PayPal: In Großbritannien jetzt auch Kredite

Während die deutschen Banken mit paydirekt ihre ersten Schritte im Online-Payment versuchen und mit scheinbar überschaubarem Erfolg gefühlte Jahre hinterher hinken, ist das große Vorbild PayPal inzwischen soweit, bei der Online-Bezahlung auch gleich einen Kredit mit zu vergeben.

Sprachen wir bisher davon, dass PayPal den Banken den Zahlungsverkehr Stück für Stück wegnimmt, so sind jetzt auch Kleinkredit und die Überziehung des Kontos in Gefahr. Und damit auch die Haupteinnahmequelle beim Girokonto – denn es wird nicht an den Gebühren, sondern an den Zinsen und Überziehungszinsen verdient. Sind die normalen Kreditzinsen für die Baufinanzierung inzwischen im Keller, so werden bei Dispo- und Überziehungszinsen durchaus noch sieben Prozent und aufwärts aufgerufen.

Es ist zu beobachten, dass die Kunden aber bei PayPal durchaus nicht auf den Cent schauen und hohe Konditionen zu Gunsten der Einfachheit offensichtlich akzeptieren. Beim Kredit wird ein Jahreszins von 17,9 Prozent aufgerufen (was für schwer vergleichbar ist, da man in Großbritannien für Überziehungen durchaus auch bei kleinen Summen noch über 20 Prozent genommen werden – Beispiel: Barclays für 1000 GBP werden in 30 Tagen 22,50 GBP fällig – hochgerechnet sind das 27 Prozent).

Und die PayPal übliche Einfachheit scheint auch beim Kredit zu gelten: Im normalen und gewohnten Bezahlvorgang wählt der Kunde einfach die Ratenzahlung aus und nach kurzer Bonitätsprüfung kann die Zahlung auf bis 24 Monate gestreckt werden. Und schon muss der Kunde nicht mehr seinen Dispo bei der Hausbank in Anspruch nehmen und der ganze schöne Erlös wandert zu PayPal. Und die Kreditkartenemittenten sehen übrigens auch in die Röhre.

Da kann man nur hoffen, dass die deutschen Banken auch schon das fertige Rezept für die Kreditvergabe direkt im Online-Shop in den Schubladen haben…

Mehr Informationen zu PayPal Credit finden sich hier.

Spanische CaixaBank: Wir bauen uns ein FinTech

Die spanische CaixaBank hat eine eigene Marke gegründet, die stark an das Modell des deutschen FinTechs Number26 erinnert: „imagin bank„.

Zielgruppe sind Menschen zwischen 18-35 Jahren. Caixa hat derzeit davon rund 2.9 Millionen im eigenen Bestand und erhofft sich dadurch weiteren Zuwachs in dieser Zielgruppe.

„Neu“ an diesem Modell ist, dass man nicht unter der bestehenden Marke der Bank einen neuen, einfacheren Service anbietet, Stattdessen nimmt man in Kauf, eine neue Marke im Markt zu etablieren – aber ohne „Altlasten“. Frisch und einfach ist das Motto der neuen Bank – sie ist rein auf die mobile Nutzung eingerichtet. Sie folgt – dem Marketing zufolge -diesen fünf Prinzipien:

  1. So einfach, wie man es erwartet. Alles, was man erwartet über eine mobile App (interessanterweise dann aber nur iOS und Android). Einfach zu nutzen und zu verstehen.
  2. Die elementaren Services sind kostenfrei. Dazu gehört eine Visa-Karte.
  3. Die Kunden und die Community sind wichtig. Alle Kunden sind gleich. Ein Teil des Profits wird in soziale Projekte investiert.
  4. Der Kunde setzt sich die Ziele. Die Bank unterstützt diese.
  5. Der Kunde ist immer geschützt. Er erhält direkt Nachrichten, wenn auf seinem Konto etwas passiert.

Das Angebot wirkt auf den ersten Blick ansprechend und kann sicherlich durchaus die Zielgruppe ansprechen. Im Gegensatz zu einem „echten“ Fintech sieht man aber doch an der ein oder anderen Stelle durchaus die klassische Geschäftsbank „durchschimmern“. Wenn man versucht, herauszufinden, welche Services denn nun wirklich kostenfrei sind, findet man man längerer Suche auf der Homepage tatsächlich einen entsprechenden Link. Es öffnet sich eine zwei DIN-A4-Seiten lange Tabelle, wo sich ein klassischer Banker mit Excel ausgetobt hat. Plötzlich ist die Einfachheit vorbei, denn der Kunde muss unterscheiden können zwischen Services von imagin und dem Mutterhaus. Konkrete Preise findet man aber auch in dieser Tabelle nicht.

Fazit: Ja, eine Bank kann ein FinTech gründen und dieses durchaus positiv umsetzen. Aber es gehört eine gehörige Portion Mut dazu, sich dann auch wirklich von der bisherigen Denkweise komplett zu lösen. Oder vielleicht ist es auch nicht nur fehlender Mut, sondern schlicht für einen eingeschworenen Banker unmöglich?

Venmo – Social Payment

Was habe ich noch damals in meiner Bankausbildung gelernt? Banken sind für den privaten Zahlungsverkehr zuständig, eine Zahlung dauert ein paar Tage und kostet Gebühren. Wer was an wen bezahlt, unterliegt dem Bankgeheimnis.

Mit diesem Erfahrungshintergrund haben sich die Banken weiterentwickelt. Die Dauer hat sich drastisch verringert – man ist immer noch positiv überrascht, wenn jemand bei eBay online bezahlt und das Geld am gleichen Tag auf dem eigenen Konto ist. Geld kostet das meist schon nichts mehr, weil die Direktbanken diese Verdienstmöglichkeit kaputt gemacht haben. Inzwischen geht das ganze auch noch mobil und man muss keinen Überweisungsträger mehr in das Bankgebäude bringen. Das war es aber schon mit der Innovation der letzten 30 Jahre.

Dann kam PayPal und zeigte, wie einfach das Bezahlen sein kann – aber auch wie teuer. Die Gebühren, die PayPal beim Eingang einer Zahlung einbehält, sind schlichtweg unverschämt. Aber das ist ein anderes Thema. Einfach geht es auf jeden Fall und die Zahlungen ist in Sekunden da. Es gilt grundsätzlich immer noch so eine Art „Bankgeheimnis“ – meine Zahlungen sehe nur ich.

Der neuste Senkrechtstarter (vornehmlich in den USA) ist venmo.com. „Wir haben seit dem Massenerfolg von Facebook und Instagram keine Anwendung gesehen, die sich so rasant ausbreitet“, so der Marktforschungsdienst BI Intelligence.

Venmo setzt sich aus „vendere“ (verkaufen) und „mo“ (mobil) zusammen. Es geht also um mobiles Bezahlen – eines der Themen des mobilen Zeitalters bei dem auch die Branchenriesen kräftig mitmischen.

Der Anwendungsfall ist simpel. Mehrere Freunde sind unterwegs und einer bezahlt mit seiner Kreditkarte die Rechnung. Nun können die anderen schnell per Venmo dem Bezahlenden das Geld schicken; auch Kleinstbeträge. Alternativ können die Beträge angefordert werden – eine kurze Bestätigung des zahlenden reicht aus. Und alles auf dem Mobiltelefon. Abgebucht wird aus dem Guthaben, wenn das nicht ausreicht vom Bankkonto eingezogen. Und das alles kostenfrei. Will man von einer Kreditkarte abbuchen lassen, kostet es 2.9 Prozent.

Klingt immer noch nicht viel anders als andere Dienste? Das Besondere: jeder der Freunde sieht jede Zahlung in einem Nachrichtenstream – logischerweise kann dies auf Wunsch auch automatisch gleich bei Facebook gepostet werden. Der Betrag bleibt unsichtbar, aber der Verwendungszweck. Es ist nicht wirklich sinnstiftend, aber unterhaltsam und trifft offensichtlich den Nerv der Millenials. Es hat sich auf der Plattform durchgesetzt, möglichst witzige Verwendungszwecke zu schreiben.

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In den letzten fünf Jahren ist Venmo zu einer der erfolgreichsten Bezahl-Apps geworden. „I’ll venmo you“ heisst es dort inzwischen, wenn junge Amerikaner gemeinsam weggehen und sie sich untereinander Geld leihen.

So ist es kein Wunder, dass Venmo vor kurzem von eBay gekauft wurde.

Muss ich es erwähnen? Banken, der Abstand der Verfolger am Markt ist schon wieder einen Schritt kleiner geworden.