Mitarbeiter wollen gefragt werden

Ein Artikel in der Computerwoche beschäftigt sich mit einer Umfrage von Haufe, wo 11.880 Mitarbeiter mit und ohne Führungsverantwortung befragt wurden. Eindeutiges Ergebnis: Mitarbeiter wünschen sich deutlich mehr in die Unternehmensentscheidungen mit eingebunden zu werden (69%).

Egal, ob die Zahl repräsentativ oder nicht ist – sie spiegelt einen Trend wieder, der durch die immer wieder diskutierte Generation Y und deren zugeschriebene Eigenschaften untermauert wird. Spätestens diese Generation legt keinen Wert mehr auf die klassische Karriere, sondern möchte mit gestalten. “Teilen statt Besitzen” ist eines der weiteren Schlagworte, welche im Unternehmenskontext auch “Wissen weitergeben statt für sich zu behalten” lauten könnte.

Nur stellt sich die Frage, wie ein Unternehmen 2.0 sich mit dieser Anforderung auseinandersetzt. Die klassischen Unternehmen – und Ausnahmen davon findet man leider noch viel zu selten – haben sich damit noch gar nicht richtig auseinandergesetzt. Man pflegt die Hierarchie und Wissen ist nach wie vor ein Machtfaktor.

Für anders denkende Mitarbeiter ist wenig Platz. Die Weitergabe von Wissen wird nicht belohnt, das Horten von Wissen nicht geahndet. Für das Niederschreiben von Wissen ist meist keine Zeit – das Tagesgeschäft wird höher priorisiert. Damit bekommen Mitarbeiter, die grundsätzlich Wissen weitergeben wollen einen organisatorischen Dämpfer verpasst. Schnell geht dies in eine Resignation über. Konsequenterweise gibt es dann auch gar keine Softwareunterstützung um dies zu ändern. Word und Powerpoint sind nach wie vor die Wissens”datenbanken” im Unternehmen – wenn man fortschrittlich ist, hat man vielleicht auch ein vor Jahren angelegtes Wiki, das ungepflegt dahin dümpelt.

Wie kann man das Lösen: Man schafft sich eine Social Software an und hat ein Medium, in dem die Mitarbeiter pflegen können. Der Rest ergibt sich… Natürlich ist dies eine Fehleinschätzung. Die Software kann der erste Schritt sein, ist aber auch nur der geringste Aufwand.

Viel größer wird der Schritt, im Unternehmen die Kultur so zu ändern, dass die obige Beurteilung von Wissensweitergabe sich dreht. Dies ist ein jahrelanges Projekt, welches einen absoluten Willen der Geschäftsführung mit sich bringen muss. Ob man dies durch Überzeugung oder Beispielprojekte schafft, hängt ganz von der bisherigen Unternehmenskultur und dem persönlichen Hintergrund der Entscheider ab. Denn eines ist klar: ein Unternehmen, in dem die Mitarbeiter die scheinbar vorhandene Motivation bei der Mitgestaltung nicht verlieren (und irgendwann die guten davon kündigen) sollen, muss sich radikal verändern. Und das funktioniert unterm Strich nur vom Kopf her. Die gute Nachricht: es geht – und sichert nicht nur qualifiziertes Personal, sondern mittelfristig das Überleben am Markt.

Jeder darf mitmachen und die Nutzung am Arbeitsplatz

Jeder darf mitmachen

Grundsätzlich ist dies eine der Spielregeln für „Social Media“ und sollte auch so im Unternehmen umgesetzt werden. Um Wildwuchs zu vermeiden, sind gut durchdachte „Social Media Guidelines“ wesentlich.

Schnell gerät ein Mitarbeiter durch einen unbedachten Kommentar in einem sozialen Netzwerk in die Gefahr, dass er als Vertreter des Unternehmens identifiziert wird und das Verhalten auf das Unternehmen zurückfällt.

Es muss vermieden werden, dass die (private) Meinungs­äußerung eines Mitarbeiters als Unternehmensaussage interpretiert wird. Mitarbeiter können und dürfen über das Unter­nehmen, aber nicht für das Unternehmen sprechen. Sie sind keine Unternehmenssprecher.

Die Konsequenz: Es reicht nicht aus, einen „Social Media Guideline“ erarbeitet zu haben – die Mitarbeiter müssen entsprechend geschult werden.

Nutzung am Arbeitsplatz

An dieser Frage scheiden sich die Geister: darf der Mitarbeiter soziale Netzwerke am Arbeitsplatz benutzen oder nicht? Intuitiv wird diese Frage verneint und die Nutzung verboten.

Dies ist nicht der richtige Weg. Bei der Nutzung des Internets war dies in vielen Fällen bereits ein Eigentor. Auch hier wurde die Nutzung anfänglich verboten oder auf bestimmte Seiten beschränkt. Je mehr das Internet eine Notwendigkeit für den Arbeitsplatz wurde, desto schwieriger waren die Sperren durchzuhalten und die Mitarbeiter hatten teilweise Aufholbedarf im Umgang mit dem Netz.

Dazu kommt, dass ein Unternehmen sicherlich die Geräte am Arbeitsplatz vor dem Zugriff auf soziale Netzwerke schützen kann, der Mitarbeiter dann aber vielleicht auf sein privates Endgerät schwenkt.

Vielmehr sollten Unternehmen die Nutzung mindestens tolerieren – besser sogar dazu ermuntern. Wichtig ist nur, dass der Mitarbeiter dabei seine eigentlichen Aufgaben nicht aus dem Blick verliert und damit unproduktiv wird. Dies ist eine Aufgabe der Führungskraft, so wie sie heute auch bereits darauf achten sollte, dass der Mitarbeiter nicht die Zeitung während der Arbeitszeit liest oder übermäßig privat telefoniert oder E-Mail schreibt.

Spitzer formuliert: Wenn die private Nutzung sozialer Netzwerke ein Problem ist, gibt es im Unternehmen ein Management­pro­blem und eine Führungs­schwäche.

Durchaus sind aber Arbeit und Freizeit zu trennen. Arbeit ist kein Privatvergnügen, sondern ein Vertrag mit Rechten und Pflichten auf beiden Seiten.

Übrigens: Nach einer aktuellen Studie der IBM erlauben 90% der im Umfeld der sozialen Netzwerke erfolgreichen Unternehmen den Mitarbeitern die Nutzung am Arbeitsplatz. Die Unternehmen müssen aber wissen, was soziale Netzwerk bedeuten und klare, abgestimmte Vorgaben machen.