Arbeitswelt Brücken

Neue Arbeitswelt: Welche Brücken müssen wir bauen?

Wie und welche Brücken bauen wir von der traditionellen zur neuen Arbeitswelt? Diese Fragestellung war Basis für die Diskussion beim Digital Workplace Meetup #BerlinDWM – eine sehr spannende und interessante Diskussion.

Auch wenn ich an dem Abend von niemandem eine echte Lösung zu dieser Fragestellung herausgehört habe – viele interessante Ansätze waren dabei und manchmal müssen Aussagen erst einmal sacken. Den für mich spannendsten Gedanken hat Lars Vollmer, Autor des viel beachteten Buches Zurück an die Arbeit in die Diskussion gebracht. Er plädierte für ein Gedankenmodell, in dem die Organisation vom Menschen gedanklich getrennt betrachtet wird, um es anschließend wieder zusammen zu führen. So habe ich ihn zumindest verstanden.

Was hat dieses Modell nun für Vorteile? Ich zumindest habe mit diesem Modell für mich besser verstanden, welche Brücke denn nun gebaut werden muss und wie diese vielleicht aussehen kann.

Die Organisation

Versteht man die Organisation als das Unternehmen, so ist sie unter anderem über folgende Eigenschaften definiert:

  • Sie entscheidet über den Eintritt und Austritt von Personen und definiert Bedingungen für die Mitgliedschaft. Die Personen müssen sich diesen Bedingungen unterwerfen.
  • Sie richtet ihre Entscheidungen nach einem Zweck aus. Dieser Zweck fokussiert auf wenige, wichtig erscheinende Aspekte.
  • Sie ist durch Hierarchien gekennzeichnet, die Über- und Unterordnungsverhältnisse der einzelnen Mitglieder festlegen.

Der Hauptzweck eines Unternehmens ist zunächst, wirtschaftlich zu überleben und am Markt zu bestehen. Dies hat sich seitdem es Unternehmen gibt, eigentlich nicht geändert und ist bis heute gültig (ja, es gibt Ausnahmen – die betrachte ich hier aber nicht).

Die Märkte

Was sich hingegen massiv verändert hat, sind die Märkte. Der Internetzugang ist inzwischen für die Mehrheit der Menschen zu einer Selbstverständlichkeit geworden – und zwar quasi jederzeit und an jedem Ort. Technologische Grenzen werden täglich eingerissen oder verschoben und es entstehen Möglichkeiten, die sich vor Jahren nur wenige vorstellen konnten. Da diese technologischen Möglichkeiten (vermeintliche) Vereinfachungen und Transparenz mit sich bringen, werden sie von den Menschen angenommen und intensiv genutzt. Es entstehen neue Geschäftsmodelle und Wettbewerber.

Dass sich Märkte verändern ist allerdings auch nichts Neues. Auch dies konnte man immer wieder in der Vergangenheit beobachten – auch mit massiven Veränderungen und Umwälzungen.

Die Geschwindigkeit

Neu hingegen ist, dass sich diese Veränderungen in einer für den einzelnen Menschen nicht mehr nachvollziehbaren Geschwindigkeit zu vollziehen scheinen. Konnten Unternehmungen bisher immer mit reichlich Vorlauf auf die Veränderungen reagieren, reicht dieses Handlungsmuster inzwischen nicht mehr aus. Unternehmen benötigen viel schneller Innovationen und müssen diese erfolgreich am Markt platzieren, bevor andere den Kuchen aufgeteilt haben. Viele Unternehmenslenker sind damit vollkommen überfordert und es sind Lösungen notwendig.

Zwischenfazit

  1. Der Zweck eines Unternehmens ist nach wie vor der Gleiche.
  2. Die Veränderung von Märkten gab es schon immer, auch radikale Umwälzungen.
  3. Die Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung hat sich extrem erhöht.
  4. Um den Zweck des Unternehmens noch erfüllen zu können, müssen sich Unternehmen die Geschwindigkeit ihrer Veränderungen denen des Marktes anpassen.

Es lässt sich feststellen, dass Unternehmen zunächst kein direktes Interesse daran haben, Möglichkeiten für neue Arbeitsformen und -modelle zur Verfügung zu stellen. Dies können für Organisationen lediglich Werkzeuge für die zukünftige Erreichung des Unternehmenszwecks sein.

Der Mensch

Bei den Menschen ist die Beurteilung nicht so einfach. Schon deshalb, weil jedes Individuum seine persönliche Sichtweise auf sein gewünschtes Arbeitsumfeld hat. Auch wird den verschiedenen Generationen ein unterschiedlicher Anspruch an das Arbeitsumfeld nachgesagt. Als kleinste Teilmenge lässt sich wahrscheinlich definieren, dass die Arbeit zur Sicherung des Lebensunterhaltes dienen muss. Schon dieses Grundbedürfnis wird durch wegfallende Berufsbilder bald nicht mehr komplett befriedigt werden können. Auch wenn sicherlich neue Berufsbilder entstehen werden, so kann man die frei werdenden Kapazitäten nicht einfach neu einsetzen.

Darüber hinaus haben immer mehr Menschen viel höhere Ansprüche an die Arbeitswelt und ihren Arbeitsplatz. Hierarchien werden angezweifelt, selbständige Arbeit und Zielerreichung stehen im Vordergrund.

Man sollte sich vergegenwärtigen, dass schon innerhalb einer Organisation die unterschiedlichsten Menschen arbeiten und entsprechende unterschiedliche Ansprüche an ihren Arbeitsplatz haben.

Fazit

Führt man jetzt die Organisation und den Menschen gedanklich wieder zusammen, ergibt sich zwangsläufig, dass es „die eine Brücke“ zwischen alter und neuer Arbeitswelt nicht geben kann. Vielmehr gilt es, Brücken (bewusst nicht: eine Brücke) zwischen den Menschen und der Organisation zu bauen. Diese Summe der Brücken zeigt die Wege in eine neue Arbeitswelten auf.

Denn sehr wahrscheinlich wird es nicht „die eine neue Arbeitswelt“ geben, sondern ganz viele neue Arbeitswelten. Wir neigen immer dazu, „schwarz“ oder „weiß“ als einzig richtige Lösung anzunehmen. Dies zeigte sich für mich auch in der Diskussion bei obiger Veranstaltung. Es wurde teilweise sehr zwischen klassischen und neuen Arbeitsmodellen polarisiert – auch im Sinne von gut/schlecht bzw. erfolgreich/chancenlos.

Stattdessen ist „grau“ die Lösung. Auch klassische Organisationsformen haben ihre Berechtigung. Zum einen gibt es Menschen, die diese Sicherheit und Klarheit einfach benötigen. Zum anderen gibt es Prozesse im Unternehmen, die möglichst effizient und zuverlässig abgearbeitet werden müssen. Vieles wird nach und nach sicherlich von Maschinen übernommen werden, uns aber noch Jahre begleiten. Auf der anderen Seite können die Organisationen ihren Zweck nicht mehr dauerhaft erfüllen, wenn sie am Markt nicht mithalten. Dazu benötigen sie neue Arbeitswelten, die Innovationen möglich machen. Auch hier werden sich Menschen finden, die mit dieser Arbeitsweise gut zurechtkommen werden – ja, diese sogar aktiv einfordern. Somit kann es nicht „den einen“ richtigen Weg geben.

Bevor der Weg aber beschritten wird, gilt für jede Organisation,

  1. dass sie ihren (zukünftigen) Markt genau kennen muss,
  2. auf die schnellen Veränderungen reagieren will,
  3. innovativ neue Wege finden kann,
  4. diese konsequent beschreitet und
  5. dabei erfolgreich weiter am Markt besteht und ihn prägt.

Auch wenn diese Punkte selbstverständlich klingen. Schon bei Punkt 1 scheitern heute viele Unternehmen – das wollen sie nur oft genug nicht wahrhaben.

Will eine Organisation diesen Weg dann gehen (per Definition muss sie das, um ihren Zweck zu erfüllen), dann benötigt sie dafür Menschen. Sie muss für jeden Einzelnen die passenden Voraussetzungen schaffen, damit er/sie die Erreichung des Unternehmenszwecks möglichst gut unterstützt. „Die eine“ Umgebung für alle Mitarbeiter wie in der Vergangenheit wird nicht mehr funktionieren. Und genau das macht es so schwer, für die Unternehmen. Faktisch ist für jeden Mitarbeiter eine eigene Brücke zu bauen.

Dazu muss das Unternehmen aber wissen, wohin die Brücke gebaut werden soll. Stattdessen beobachtet man derzeit oft folgendes Phänomen: es wird ein modernes Arbeitsumfeld geschaffen. Man orientiert sich dabei an Startups und glaubt, damit die Probleme gelöst zu haben. Das wird nicht klappen – die Vorgehensweise ist genau umzudrehen. Das Ziel muss bekannt sein, dann kann ich die dazu passenden Werkzeuge (Arbeitsumgebung, Arbeitsweisen etc.) schaffen – und das individuell auf den Menschen zugeschnitten um seine persönliche Bestleistung für das Unternehmen zu fördern.

Damit unterscheidet sich die Vorgehensweise übrigens auch wieder überhaupt nicht von den bisher gültigen Regeln. Ohne eine klare Strategie und eine Sachkenntnis vom Markt, kann man einfach kein Unternehmen erfolgreich steuern. Verändert hat sich nur, dass man sich heute von allen Mitarbeitern helfen lassen muss – wenn man nur kann und möchte.

Soziales Netzwerk

Warum in ein soziales Netzwerk investieren?

INSBESONDERE In der Finanzbranche hat inzwischen fast jede Führungskraft erkannt, welcher Wandel bereits begonnen hat und wie dringend Änderungen notwendig sind. Oft fehlen noch die konkreten Ideen, es gibt aber auch bereits erste hoffnungsvolle Signale. Im Fokus der Aktivitäten steht der Kunde. Wie kann dabei ein soziales Netzwerk helfen?

Was dabei nicht selten übersehen wird: die Organisation muss in der Lage sein, auf eine sich ständig verändernde Welt zu reagieren. Die Welt ist zu schnell und komplex für starre Prozesse und Hierarchien geworden.

Hier kann die Einführung eines sozialen Netzwerks helfen. Aber: die Einführung eines sozialen Netzwerks macht die Organisation nicht „Social“ – sie zeigt nur die Schwachstellen auf und unterstützt auf dem Weg.

Interne Kommunikation

Jedes Unternehmen muss sich ernsthaft fragen, ob Informationen von der Basis auch das Management erreichen (und umgekehrt)?

In klassischen Hierarchien werden Informationen über das mittlere Management geleitet. Dieses agiert oft wie eine Firewall: es werden nur die Informationen durchgelassen, die dem Regelwerk entsprechen. Dieses Regelwerk basiert nicht nur auf sachlichen Entscheidungen, sondern auch auf Emotionen und persönlichen Erfahrungen. Es können wertvolle Informationen, Sichtweisen und Kommunikationen verloren gehen.

Informationsinseln

Der größte Teil der internen Informationen einer Organisation ist inzwischen in persönlichen Maildatenbanken und auf Dateilaufwerken weg gesperrt. So zeigen verschiedene Studien, dass Wissensarbeiter inzwischen 30-50% der Arbeitszeit für E-Mail-Sichtung und Informationssuche verschwenden.

Soziale Netzwerke können helfen

Wenn Firmen soziale Netzwerke einsetzen, werden persönliche Nachrichten zu Inhalten und das Suchen nach Informationen kann deutlich reduziert werden. In einem sozialen Netzwerk finden die Menschen die benötigten Informationen zu der für sie jeweils richtigen Zeit.

Wenn Menschen aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens interagieren, wird Innovation deutlich wahrscheinlicher passieren.

Das Management erfährt von den Herausforderungen der Basis und der Kunden. Diese werden übergreifend angegangen, auch ohne konkrete Aufträge durch Hierarchien. Mitarbeiter verstehen besser die Entscheidungen des Managements und haben mehr Transparenz über das Gesamtunternehmen.

Ein soziales Netzwerk kann somit eine schnellere Reaktion der Organisation auf Veränderungen bewirken. Viel schneller, als dies starre Strukturen können.

Veränderungen, die inzwischen jedes Unternehmen betreffen. Lag die durchschnittliche „Lebenserwartung“ eine Fortune-500-Unternehmens vor einem halben Jahrhundert noch bei 75 Jahren, so ist diese inzwischen auf 15 Jahre gesunken (Quelle: deloitte – shift index). Kodak, Nokia & Co. sind hier prominente Beispiele.

Soziale Netzwerke als Managementaufgabe

Wie oben geschrieben: nicht die Einführung eines Netzwerkes macht das Unternehmen „Social“. Vielmehr muss das Unternehmen die kulturelle Veränderung beginnen – ein soziales Netzwerk kann dabei unterstützen.

Die Einführung eines sozialen Netzwerks ist eine Management-Aufgabe. Die Kulturänderung des Unternehmens muss ehrlich gewollt sein und voran getrieben werden. Dies muss sich auch in den eingesetzten Ressourcen widerspiegeln. Das Netzwerk spiegelt wieder, wie gut der Wandel gelingt.

Die Einführung wird Zeit, Kraft und Durchhaltevermögen kosten, sich aber für jedes Unternehmen lohnen.

 

Social Business: Neue Arbeitsweisen

Das Unternehmen muss sich darauf einstellen, neue Arbeitsweisen zu akzeptieren.

Warum z.B. einen wöchentlichen Projektbericht an den Vorgesetzten senden, wenn doch in der Projektcommunity ein Blogeintrag erstellt werden kann. Und zwar genau dann, wenn in dem Projekt etwas Entscheidendes passiert. Als Nebeneffekt haben alle Projektmitarbeiter Zugriff auf die Informationen und können im Team Ergänzungen und Korrekturen vornehmen.

Selbst später ins Projekt kommende Mitarbeiter werden der Community zugeordnet und haben auf einen Schlag einen kompletten Überblick über die bisherigen Aktivitäten. Und das ohne erst mühsam alte E-Mails aus den Postfachgräbern der einzelnen beteiligten Kollegen auszubuddeln.

Plötzlich ist damit aber die (immer geforderte) Transparenz in aller Konsequenz vorhanden. Damit muss ein Unternehmen umgehen können – die entsprechende Unternehmenskultur aufgebaut haben.