Spannend: eine Spendenaktionen um einen Satelliten zurückzuholen.

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Heute hörte ich einen Bericht über eine Crowdfunding-Aktion, um einen längst nicht mehr benutzten Satelliten zurück in die Erdumlaufbahn zu holen. Eine spannende Geschichte, wie ich finde:

1978 startete die NASA den Satelliten ISEE-3 (International Sun Earth Explorer) und schickte ihn auf eine lange Reise in den Weltraum. 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, sollte er das Erdmagnetfeld erforschen. Als 1986 der Halleysche Komet der Erde nahekam und die NASA kein Budget für einen eigenen Satelliten hatte, programmierte man ISEE-3 auf eine neue Bahn, so dass er zu Erde und Mond zurückkam und damit genug Schwung für einen weiteren Flug hatte. Zur Beobachtung des Halleyschen Kometen hat er allerdings gar nicht so viel beigetragen; er war mit 31 Millionen Kilometern reichlich entfernt. Dafür bekam er den neuen Namen „ICE“ (ein Schelm, wer bei dem Namen an etwas anderes denkt…). Sein aktueller Kurs ist so, dass er im August diesen Jahres wieder nah an der Erde vorbeikommt. Er hatte seine Schuldigkeit getan und wurde 1997 abgeschaltet – bis auf das Funksignal.

Nun kommt der eigentlich spannende Teil: In 2008 empfing man Signale von ISEE-3/ICE und stellte fest, dass er weiter munter seine Telemetriedaten nach Hause funkt. Von seinen 13 Systemen sind sogar noch 12 funktionsfähig und er hat noch Treibstoff an Bord. Dummerweise hat die NASA aber keine Technik mehr in Betrieb, mit der man ISEE-3/ICE noch Befehle funken könnte – man kann seine Informationen nur noch empfangen.

Jetzt hat eine Gruppe um einen ehemaligen NASA-Mitarbeiter die Aktion ins Leben gerufen, diesen Satelliten zurück in die Erdumlaufbahn zu holen. Die NASA selbst hat kein Geld dafür, hat den Satelliten aber freigegeben. Also hat man sich die Unterlagen besorgt und möchte versuchen, die veraltete Technik anzusprechen um die Raketen von ISEE-3/ICE so zu zünden, dass er in die Erdumlaufbahn einschwenkt. Kostenpunkt: $125.000 – Stand heute sind schon $76.000 zusammengekommen – aber man hat auch nur noch 16 Tage Zeit.

Offensichtlich sind 35 Jahre auch in der Weltraumtechnologie ein solcher Quantensprung, dass die Technik nicht mehr mit heutigen Mitteln ansprechbar ist. Wer aber mal versucht hat, eine 10 Jahre alte Datensicherung zurückzuspielen, der weiß auch, was es heißt an der Hardware zu scheitern. Die Herausforderung hat schon fast genauso viel mit Archäologie denn mit IT zu tun: mal eben in die Archive der NASA gehen und die nötigen Unterlagen zusammensuchen, dann die alte Technologie emulieren und bei Erfolg ein Stück Weltraumgeschichte wieder „auszubuddeln“. Ich bin sehr gespannt, ob das Projekt stattfinden kann und dann auch erfolgreich ist.