facebook at work

Facebook at Work geht am live – ein Überblick

Rund zwei Jahre nach der ersten Ankündigung wird es nun am 10. Oktober veröffentlicht: „Facebook at Work“. wie wird es sich unterscheiden von den „Social-Software“-Produkten der etablierten Platzhirsche IBM, Microsoft & Co.?

„Facebook at Work“ wird sich sehr stark am bekannten öffentlichen Facebook orientieren, jedoch eine eigene Instanz sein. Damit sind die Inhalte und auch die Benutzerprofile komplett getrennt vom öffentlichen Facebook. Es gibt also auch keine Verbindung zum persönlichen Facebook.

Dreh- und Angelpunkt wird der vom persönlichen Facebook bekannte News-Feed sein. Hier laufen alle für den Mitarbeiter wesentlichen Informationen zusammen. Man „sammelt“ allerdings nicht Freundschaften, sondern tritt Gruppen bei in denen die Arbeiten und Projekte organisiert sind. Ein Veranstaltungsmodul listet die internen Termine des Unternehmens auf. Die Interaktion zwischen den Mitarbeitern wird durch die Messenger-Funktion bedient. Selbstverständlich wird einen umfangreiche Suche auf Dateien und Unternehmensdaten bereitgestellt.

Datenschutz

Facebook behandelt die Daten nach diesen Grundsätzen:

  • Der Facebook at Work Account ist separiert vom persönlichen Facebook Account.
  • Facebook at Work Benutzer sehen keine Werbung in ihrem Firmen Account.
  • Facebook at Work hat nutzt führende Hosting-Mechanismen.
  • Sicherheit ist die oberste Priorität.
  • Firmen kontrollieren ihre Daten.

Unterm Strich sagen die Botschaften wenig aus. Firmen müssen wie bei allen anderen Cloud-Angeboten, die Einhaltung des Datenschutzes selber kontrollieren. Bisher hat sich Facebook bezüglich der Transparenz und der Datensammelwut im persönlichen Umfeld nicht gerade einen vertrauenswürdigen Namen gemacht und ruft regelmäßig die Datenschützer auf den Plan.

Genau hier trennt sich aber bei den Plattformen die Spreu vom Weizen. Die wenigsten Anbieter können eine sogenannte „On-Premise-Version“ – also die Installation auf den eigenen Maschinen eines Unternehmens anbieten. Betrachtet man den Gartner „Quadrant for Social Software in the Workplace„, so sind dort als Leader Microsoft, IBM, Jive und Salesforce genannt. Aktuell bieten dort nur IBM und Microsoft die On-Premise-Variante an. Allerdings verfolgen auch beide Hersteller inzwischen eine „Cloud-First“-Strategie.

Für viele Unternehmen ist aber die On-Premise-Version nach wie vor ein k.o.-Kriterium bei der Kaufentscheidung. Extrem sensible Unternehmensdaten gehören nicht in die Cloud – und alles andere sollte bei einem Anbieter liegen, der Datenschutz und Verschlüsselung sehr ernst nimmt und entsprechend transparent mit seinen Kunden umgeht.

Funktion und Leistungsumfang

Kann Facebook vielleicht (noch?) nicht beim Thema Datenschutz wirklich punkten, so doch sicherlich bei der Funktionalität. Die beiden genannten Platzhirschen tun sich hier immer noch schwer – auch, wenn sie in den letzten Jahren einiges für die Benutzerfreundlichkeit getan haben. Bei jeder Einweisung zu IBM Connections stellt man aber immer wieder fest, wie unlogisch das System für einen neuen Benutzer teilweise aufgebaut ist und welche als selbstverständlich angenommenen Funktionen in einer immerhin fast 10 Jahre am Markt befindlichen Software immer noch fehlen. Spricht man mit Sharepoint-Nutzern, so sind die Schwierigkeiten ähnliche.

Facebook ist allein schon deswegen intuitiv, weil es eine große Anzahl der Mitarbeiter eines Unternehmens nutzen. Beobachtet man die Dynamik der öffentlichen Facebook-Software und die schnelle Adaption von neuen Technologien in die Software, kann man sich vorstellen, wie schnell Facebook at Work im Funktionsumfang wachsen wird. Auch wenn sicherlich nicht jede Funktion im Unternehmenskontext benötigt wird, können IBM und Microsoft hier nur mit offenem Mund dastehen.

Fazit

Es wird durchaus spannend, ab Facebook in den Unternehmen eine Chance hat. Die Transformation von der „Datenkrake“ zum ernsthaften Anbieter von Unternehmensanwendungen haben Amazon und insbesondere Google bereits geschafft bzw. sind mitten drin in diesem Prozess. Warum sollte dies nicht auch Facebook gelingen können. Und es wäre nicht das erste Mal, dass Benutzer sich für eine Software entscheiden, auch wenn alle Aspekte eines ordentlichen IT-Betriebs dagegen sprechen. Whatsapp und Dropbox als heimliche Unternehmensanwendungen lassen grüßen.

Nachtrag vom 12.10.2016

Die Vorstellung ist inzwischen erfolgt. Der Name lautet jetzt „Workplace by Facebook“ und ist unter der Adresse https://workplace.fb.com/ erreichbar. Die Preise sind gegenüber anderen Netzwerken (noch?) moderat: zwischen 1 und 3$ pro User zahlt man pro Monat – abhängig von der Firmengröße. Einschränkungen zum Speicher gibt es nicht.

OwnCloud – Goodbye Dropbox & Co.

Es ist ja so extrem einfach, bei den großen Providern alle Daten zu hinterlegen – man hat inzwischen immer und überall Zugriff darauf. Allerdings wird die Sensibiltät der Nutzer, dass nicht nur sie, sondern auch viele Dritte damit Zugriff auf die Daten haben dank der NSA-Problematik immer höher.

Wer sich ernsthaft mit seinen Daten beschäftigt, der müsste schon immer die Finger von den großen Diensten gelassen haben. Je mehr man aber mit dem Smartphone oder Tablet macht (und wer tut das nicht), desto mehr Daten kommen auch in diese Netzwerke. Also bietet es sich an, den großen Diensten möglichst nur einen kleinen Anteil „hinzuwerfen“ und den Rest selber unter Kontrolle zu haben. Das ist aber gar nicht so einfach, man verzichtet schnell auf viel Komfort – eine Dropbox ist doch so praktisch und einfach.

Die Cloud-Alternative OwnCloud ist gerade in der Version 6 erschienen und kann den Platzhirschen Google, Dropbox & Co. langsam immer mehr Konkurrenz machen. Inzwischen ist eine Online-Textverarbeitung enthalten – nach dem Vorbild von Google Docs.

Nebenbei ist OwnCloud übrigens nicht nur für Privatkunden interessant – gerade auch der Firmenkunde ist schnell gefordert – wie schnell sind Mitarbeiter dabei, Firmeninterna in eine Dropbox zu verschieben, wenn man nicht aufpasst.

Wer sich mit dem Thema auseinander setzen will, der kann sehr schnell bei einem „Free-Plan-Provider“ das Softwarepaket mit eigenen Inhalten testen: http://owncloud.org/providers/. Ohne eigene Datencontainer kann man das auch direkt auf der Homepage von OwnCloud machen. Ob man dort sensible Daten hinterlegt, sollte man sich allerdings gut überlegen.

Der nächste Schritt wäre dann, einen eigenen Server beim Provider des Vertrauens (da war es wieder…) zu mieten und die OwnCloud zu installieren (geht relativ einfach) oder sich die Hardware doch wieder ins eigene Haus zu stellen. Im zweiten Falle sollte man allerdings auch mal überlegen, wie das Notfallszenario bei einem Brand oder Diebstahl aussieht. Wenn der Dieb die „Kiste“ mitgehen lässt und man lokal keine Verschlüsselung und kein Backup hat, sind nicht nur die wichtigen Daten „futsch“, sondern auch in den Händen einer wirklich nicht vertrauenswürdigen Person.