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Kontist: Mehr als nur ein Konto für Selbständige und Freelancer

Ein “normales” Girokonto kann online relativ wenig. Geld erhalten und verschicken, die Umsätze anzeigen lassen und Lastschriften zurückgeben – das war es meist schon. Auch Startup-Anbieter wie number26 bieten hier nicht viel mehr an. Grundsätzlich unterscheidet sich das “moderne” Girokonto auch nicht wirklich von dem, was die klassischen Banken anbieten. Kontist will hier einen Schritt weiter gehen.

Will man das Konto beispielsweise mit der Buchhaltung verbinden, benötigt man Zusatzsoftware – so die Bank überhaupt eine Schnittstelle wie HBCI anbietet. Bei number26 oder Fidor sieht man dies als nicht notwendig an. Anwender von Quicken & Co. schauen in die Röhre und tippen die Umsätze von Hand ab. Für Privatanwender mag dies noch funktionieren, für Firmen ein no-go.

Variante 1: Anbindung eines bestehenden Kontos

Nun lassen sich zwei Tendenzen für eine Erweiterung des Funktionsumfangs erkennen. Moderne Webangebote, die in der Lage sind, sich mit dem Bankrechner zu verbinden und auf Umsätze zuzugreifen und sogar Überweisungen auszuführen. Ein Beispiel dafür ist sevDesk, über das ich bereits berichtet habe. Der Vorteil: man kann die eigene Bankverbindung behalten – wenn eine Schnittstelle bereitsteht.

Variante 2: Integration von Konto und Zusatzdienst

Eine andere Variante: Holvi bietet ein eigenes Girokonto an und hat somit eine schnittstellenfreie Integration von Girokonto, einem Online-Shop und der Buchhaltung. Weitere Funktionen können problemlos dazu kommen. Das funktioniert, weil Holvi eine finnische Zahlungsdienstleister-Lizenz hat. Einen ähnlichen Weg geht das Startup “K17ontist”.

Kontist

Einen ähnlichen Weg geht das Startup Kontist, welches 2016 sichtbar geworden ist. Kontist bietet ein mobiles Banking-Angebot speziell für Selbständige und Freelancer an.

Diese Zielgruppe ist stark wachsend, wird aber bei traditionellen Banken mit Skepsis betrachtet. Ohne Gehaltszettel und am Anfang vielleicht große Umsätze wird sie eher als Risiko betrachtet. Kontist will sich nun dieser Zielgruppe annehmen.

Der derzeitige Mehrwert besteht aus einer papierlosen Kontoeröffnung, mobilem Banking mit eingebautem Frühwarnsystem bei Liquiditätsengpässen, sowie einer automatischen Rücklage der anteiligen Einkommens- und Umsatzsteuer auf Unterkonten. Eine entsprechende Integration von Funktionen in das Geschäftskonto sucht man bisher bei traditionellen Banken vergeblich. Diese Übersicht muss sich der Freiberufler meist per Excel manuell schaffen.

Kontist hat keine eigene Banklizenz und darf daher auch kein eigenes Girokonto anbieten. Man kooperiert deswegen mit der solarisBank. Dort bietet man Bankdienstleistungen quasi aus der Steckdose an und kümmert sich um das gesamte Banking inklusive der Regulatorik. Die Plattform ist so konstruiert, dass Startups wie Kontist extrem schnell die Banking-Bausteine, die sie für Ihr Angebot benötigen, nutzen können. Das Geschäftsmodell ermöglicht nicht nur die schnelle, sondern auch die kostengünstige Anbindung. Gerade in der Startphase ist dies für Startups ein “muss”.

Für das erste Quartal 2017 will Kontist die Beta verlassen und live gehen. Neben vielen neuen Features werden durch eine Kooperation mit Debitoor die Faktura und die Buchhaltung in das Geschäftskonto integriert werden. Auch eine eigene Kreditkarte soll das Angebot ergänzen. Es lässt sich mutmaßen, dass auch hier der Partner solarisBank helfen wird – schließlich gibt es seit Kurzem eine Kooperation mit Mastercard.

sevDesk: Die Erweiterung des Girokontos

Programme zum Schreiben von Rechnungen, Angebote und Lagerverwaltung gibt es seit langem auf dem PC. Das ist eigentlich ein alter Hut. Die Programme können auch Daten ans Finanzamt übermitteln und die Umsätze von der Bank abholen. Es sind aber in der Regel immer Stand-Alone-Produkte, deren Updates meist kostenpflichtig per CD eingespielt werden müssen. Oft beschränken sich die Hersteller auf eine eher marginale Pflege der Produkte.

Vor einiger Zeit habe ich über Holvi berichtet. Bei Holvi bekommt man ein echtes Konto mit IBAN und hat eine Vollintegration der integrierten Webdienste. Holvi hat den Schwerpunkt zunächst auf einen angegliederten Webshop und die Faktura gelegt.

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt das deutsche sevDesk, welches ich seit einiger Zeit nutze.

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Hier behält man seine Bankverbindung, aber darauf wird die gesamte Buchhaltung inkl. der Faktura aufgesetzt. Die Funktionsvielfalt ist im Gegensatz zu Holvi deutlich umfangreicher und bietet quasi ein Rundum-Sorglos-Paket für Kleinbetriebe.

sevDesk hat sich bei der Bankanbindung eines Dienstleisters bedient. Dort liegen die Kontodaten und es erfolgt ein Abruf der Bankdaten, nachdem sevDesk die PIN über eine gesicherte Verbindung bereitgestellt hat. Über die gleiche Verbindung bekommt sevDesk die Umsatzdaten und stellt sie dem Kunden zur Verfügung. sevDesk handelt im Rahmen der Auftragsdatenverarbeitung nach BDSG und hält die Daten auf deutschen Servern. Ein umfangreiches Datenschutzkonzept kann jederzeit angefordert werden. Wie bei allen Cloud-Varianten muss hier der Kunde selber entscheiden, inwieweit er dem Anbieter vertraut.

Zum Jahresanfang gab es ein großes Update auf ein neues Framework. Seitdem ist die Entwicklungsgeschwindigkeit rasant angestiegen – regelmäßig werden neue Funktionen veröffentlicht. Die Highlights sind:

  • Erstellung von Rechnungen und automatischer Versand per E-Mail, Eigendruck oder kompletten Versand über eine Postschnittstelle (keine weitere Anmeldung nötig, 0.79 € für die erste Seite inkl. Porto)
  • Schriftverkehr über die gleichen Wege
  • Verwaltung aller Kontakte (Mini-CRM)
  • Erfassung aller Belege inkl. automatischer Belegerkennung und der steuerlichen Verbuchung
  • Abgleich der Belege und Rechnungen mit den Buchungsdaten der Bank
  • Weiterleitung aller nötigen Informationen an den Steuerberater
  • Elektronische Umsatzsteuervoranmeldung
  • Aufgabenverwaltung
  • Lagerverwaltung

Sicherlich ist der Wunschzettel an Funktionen zur Abrundung des Ganzen noch lang. So fehlt beispielweise bei der Bankanbindung die Möglichkeit, erhaltene Belege direkt zu bezahlen. Auch müssen die Bankinformationen noch manuell abgeholt werden. Und an vielen Stellen sind die Funktionen noch nicht ganz rund. Man kann aber mit sevDesk durchaus jetzt schon professionell arbeiten. Bei Problemen steht ein extrem bemühter Support zur Verfügung.

Ausprobieren kann man es kostenlos – mit diesem Link gibt’s 10 Euro Rabatt bei der Anmeldung.