Warum tun sich Banken schwer bei der Digitalisierung?

Tun sie gar nicht! Ganz im Gegenteil, sie sind darin richtig gut.

Um das zu verstehen, muss man ein wenig die Historie betrachten.

Die Banken gehören zu der Branche, die schon seit Ewigkeiten digitalisiert. Als im Handel noch mechanische Kassen Standard waren, haben die Banken bereits Rechenzentren gegründet und damit die Digitalisierung begonnen. So wurde die genossenschaftliche Datenverarbeitung schon 1963 im norddeutschen Raum begonnen.

Seit Anfang der 1990er Jahre die PC’s in die Bankfilialen Einzug hielten, haben die Banken einen immensen Aufwand in die Digitalisierung gesteckt. Damals sagte man allerdings noch nicht Digitalisierung dazu. Oft war von Rationalisierung und Umstellung auf IT die Rede.

Für Banken war immer eine Optimierung der Prozesse die Antriebsfeder zur Einführung von IT. Dieser wurden dadurch schneller und kostengünstiger erfolgen. Die Kundenselbstbedienung wurde nicht eingeführt um den Kunden einen besseren Service zu verkaufen, sondern lediglich um das teure Schalterpersonal zu ersetzen. Natürlich hat man nach Vorteilsargumenten gesucht und diese auch gefunden. Die Kosten für den Kunden wurden geringer und die Verfügbarkeit besser. Meist “geringer und besser” als bei der Konkurrenz.

Nun hat man aber inzwischen einen Optimierungslevel erreicht, den man eigentlich nur noch mit viel Aufwand verbessern kann. Damit wird es auch immer schwieriger, Kostenvorteile zu erzielen und die schrumpfenden Margen aufzufangen. Genau an dieser Stelle steht die Finanzwirtschaft inzwischen.

Im letzten Artikel habe ich aufgelistet, was FinTechs erfolgreich macht. Dummerweise sind die dort genannten Faktoren genau das, was ein Banker in den letzten Jahrzehnten der Digitalisierung nicht gelernt hat.

  1. Einfachheit: der Banker kennt nur “lieber komplex und sicher als einfach und unsicher”.
  2. Differenzierung: der Banker hat in seiner DNA die Sichtweise “alle Banken machen irgendwie das Gleiche, beim Geldgeschäft kann man nicht so viel anders machen”
  3. Aufmerksamkeit: das haben Banker nicht wirklich gelernt. Ist auch schwierig, weil ja doch irgendwie alle das Gleiche machen. Also kann man nur über Konditionen oder Qualität auf sich aufmerksam machen. Innovation war nie wirklich im Fokus.
  4. Community: Als Community versteht der Banken seinen Kundenkreis. Es wird mit allen Mitteln versucht, neue Kunden in diese Community zu locken. Aber dann mit dieser Community zu arbeiten, wirklich auf sie zu hören, das widerspricht dem Selbstverständnis des Banker, der sich unterm Strich doch am besten mit seinem komplexen Geschäft auskennt. Eine gewisse Grundarroganz (sorry, liebe Mitbanker) ist da schon vorhanden. Ausnahmen entstehen, schönen Gruß z.B. an die Kollegen von Fidor.

Die meisten Institute hätten (noch) problemlos die finanziellen Mittel, ein innovatives Team zu beschäftigen und auszustatten. Man bräuchte keine FinTechs kaufen, sondern könnte die Innovationen auch selber bauen. Es liegt nicht an der Finanzkraft, sondern an den Rahmenbedingungen.

photo-1441171205449-f600f908a9f3Ich habe in vielen Workshops und Gesprächen gelernt, dass die Banken gute Mitarbeiter und damit auch gute Chancen hätten. Das Potential wird aber ganz oft nicht oder nur unzureichend genutzt und innovative Ideen abgetan, bevor sie richtig durchleuchtet sind. Tagesgeschäft, Regularien und andere Bedenken stehen vor neuen Geschäftsmodellen. Seit Jahren wildern fremde Branchen bei den Banken und nehmen ihnen Geschäftsanteile weg. Zeit zum Gegenangriff. Attacke!

Ein Gedanke zu „Warum tun sich Banken schwer bei der Digitalisierung?

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