Hello  Apple Pay

Nicht Nikolausabend, nicht das Christkind, nicht der Osterhase – aber für viele eine schöne Weihnachtsüberraschung oder inzwischen schon ein Wunder:  Apple Pay ist in Deutschland verfügbar.

Was lange währt

Gefühlte 100 Terminhoffnungen konnte man in den letzten Jahren lesen und und Deutschland wurde immer mehr von Apple Pay Ländern umzingelt. Seit heute kann man mit folgenden Anbietern seine Karte dem Wallet hinzufügen. Nicht nur Kreditkarten, auch die Bankkarte – z.B. bei der Deutschen Bank.


Und wen suchen wir vergeblich in der Liste?

Was auffällt: die Sparkassen und Volksbanken sind nicht zu finden. Hat man hier den Start verschlafen?

Folgendes Statement ist von den Sparkassen zu lesen: “Wir konzentrieren uns derzeit auf unsere mobile Payment Lösung, die auch technisch offen für iOS ist. Es liegt an Apple, die entsprechende NFC-Schnittstelle für die Kreditwirtschaft freizugeben, damit alle Kunden diesen technischen Marktstandard in gleicher Weise nutzen können.”

Man schließt zwar die Teilnahme an Apple Pay nicht aus und setzt darauf, dass Apple die NFC-Schnittstelle freigeben wird. Schon diese Gedankenhaltung ist schwer nachzuvollziehen. 

Nicht viel besser sehen die Genossenschaftsbanken aus. Auch hier findet man keine klaren Aussagen. Ebenfalls im August 2018 heißt es dazu vom BVR: “Wenn Apple mit Apple Pay den deutschen Markt ansteuert, werden wir das prüfen.”

Auch wenn das obige Zitat aus dem August 2018 vielleicht nicht mehr den aktuellen Entscheidungsstand darstellt, zum Start ist man nicht dabei. 

Nun stelle man sich einmal einen Menschen vor, der mit seinem Handy bezahlen möchte. Kein undenkbares Szenario – das werden in Kürze immer mehr Menschen an der Supermarktkasse bei anderen Kunden sehen und auch machen wollen. Geht ja auch ganz einfach: direkt im Handy die Karte hinzufügen und – upps, meine Sparkasse oder Volksbank unterstützt das ja gar nicht. Das Wissen, dass es vielleicht mit der bankeigenen App klappen könnte, ist bestimmt nicht bei allen Kunden vorhanden. Aber kein Problem, ein Konto bei N26 ist ja in wenigen Minuten eröffnet. Der Anfang vom Ende der Kundenbeziehung. Apple Nutzer stehen ab sofort sowieso bei der Konkurrenz vor der Tür.

Wir sprechen bei obigen Aussagen vom August 2018 – also einen Zeitraum in dem die Ankündigung für Deutschland schon lange erwartet wurde und man sich mit dem Thema hätte intensiv beschäftigen müssen.

Stattdessen versucht man einen eigenen Weg und verschließt die Augen vor der Realität:

  • Das Scheinargument, dass man den Zahlungsverkehr nicht einem ausländischen Konzern überlassen wolle, ist vollkommener Unfug. Die Kreditkarten, die angeboten werden (Visa und Mastercard) sind auch US-Konzerne. Man hat schon einen großen Teil des Zahlungsverkehrs an PayPal abgegeben – dank einem jahrelangen Dauerschlaf. Bitte jetzt nicht das PayDirekt-Gegenbeispiel 😉
  • Für eine proprietäre eigene Lösung kommt man um Jahre zu spät. Zu Zeiten der Geldkarte hätte man gut damit starten können und den Zahlungsverkehr in Deutschland entscheidend mittragen können. Der Zug ist abgefahren und wird sich in den nächsten Jahren noch viel schneller bewegen.
  • Die Kunden werden die vermeintlich einfache Lösung wählen. Apple Pay und auch Google Pay sind direkt im Betriebssystem verankert. Und wenn die Sparkasse oder Volksbank dort nicht auftaucht, dann eröffne ich mir eben schnell ein Konto bei einer Bank, die es kann. Auch nutzt und kennt nicht jeder Kunde die Lösung seiner Sparkasse oder Volksbank. 
  • Neukunden gewinnen Sparkassen und Volksbanken sowieso schon deutlich schwerer mit ihren nach wie vor behäbigen Onboarding-Prozessen. Der Weg von der Entscheidung bis zur Nutzbarkeit der Kreditkarte ist viel zu lang und teuer. Bei Boon und anderen Anbietern habe ich die Kreditkarte eine viertel Stunde nach der Entscheidung in virtueller Form vorliegen. Und nun gibt es ein weiteres Argument, eine andere Bankverbindung zu wählen – ich sehe Volksbanken und Sparkassen noch nicht einmal in der Auswahlliste für mobiles Bezahlen.

Wahrscheinlich war das Thema der Gebühren der Hauptpunkt für die Beteiligten. Man muss sich aber manchmal entscheiden, ob man lieber ein paar Stücken vom Kuchen abhaben will oder jemand anderes den Kuchen ißt. Auch wenn man es jahrelang gewohnt ist, den Kuchen ganz für sich zu haben.



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