebnis zu erzielen. Kritik und auch Lob der Kunden werden der wichtigste Indikator für eine Bank, wie sie sich zukünftig weiterentwickeln muss. Wenn eine Bank nicht auf ihre Kunden hört, werden diese sich andere Institute suchen, die offene Ohren für ihre Bedürfnisse haben.

Nochmal betont: die Einführung ist nicht ein Projekt, welches der Einführung einer neuen Homebanking-Version entspricht. Hier wird muss zunächst eine kulturelle Änderung des Unternehmens angestossen werden, die bereit ist, mit den oben genannten Veränderungen in der Kommunikation umzugehen. Ansonsten wird der Einstieg in die sozialen Netzwerke ganz schnell zum Boomerang.

Zunächst sollte klar sein, wie groß die kulturellen Änderungen in der Bank sein werden, welche Auswirkungen dies auf die einzelnen Prozesse hat und wer diese Veränderung im Haus stetig vorantreibt. Wenn man diesen Schritt unterlässt, wird es einem wie Autoherstellern gehen, die bei der beginnenden Globalisierung nach Asien die Kultur anfangs nicht betrachtet hatten: man wird scheitern.

Banken im Dornröschenschlaf, die 2.

„Banken, wie wir sie kennen, wird es in 10 Jahren nicht mehr geben“ schreibt Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank, in seinem Artikel auf it-finanzmagazin.de.

Dort sind vier Problembereiche dargestellt, mit denen sich die Bank aktuell auseinander setzen müssen. Einer davon ist der Bereich Digitalisierung. Thomas Jorberg schreibt dazu:

„Die Bargeldversorgung wird zunehmend als logistische Aufgabe außerhalb von Banken organisiert. Ansonsten sind Bankgeschäfte weitgehend digitalisierbar. Dies wird anhand von Neuentwicklungen so genannter FinTechs im Zahlungsverkehr (Paypal, Google-Pay usw.) und beim Aufbau von Plattformsystemen (Crowdfinancing u.a.) deutlich. […] Hiervon sind die IT-Systeme der Banken noch weit entfernt, die auf produktbezogene Auswertungen ausgerichtet sind, wenig vernetzt mit anderen Daten aus der Perspektive des Kunden.“

Ein sehr interessanter Artikel, wenn er auch mehr die aktuell kritische Situation für die Banken beleuchtet und weniger Antworten auf die dringenden Probleme gibt. Es zeigt sich aber auch hier, dass die Banken für den Endkunden immer weniger „einzigartig“ sind und sich die Kunden mit vielen originäre Bankdienstleistungen über andere Marktteilnehmer versorgen können. Umso wichtiger ist es für die Banken ihre Geschäftsmodelle an den sich schon veränderten Markt anzupassen.

Banken im Dornröschenschlaf

„Die Banken befinden sich derweil im Dornröschenschlaf. Denn während sie erst langsam begreifen, was um sie herum passiert, arbeiten junge und kleine Unternehmen an Lösungen, die die Art wie wir heute mit Geld umgehen in Zukunft verändern wird.“, schreibt Maik Klotz in einem sehr lesenswerten Beitrag „Banken im Dornröschenschlaf und wie Startups den Banken das Geschäft madig machen“ auf mobilbranche.de.

Er trifft damit aus meiner Sicht den Punkt und beschreibt in dem Artikel sehr schön die aktuellen Mitbewerber und die Geschäftsmodelle, mit denen sie die etablierten Geschäftsbanken angreifen.